Die Bilanz kann sich sehen lassen: 39 Festnahmen, 71 Hausdurchsuchungen und eine Tonne beschlagnahmtes Kokain – nach 24 Stunden Großeinsatz sprach die MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" am Donnerstag vom "größten Schlag gegen den Drogenhandel" jemals in Mallorcas Inselhauptstadt Palma. Gänzlich abgeschlossen sei der Operación Jaque Mate (Schachmatt) genannte Einsatz aber noch nicht, bis zum Wochenende seien weitere Polizeiaktionen und Festnahmen nicht ausgeschlossen. Die Zeitung beruft sich dabei auf nicht namentliche genannte Quellen aus der Justiz. Wie bei derartigen Großeinsätzen üblich, hatte der verantwortliche Richter zuvor eine Informationssperre verhängt.
Der seit Monaten vorbereitete Großeinsatz zielte der Zeitung zufolge auf mindestens zwei Drogenclans ab, die in Palma und damit auf ganz Mallorca seit jeher das Sagen haben: Los Valencianos und El Pablo. Diese befinden sich in fester Hand von unüberschaubaren Gitanos-Clans, die in den Problemvierteln Son Banya, Son Gotleu und La Soledad zu Hause sind. Auch deshalb konzentrierten sich die Behörden seit dem frühen Mittwochmorgen auf Razzien in diesen Stadtvierteln. Am Abend, so "Ultima Hora", habe ein Sondereinsatzkommando den gemeinhin als búnker bezeichneten Sitz des El Pablo-Clans in der Carrer del Teix in La Soledad gestürmt. Dort hätten sie den Sohn des legendären Clanführers El Pablo, Iván Campos Maya, festgenommen.
Formell werfen die Behörden den hochgenommenen Clanmitgliedern Drogenhandel, Geldwäsche und Bildung einer kriminellen Vereinigung vor. Allein 60 der insgesamt 71 Festnahmen, so die Zeitung unter Berufung auf Justizkreise, seien in Palma erfolgt. Die übrigen elf Verdächtigen seien in Valencia in Gewahrsam genommen worden. An dem spektakulären Großeinsatz sollen insgesamt mehr als 200 Beamte der Guardia Civil teilgenommen haben, darunter Dutzende von Spezialkräften vom spanischen Festland. Der Zeitung zufolge wollen die Ermittler die Festgenommen in den nächsten Stunden einzeln vernehmen und anschließend dem Ermittlungsrichter vorführen.
Unter den Festgenommen befinden sich einstimmigen Medienberichten zufolge auch die beiden Clan-Größen Carlos Cortés, alias El Charly, und Joaquín Fernández, alias El Prestamista. Zwischen den Familien kam es nach Zeitungsangaben zuletzt zu teils gewaltsamen Gebietskämpfen, bei denen sich die beiden Clans Los Valencianos und Ove zunehmend gegen El Pablo hätten durchsetzen können. Ferner beanspruchten auch kolumbianische Narcos einen Anteil am lukrativen Geschäft mit den Drogen. Diese unheilvolle Gemengelage, die laut "Ultima Hora" außer Kontrolle zu geraten drohte, hätte die Behörden dazu veranlasst, konsequenter denn je gegen den organisierten Drogenhandel vorzugehen.
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