Insgesamt besuchten 18,7 Millionen Urlauber im Jahr 2024 die Baleareninseln. | Jaume Morey

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Jahr für Jahr spült der Tourismus Milliarden in die Kassen der Balearen. Doch die Kehrseite des Booms wird immer offensichtlicher: Die zunehmende "Massifizierung" könnte Mallorca und die Nachbarinseln als begehrte Reiseziele langfristig unattraktiver machen. Eine aktuelle Studie des internationalen Beratungsunternehmens Simon-Kucher zeigt, dass ein großer Teil der Urlauber die Balearen als überfüllt empfindet – mit potenziell weitreichenden Folgen für den Tourismussektor.

Laut der Analyse "Travel Trends" ziehen 55 Prozent der deutschen Touristen in Betracht, die spanischen Mittelmeerinseln künftig zu meiden, weil sie als zu voll wahrgenommen werden. Unter britischen und spanischen Urlaubern ist diese Wahrnehmung sogar noch ausgeprägter: 63 Prozent der Befragten empfinden die Destination als überlaufen. Die spanische Tageszeitung Ultima Hora sieht in diesen Ergebnissen eine ernstzunehmende Bedrohung für die wichtigste Wirtschaftsbranche der Inseln.

Überfüllte Strände und Städte: Touristen meiden die Balearen

Die Studie basiert auf einer Umfrage unter 7200 Reisenden aus Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, den Niederlanden, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Großbritannien und den USA. Demnach haben 20 Prozent der Befragten ihre Reisepläne bereits aufgrund von überfüllten Touristen-Hotspots geändert oder sogar storniert. Besonders betroffen sind britische (30 %), spanische (29 %) und deutsche Urlauber (23 %), die sich gegen einen Urlaub auf Mallorca entschieden haben.

Zudem beeinflusst die zunehmende Überlastung der Infrastruktur auch spontane Buchungen: Reisende suchen vermehrt nach ruhigeren Alternativen. Laut der Umfrage sind insbesondere französische (69 %), US-amerikanische (64 %) und britische Touristen (63 %) bereit, ihre Pläne kurzfristig umzustellen, wenn ihnen das Reiseziel zu überfüllt erscheint.

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Massentourismus belastet Einheimische

Die negativen Auswirkungen des Tourismusbooms beschränken sich jedoch nicht nur auf Urlauber – auch die Bevölkerung der Balearen leidet unter den Folgen der Touristenflut. Carlos Fernández, Senior Manager bei Simon-Kucher und Mitverfasser der Studie, betont: „Die Massifizierung ist in den acht untersuchten Tourismusregionen zu einem echten Problem geworden. Mehr als die Hälfte der Reisenden möchten gentrifizierte Destinationen vermeiden. Doch am stärksten betroffen sind die Einheimischen, die unter steigenden Mieten, überfüllten Straßen und einer sinkenden Lebensqualität leiden.“

Trotz der Bedenken verzeichnen die Balearen weiterhin Rekordzahlen: 2024 besuchten 18,7 Millionen Touristen die Inseln, und für 2025 prognostizieren Airlines einen erneuten Anstieg der Besucherzahlen um bis zu sechs Prozent. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, steuert die Region auf das dritte Rekordjahr in Folge zu.

Lösungen gegen den Ansturm: Nachhaltigkeit oder höhere Preise?

Wie lässt sich der Tourismus auf den Balearen besser steuern? Die Umfrage zeigt, dass 40 Prozent der Reisenden bereit wären, in der Nebensaison zu kommen, um die Hauptreisezeit zu entlasten. 30 Prozent plädieren für eine verbesserte Infrastruktur, um den Besucherandrang besser zu bewältigen. Auch Maßnahmen wie nachhaltiger Tourismus, ein ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz, strengere Regeln für Kurzzeitvermietungen und Echtzeit-Überwachungssysteme zur Steuerung der Besucherströme wurden als mögliche Lösungen genannt.

Fernández lobt die Balearen dennoch als eines der attraktivsten Reiseziele weltweit. Ein möglicher Ansatz zur Regulierung des Tourismus könne laut ihm in einer allgemeinen Preiserhöhung auf den Inseln liegen: „Die Balearen haben viel in einen hochwertigeren Tourismus investiert. Eine Erhöhung des durchschnittlichen Tagessatzes muss jedoch mit großer Vorsicht erfolgen.“

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Mallorca & Co. den Balanceakt zwischen wirtschaftlichem Erfolg und nachhaltiger Entwicklung meistern – oder ob sich der Massentourismus am Ende selbst abschreckt.