"Wegbleiben erwünscht": Proteste gegen Massentourismus und Wohnungsnot
"Von der Stadt, die britische Besucher ausdrücklich auffordert, wegzubleiben, bis hin zu Inselbewohnern, die Touristen ausdrücklich meiden, werfen wir einen Blick auf beliebte europäische Reiseziele, die uns bitten, sie diesen Sommer nicht zu besuchen", so "The Telegraph".
Der Teñegraph schreibt: "Bereits im Mai dieses Jahres hatten mehr als 10.000 Menschen in Palma gegen den Tourismus, insbesondere gegen den Mangel an erschwinglichen Wohnungen, demonstriert. Im Juni besetzten Demonstranten die Strände von Sa Ràpita und Caló des Moro in der Nähe von Santanyí und forderten Touristen zum Verlassen der Insel auf." Auch die Demo vom vergangenen Sonntag wird beim Daily Telegraph zitiert.
Laut dem Blatt erwägten Anti-Tourismus-Protestgruppe sogar, den Flughafen Palma und die umliegenden Straßen in diesem Sommer zu blockieren, um Touristen gezielt zu stören. Neben Mallorca nennt "The Telegraph" auch Ibiza und den menorquinischen Ferienort Binibeca Vell auf Menorca als weitere Orte, die britische Touristen nicht willkommen heißen. Im gleichen Atemzug wird darauf hingewiesen, dass in diesen Gegenden aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum einige Arbeiter aus dem Gastgewerbe in ihren Autos leben müssen.
Barcelona und Teneriffa: Maßnahmen gegen Massentourismus
Die Rangliste der am wenigsten touristenfreundlichen Regionen umfasst auch zwei weitere spanische Destinationen: Barcelona und Teneriffa. In der katalanischen Metropole geht die Bewegung gegen den Massentourismus bereits auf das Jahr 2017 zurück. "Die Proteste gegen den Tourismus in Barcelona sind mit Kampagnen für bezahlbaren Wohnraum für Einheimische verbunden, und die Stadtverwaltung folgt diesem Aufruf", erklärt der britische Journalist hinter dem Artikel. "Sie haben eine Reihe von Beschränkungen für die Vermietung von Ferienwohnungen eingeführt, und letzten Monat kündigte Bürgermeister Jaume Collboni an, dass er bis 2029 alle Touristenwohnungen in der Stadt abschaffen will."
"Teneriffa steht in Umfragen häufig an der Spitze der beliebtesten Urlaubsziele der Briten. Doch überall auf der Insel prangen Graffiti an den Wänden von Gebäuden, die ihre treuen Besucher mit Sprüchen wie 'Euer Paradies, unsere Hölle' und 'Touristen, geht nach Hause' begrüßen", so The Telegraph. Im Vergleich zu Barcelona und Mallorca betonen die kanarischen Behörden laut dem Artikel, dass sie nicht gegen den Tourismus sind, sondern ein nachhaltigeres und qualitativ hochwertigeres Tourismusmodell anstreben, um das "Paint with your English breakfast"-Modell zu ersetzen, das in einigen ihrer Touristenstädte vorherrschend ist.
Die Anti-Tourismus-Stimmung in einigen europäischen Reisezielen sei deutlich spürbar, schreibt der "Telegraph". Die Gründe dafür seien vielfältig und komplex, reichten aber von Wohnungsnot und Umweltbelastung bis hin zu einem Gefühl der Überlastung durch den Massentourismus. Die Tourismusbranche müsse sich diesen Herausforderungen stellen und nachhaltige Lösungen entwickeln.
6 Kommentare
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Ich kann das verstehen. Auf Sylt sieht es nicht anders aus. Wie schlimm ist es denn, wenn man in seiner Heimat irgendwann die Miete nicht mehr bezahlen kann. Vermietung und Verkauf sind denke ich die größten Treiber der Preise. Da könnte man schon lange eine Riegel vorschieben. Aber Geld regiert die Welt. Es profitieren ja auch genug Spanier davon. Aber halt nicht die breite Masse, die zur Miete wohnt. Und das mit den Kreuzfahrtschiffen ist ja ein Dauerthema. Die Regierung hat gezeigt, dass man es begrenzen kann (wenn man denn will). Und natürlich lebt die Insel vom Tourismus. Aber zu voll ist einfach zu voll. Das macht ja selbst als Tourist keinen Spaß mehr.
juliaNicht definiertes Totschlagargument? Was ist bezahlbarer Wohnraum? Woran machen Sie das Fest? Erzählen Sie doch mal..
ich bin mir nicht sicher ob man nun alles über einen Kamm scheeren sollte. Die Demos zielen nicht auf den kompletten Verzicht von Tourismus ab, jedenfalls nehme ich das so war. Es fällt mir auch schwer zu glauben, dass gerade der super günstige Tourismus der hier auch häufig an den Pranger gestellt wird und mit dem die größten Probleme zugesprochen werden, wegen der Demos und dem damit verbundenen Gefühl nicht willkommen zu sein, wegbleiben. Diejenigen schert es bestimmt sehr wenig. Ich kann mir eher die Auswirkung im mittel und hochpreisigen Segment vorstellen, das sind eher die Urlauber , die wegbleiben könnten und sich attraktivere Ziele aussuchen. Das trifft dann leider in der Tat genau die "Kleingewerbe" die der Insel ja gut tun. Man vergrault sich da die flaschen Urlauber. Billig Tourismus wird es immer geben es ist die Frage wieviel verträgt ein Land und im besonderen eine überschaubare Insel davon.
Hajo HajoJa, er mag ironisch anmuten mein Kommentar und zudem hatte ich gesagt: hoffentlich.....bezahlbaren Wohnraum. In meiner unmittelbaren Nachbarschaft stehen drei stattliche Haeuser von betuchten Einheimischen seit vielen Jahren leer. Da schmerzt es, wenn man staendig liest wie dringend bezahlbarer Wohnraum gebraucht wird. Fuer solche Eigentuemer scheint es immer noch attraktiver gar keine Mieteinnahmen zu haben anstatt geringe um damit den Wohnraumgesuchen nachzukommen von denen sie ebenso kenntnis haben.
juliaWenn diese hirnlosen Aktionen so weiter gehen, wird das Zieler ereicht. Aber was dann? Dann gibt es wie Sie sagen bezahlbaren Wohnraum. Und WER bitte braucht den dann noch? Einheimische sicher nicht, die wohnen ja schon immer hier. Also sind das wohl nur fremde Arbeitskräfte. - Glauben Sie im Ernst, dass die dann noch da sind, wenn die Insolvenz um sich greift? Als Erste erwischt es wie immer das Kleingewerbe. Sie werden die Insel Richtung DE, Ö, CH verlassen, wo sie dringend gebraucht werden. Vor allem Srvice-Kräfte.
Dem Ziel naeher, denn auch BBC hat ausfuehrlich berichtet. Lt. einer aktuellen Civey-Umfrage moechten 74 % der Befragten nicht dort Urlauben wo Touristen mehrheitlich nicht gewollt sind. Das kommende Jahr wird zeigen ob die Demonstationen erfolgreich waren, deutlich weniger Touristen kommen, was dann hoffentlich zu mehr bezahlbarem Wohnraum fuehrt.