Im Polizeiskandal von Palma de Mallorca rollen jetzt auch die Köpfe hochrangiger Politiker. Betroffen sind drei Schwergewichte der konservativen Volkspartei PP. Es handelt sich um den Stadtverbandsvorsitzenden José María Rodríguez, den ehemaligen Rathauskoordinator und Tourismusdezernent Alvaro Gijón sowie die frühere Sozial- und Immigrationsdezernentin Sandra Fernández.
Wie die Tageszeitung Ultima Hora berichtet, werden alle drei am Montagnachmittag bei einer Sitzung ihre Parteiämter zur Verfügung stellen. Seit der Freigabe des Untersuchungsberichts zum Polizeiskandal in der vergangenen Woche werden Rodríguez und Gijón in den Medien als mutmaßliche Drahtzieher einer Polizei-Mafia dargestellt.
Wie es heißt, sollen durch Angehörige der Lokalpolizei in der Inselhauptstadt über Jahre hinweg Gastronomen erpresst und andere gegen Schmiergeld begünstigt worden sein, insbesondere auch an der Playa de Palma. Die Einnahmen wurden angeblich unter den Beteiligten und den Drahtziehern aufgeteilt. Aus den Akten geht hervor, dass Polizisten offenbar Wirte drangsalierten, im Dienst Kokain konsumierten und gleichzeitig über Nebenjobs als Security-Unternehmer oder Versicherungsunternehmer von den Opfern abkassierten.
Aus den Papieren wird auch zitiert, dass Rodríguez kostenlos Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen und in der Unterwelt größere Mengen an Drogen zum Kauf angeboten haben soll. Der Vorwurf ist umso schwerwiegender als der PP-Politiker im Jahr 2012 als Delegierter der spanischen Zentralregierung von Ministerpräsident Rajoy amtiert hatte. Damit waren ihm seinerzeit alle staatlichen Sicherheitskräfte auf den Inseln unterstellt.
Von 2003 bis 2007 war er zudem Innenminister unter dem wegen Korruption verurteilten Balearen-Präsidenten Jaume Matas. Alvaro Gijón galt im Rathaus als verlängerter Arm von Rodríguez und ist seit der Abwahl der Konservativen im Juni 2015 hauptamtlicher Stadtrat der Opposition. Seine Kandidatur als spanischer Parlamentsabgeordneter wurde vor einigen Monaten vereitelt.
Die Ermittlungsakten umfassen rund 24.000 Seiten. Mehr als ein Dutzend Verdächtige wurden bereits festgenommen und sitzen größtenteils noch in Untersuchungshaft. Einige Namen tauchen auch in den Ermittlungen gegen die Hells Angels auf Mallorca auf.
Aus den Akten zur Operation Casablanca ist ebenfalls zu entnehmen, dass angeblich der "Polizeichef gekauft" war. Wer genau mit dieser abgehörten Aussage gemeint ist, blieb jedoch bisher im Unklaren. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, müssen die beteiligten Politiker mit einer Verhaftung rechnen. Bisher weisen sie die Beschuldigungen jedoch von sich. José María Rodríguez fühlt sich nach eigenen Worten als Opfer einer öffentlichen Vorverurteilung. (mic)
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