Urlauber mit dem Aufkleber von We love tourism Mallorca in der Hand. | Ultima Hora

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Dass eine Bewegung zumeist eine Gegenbewegung erzeugt, ist nicht nur in der Physik zu beobachten, sondern auch im realen Leben. Auf Mallorca, zum Beispiel. Am zurückliegenden Wochenende war noch alle Welt damit beschäftigt, seinen Kommentar zur zweiten Großdemonstrationen gegen die Auswüchse des Massentourismus in diesem Jahr abzugeben, da machte sich ein überschaubares Grüppchen wackerer Aktivisten am Rande der Veranstaltung bereits daran, bunte Aufkleber an Urlauber zu verteilen.

In farbenfrohen Lettern wies der runde Sticker den Weg auf eine Webseite: Welovetourismmallorca.com. Die ist noch recht nüchtern gestaltet und – von den drei Sprachen Katalanisch, Spanisch und Englisch einmal abgesehen – ein One-Pager. Wer dahintersteckt, das verraten weder ein Impressum online noch deren zwei Sprecher Pablo und Guillermo auf der Straße der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora".

In fast entschuldigendem Ton sagen die beiden jungen Männer, dass es sich bei We love tourism Mallorca um ein "spontanes Projekt" handele, mehr oder minder "planlos". Ihr Anliegen sei, der aufkommenden Tourismusphobie eine positive Nachricht entgegenzusetzen. "Wir möchten zum Ausdruck bringen, dass Mallorca Besuchern gegenüber aufgeschlossen ist", sagen Pablo und Guillermo. Man dürfe den Tourismus nicht verteufeln, schließlich sichere dieser Wirtschaftszweig Tausenden Menschen auf der Insel ein Einkommen.

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Damit positioniert sich die Wir-haben-dich-lieb-Kampagne, die ihren beiden Sprechern zufolge weder politische noch finanzielle Hintergedanken habe, als Gegenspieler der Plattform Menys turisme, més vida. Die will mittlerweile bis zu 80 Bürgerinitiativen, Nachbarschaftsverbände und sogar Gewerkschaften hinter sich vereint haben. Ihrem Aufruf zum Sonntagsdemo folgten nach eigenen Angaben 50.000 Menschen, die Behörden sprachen von schätzungsweise 20.000 Teilnehmern.

Während sich die Demonstranten eher schlichten Slogans à la Tourists go home hingeben, sehen die Macher von We love tourism Mallorca das Spiel mit dem Feuer differenzierter. Mallorca leide an Overtourism, das stellen auch Pablo und Guillermo nicht infrage. Mit dem Finger aber fast ausschließlich auf Besucher zu zeigen, werde der Problematik nicht gerecht. Denn diese seien nicht alleinig an Massifizierung, exorbitanten Mieten und Verkehrskollaps Schuld.

Bei We love tourism Mallorca werde auf offenen Dialog gesetzt, so das örtliche MM-Schwesterblatt. So lädt auf der Internetseite ein großes, weißes Feld ein, Vorschläge einzureichen, die dazu beitragen könnten, das "vielschichtige Problem" in den Griff zu bekommen. Gesucht werde, so heißt es, ein "Weg in eine bessere Zukunft für alle". Die eingesandten Ideen will die Initiative an jene Expertengruppe weiterleiten, die im Auftrag der balearischen Landesregierung an einem ähnlichen Ziel arbeitet.