Das inselweit größte Fischangebot gibt es auf dem Olivar-Markt. | Archiv Ultima Hora

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Dass die Preise für rote Gambas, Miesmuscheln, Petersfisch und Langusten zum Jahresende in die Höhe schießen, ist den Feiertagen geschuldet und nichts Neues. Schon kurz nach dem Jahreswechsel dann pendeln sie sich wieder auf dem normalen Niveau ein – auch diese Preise aber sind für viele kaum mehr zu bezahlen. Edler Speisefisch kostet locker 50 Euro pro Kilo, das gilt auch für die typisch mallorquinischen Krustentiere. Und die Situation wird sich aus Verbrauchersicht noch weiter zuspitzen: Mallorcas Fischereibranche kündigt an, dass sich weitere Preissteigerungen nicht verhindern lassen werden.

Schuld daran ist die Fischereipolitik der EU, heißt es beim balearischen Fischerverband. Dessen Generalsekretär Antoni Garau weist im MM-Gespräch auf die drastischen Folgen hin, die die kürzlich beschlossene Reduzierung der Anzahl der Tage, an denen die balearische Schleppnetzflotte auslaufen darf, mit sich bringen wird. „Wenn das so umgesetzt wird, dann können die Fischer nur noch an drei Tagen pro Woche arbeiten”, sagt Garau: „So kann man nicht profitabel wirtschaften.” Vielen Kleinunternehmern drohe das Aus.

Der EU-Rat hatte im Dezember die zulässigen Gesamtfangmengen für das Jahr 2023 und dabei unter anderem eine Reduzierung der Fangtage für die balearischen Schleppnetzfischer um sieben Prozent beschlossen – nicht die erste Reduzierung. Laut Garau hat sich die Zahl der erlaubten Fangtage seit 2020 um fast ein Drittel verringert. Statt 220 Tagen pro Jahr seien nun im Schnitt noch etwa 160 erlaubt. Damit komme die Fangflotte an die Grenzen der Rentabilität. Etwa 800 direkte Arbeitsplätze schaffe der Fischereisektor auf den Balearen. Viele davon seien inzwischen in Gefahr.

Als Grund für die Restriktionen gibt die EU die jahrelange Überfischung der Bestände im westlichen Mittelmeer an. Bereits seit 2019 gibt es die Verordnung 2019/1022 „zur Festlegung eines Mehrjahresplans für die Fischereien, die Grundfischbestände im westlichen Mittelmeer befischen”. Dessen Ziel ist es, „die Befischung wirksam zu regulieren, Überfischung, illegale, ungemeldete und unregulierte Fischerei sowie zerstörerische Fangpraktiken zu beenden und wissenschaftsgestützte Bewirtschaftungspläne umzusetzen”. Bis spätestens 1. Januar 2025 sollen die Bestände „auf ein solches Niveau gebracht werden, dass sie mit höchstmöglichem Dauerertrag befischt werden können”. Auf diesem sollen sie dann gehalten werden.

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Es sei nachgewiesen, dass die Fischerei im westlichen Mittelmeer weit über der Grenze liegt, die die Nachhaltigkeit der Fischbestände garantiere. Daher müsse eine Strategie für die Erhaltung und nachhaltige Bewirtschaftung aufgestellt werden, die folgende Arten umfasst: Seehecht, Rote Meerbarbe, die Rosa Geißelgarnele, Kaisergranat, die Afrikanische Tiefseegarnele und die Rote Tiefseegarnele. Zumindest zwei der Arten spielen für die balearischen Schleppnetzfischer eine große Rolle: die Rote Tiefseegarnele (Gamba Roja) und die Rote Meerbarbe (Salmonete). Allein die Gamba Roja macht Antoni Garau zufolge mehr als 18 Prozent des Wertes der Gesamtfangmenge aller balearischen Fischerboote aus. Sie ist damit die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle.

„Wir sind absolut damit einverstanden, dass Schutzmaßnahmen ergriffen werden müssen, wenn bestimmte Spezies in Gefahr sind”, sagt Garau. „Wir teilen aber die Grundannahme nicht, die der Reduzierung der Fangtage zugrunde liegt.” Die Datenlage sei schlicht unzureichend, es fehlten wissenschaftliche Studien auf regionaler Ebene, die belegen, dass die Bestände der genannten Arten tatsächlich in Gefahr sind. Die EU verfahre nach dem Motto: Im Zweifel lieber etwas strengere Beschränkungen. „Das Problem ist, dass die Gegner der Schleppnetzfischerei großen Druck ausüben, um deren Abschaffung zu erreichen”, sagt Antoni Garau. Dass die Bestände rund um die Inseln gefährdet seien, decke sich nicht mit den Erfahrungen der hiesigen Fischer. Deren Statistiken belegten etwa bei der Roten Meerbarbe aufsteigende Tendenz. Auch bei der Roten Gamba gebe es „kein großes Problem”.

Deshalb fordert er, dass die Beschränkungen weniger kurzfristig greifen sollen. Der Mehrjahresplan der EU müsste bis 2030 und nicht bereits bis 2025 umgesetzt werden. „Die Zeit ist einfach zu kurz für die Fischer, um sich anzupassen”, so Garau. In ähnlicher Weise hatte sich in den vergangenen Wochen auch schon die balearische Agrar- und Fischerei-Ministerin Mae de la Concha geäußert, die eine Ausnahmeregelung für die Balearen forderte. Es könne nicht sein, dass für die relativ kleine balearische Flotte dieselben Beschränkungen gelten, wie für die viel größeren Flotten an der valencianischen und katalanischen Küste.

Allein in Sant Carles de la Ràpita in der Nähe von Tarragona seien 50 Schleppnetzboote stationiert, sagt Garau. In allen Häfen der Balearen sind es dagegen zusammengerechnet gerade einmal 32. Diese aber steuern etwa 70 Prozent zur Gesamtfangmenge der balearischen Flotte bei, die 320 Schiffe umfasst. Ohne Schleppnetzfischerei gäbe es auf der Insel überhaupt keinen frischen, lokalen Fisch mehr, sagt Garau. „Mit nur 30 Prozent des Ertrags wäre das Vertriebsnetz überhaupt nicht aufrechtzuerhalten.” Schon jetzt müssen 83 bis 85 Prozent des auf den Inseln konsumierten Fisches importiert werden.

Ob es auch weiterhin einen funktionierenden Fischereisektor auf den Balearen gibt, hänge vom Willen der politisch Verantwortlichen ab, sagt Garau. „Der Primärsektor kann nur durch Subventionen überleben.” Die Frage sei, ob man diese Tradition und diese Kultur am Leben erhalten will. Zumindest in einem Punkt haben die balearischen Fischer nun Erfolg gehabt. Sie haben durchgesetzt, dass die Reduzierung der Fangtage halbiert wird, wenn sie sich bereiterklären, im Februar überhaupt nicht mehr in der Tiefe zwischen 150 und 500 Metern zu fischen. Statt zwölf Fangtage werden also im Jahr 2023 lediglich sechs gestrichen. Illusionen aber braucht man sich deshalb nicht hinzugeben: Dass die Fischpreise auf Mallorca weiter steigen werden, gilt als ausgemachte Sache.