Die einst imposante Stadtmauer und die Bastion "Baluard del Príncep" in Palma de Mallorca, ein historisches Erbe aus dem 16. Jahrhundert, haben sich in den letzten Jahren von einem stolzen Wahrzeichen zu einem "Symbol der urbanen Krise" gewandelt. Was früher an den Glanz vergangener Zeiten erinnerte, ist heute von der Wohnungsnot des 21. Jahrhunderts überschattet.
Eine neue Obdachlosensiedlung hat sich unter der Mauer etabliert und gibt den Blick auf eine traurige Realität frei: Müll, Verfall und ein gesichtsloses Elend prägen zunehmend das Bild. Besonders störend für viele Einheimische und Touristen, die von der nahegelegenen Dachterrasse eines Fünf-Sterne-Hotels auf das Areal blicken, ist der Anblick von Verwahrlosung und Trostlosigkeit.
Der langsame Verfall eines Wahrzeichens
Die Renovierung der Bastion zog sich über Jahre hin, und ursprünglich sollten die Arbeiten bereits 2022 abgeschlossen sein. Doch nach der Insolvenz des zuständigen Bauunternehmens kam es zu monatelangen Verzögerungen. In der Zwischenzeit wuchs die Vernachlässigung des historischen Ortes: Schutt, Müll und sogar Ratten prägten das Bild. Sowohl der Innenbereich des Bollwerks als auch das Gelände unter der Brücke der Plaça de la Porta des Camp wurden zunehmend von Verwahrlosung befallen. Rund 20 Obdachlose haben sich inzwischen dort niedergelassen.
Bewohner leben friedlich zusammen und wollen und keinen Ärger
Die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora war am vergangenen Mittwoch vor Ort und sprach mit den afrikanischen Bewohnern, die dort offenbar friedlich zusammenleben. Einige "wohnen" unter dem Brückenbogen, andere haben noch einen kleinen Platz im Inneren des neuen Bastionsbereichs ergattert.
„Wir wollen keinen Ärger“, beginnt ein Obdachloser das Gespräch. „Wir brauchen jedoch einen Ort, an dem wir uns sicherer fühlen können als auf der Straße.“ Die Mauerbesetzer meinen es ernst – einige von ihnen haben früher selbst für Sicherheitsfirmen gearbeitet. „Hier wollten sich auch Drogenabhängige und Diebesbanden niederlassen. Die haben wir jedoch vertrieben“, sagt einer der Männer entschlossen, während er Reporter und Fotografen der Zeitung über das Gelände führt.
Keine Elektrizität, Wasser nur aus einem Brunnen
„Im Innenbereich des Bollwerks gab es Stromanschlüsse. Wir hatten dort sogar Licht“, erzählt der Obdachlose. Doch die Kabel wurden gestohlen und verkauft. Ein nahegelegener Brunnen versorgt sie mit Trinkwasser. Die Mitarbeiter des Wasserversorgungsunternehmens Emaya kümmern sich routinemäßig um die Umgebung.
„Wir möchten keinen Müll in unserer 'Behausung' haben. Wir halten hier alles so sauber wie möglich“, betont der Sprecher der Gruppe. Die Stadt Palma möchte die Situation in den Griff bekommen, weiß aber bislang nicht, wie das geschehen soll.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.