"Go Home" haben Tourismusgegener auf die Fassade einer Immobilienagentur geschrieben. | M. A. Cañellas

TW
6

"Kaum eine Woche vergeht ohne antitouristische Demonstrationen auf der beliebten Baleareninsel", so dramatisch zumindest berichtet die britische Tageszeitung "The Telegraph". Das Blatt hat kürzlich eine Liste der europäischen Reiseziele erstellt, die angeblich Touristen aus dem Vereinigten Königreich am wenigsten freundlich gegenüberstehen sollen. Mit acht Punkten auf einer Skala von 1 bis 10 landet Mallorca auf dem ersten Platz der Aufstellung

"Wegbleiben erwünscht": Proteste gegen Massentourismus und Wohnungsnot

"Von der Stadt, die britische Besucher ausdrücklich auffordert, wegzubleiben, bis hin zu Inselbewohnern, die Touristen ausdrücklich meiden, werfen wir einen Blick auf beliebte europäische Reiseziele, die uns bitten, sie diesen Sommer nicht zu besuchen", so "The Telegraph".

Der Teñegraph schreibt: "Bereits im Mai dieses Jahres hatten mehr als 10.000 Menschen in Palma gegen den Tourismus, insbesondere gegen den Mangel an erschwinglichen Wohnungen, demonstriert. Im Juni besetzten Demonstranten die Strände von Sa Ràpita und Caló des Moro in der Nähe von Santanyí und forderten Touristen zum Verlassen der Insel auf." Auch die Demo vom vergangenen Sonntag wird beim Daily Telegraph zitiert.

Ähnliche Nachrichten

Laut dem Blatt erwägten Anti-Tourismus-Protestgruppe sogar, den Flughafen Palma und die umliegenden Straßen in diesem Sommer zu blockieren, um Touristen gezielt zu stören. Neben Mallorca nennt "The Telegraph" auch Ibiza und den menorquinischen Ferienort Binibeca Vell auf Menorca als weitere Orte, die britische Touristen nicht willkommen heißen. Im gleichen Atemzug wird darauf hingewiesen, dass in diesen Gegenden aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum einige Arbeiter aus dem Gastgewerbe in ihren Autos leben müssen.

Barcelona und Teneriffa: Maßnahmen gegen Massentourismus

Die Rangliste der am wenigsten touristenfreundlichen Regionen umfasst auch zwei weitere spanische Destinationen: Barcelona und Teneriffa. In der katalanischen Metropole geht die Bewegung gegen den Massentourismus bereits auf das Jahr 2017 zurück. "Die Proteste gegen den Tourismus in Barcelona sind mit Kampagnen für bezahlbaren Wohnraum für Einheimische verbunden, und die Stadtverwaltung folgt diesem Aufruf", erklärt der britische Journalist hinter dem Artikel. "Sie haben eine Reihe von Beschränkungen für die Vermietung von Ferienwohnungen eingeführt, und letzten Monat kündigte Bürgermeister Jaume Collboni an, dass er bis 2029 alle Touristenwohnungen in der Stadt abschaffen will."

"Teneriffa steht in Umfragen häufig an der Spitze der beliebtesten Urlaubsziele der Briten. Doch überall auf der Insel prangen Graffiti an den Wänden von Gebäuden, die ihre treuen Besucher mit Sprüchen wie 'Euer Paradies, unsere Hölle' und 'Touristen, geht nach Hause' begrüßen", so The Telegraph. Im Vergleich zu Barcelona und Mallorca betonen die kanarischen Behörden laut dem Artikel, dass sie nicht gegen den Tourismus sind, sondern ein nachhaltigeres und qualitativ hochwertigeres Tourismusmodell anstreben, um das "Paint with your English breakfast"-Modell zu ersetzen, das in einigen ihrer Touristenstädte vorherrschend ist.

Die Anti-Tourismus-Stimmung in einigen europäischen Reisezielen sei deutlich spürbar, schreibt der "Telegraph". Die Gründe dafür seien vielfältig und komplex, reichten aber von Wohnungsnot und Umweltbelastung bis hin zu einem Gefühl der Überlastung durch den Massentourismus. Die Tourismusbranche müsse sich diesen Herausforderungen stellen und nachhaltige Lösungen entwickeln.