Der Strand von Coll Baix ist schwer zugänglich und deshalb auch im Sommer nicht überlaufen. | Jonas Martiny

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Eine kleine Wanderung mit anschließender Bademöglichkeit auf der La-Victòria-Halbinsel führt zum abgelegenen Kiesstrand Coll Baix auf Mallorca. Da man mit dem Auto bis auf wenige Kilometer an die Küste herankommt, ist es lediglich etwa eine Dreiviertelstunde Fußmarsch bis ans Ziel. Hinter dem Museum Sa Bassa Blanca sollte man das Auto bald parken, da die Forststraße in ziemlich schlechtem Zustand ist: Die Schlaglöcher werden immer tiefer, je weiter man fährt.

700 Meter hinter dem Abzweig zum Museum befindet sich rechter Hand eine Jägerhütte. Dort zweigt der Weg in Richtung Cova Tancada ab. Geradeaus ist es jetzt noch ein knapper Kilometer bis zur Wanderhütte von Coll Baix. Links geht es steil hinauf zum Talaia d’Alcúdia, geradeaus windet sich ein Pfad hinunter an die Küste. Bis in die Bucht sind es 800 Meter, allerdings geht es über Stock und Stein, das letzte Stück muss man über Geröll und Felsen klettern.

Der Strand von Coll Baix wird selbst in der Badesaison in der Regel nur von wenigen Ausflüglern aufgesucht. Allerdings liegen meist viele Jachten in der Bucht. Imposant ragen ringsherum die Felswände viele hundert Meter in die Höhe. Darum und wegen seiner Nordausrichtung liegt der Strand oft im Schatten – außer im Hochsommer, dann brennt die Sonne unerbittlich.

Die Wanderung zur Cova Tancada ist etwas weiter und auch anstrengender. Von der Jägerhütte geht es zunächst etwa 400 Meter bergauf, dann nach links. Nach weiteren 600 Metern Anstieg führt in einem Kiefernwald ein Pfad rechter Hand den Berg hinunter und dann am gegenüberliegenden Hang in Richtung Küste. Stetig geht es bergauf, dann quer über eine Hochebene und schließlich steil abwärts. Der Weg ist nicht ausgeschildert, deshalb sollte man genau auf Markierungen achten.

Der letzte, steilste Teil der Route führt die felsige Klippe hinunter. Stellenweise sind Treppenstufen in den Stein gehauen und es gibt Eisenstangen zum Festhalten. An einer Stelle hilft eine Kette beim Abstieg über den glatten Fels. All das sind Zeugnisse einer Vergangenheit, in der hier Schmuggler ihrer Arbeit nachgingen. Möglichst unbemerkt von den Carabineros wurden Tabak, Alkohol, Medikamente oder Lebensmittel an Land gebracht. Die Bootsanlegestelle ist noch heute unschwer zu erkennen. Gleich oberhalb befindet sich der Eingang zur Cova Tancada, die von den Schmugglern als Versteck genutzt wurde. Treppenstufen erleichtern den Zugang zu den einzelnen Kammern. Dutzende Meter weit zieht sich die Höhle in den Berg. Hineinwagen sollte man sich nur mit Taschenlampe, und auch so kann man sich durchaus verlaufen im Inneren. Vorsicht ist angebracht.

Eher hoch hinaus führen die beiden Wanderrouten, die am anderen Ende der Halbinsel starten. Der Ausgangspunkt ist die Ermita de La Victoria, die in ihrer jetzigen Form aus dem 18. Jahrhundert stammt, deren Geschichte aber bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Eine lange Tradition hat auch das Fest am 2. Juli zu Ehren der Muttergottes Mare de Déu de la Victòria, der Schutzheiligen Alcúdias. Die entsprechende Heiligenfigur steht in der kleinen Kirche.

Unmittelbar neben der ehemaligen Einsiedelei beginnt ein schotterbedeckter Fahrweg, der sich zunächst sanft den bewaldeten Berg hinauf schlängelt. Nach wenigen Metern befinden sich linker Hand drei Kreuze, die den Ort markieren, an dem einem Hirten die Muttergottes erschienen sein soll. Wenige Minuten später zweigt unmittelbar nach einer scharfen Rechtskurve linker Hand ein Weg ab, der an einem Holzgeländer klar zu erkennen ist. Dieser Weg führt zum Berg Penya des Migdia (355 Meter), von dem aus man einen spektakulären Überblick über das Cap Pinar, das Kiefernkap, genießen kann (Dauer: hin und zurück circa zwei Stunden).

Der Küstenpfad, der nicht ausgeschildert, aber auch nicht zu verfehlen ist, schlängelt sich leicht auf und ab am Berghang entlang, bevor es durch einen engen, von Menschenhand gebauten Durchschlupf geht. Wer nicht schwindelfrei ist, kann sich gleich dahinter an der am Fels befestigten Kette festhalten, während er den schmalen Steig zurücklegt, wo der Abgrund links sehr tief erscheint. Der Penya del Migdia war einst Standort einer Festungsanlage, deren Reste bis heute sichtbar sind. Von hier aus konnte die Bucht von Alcúdia überwacht werden. Der dortige Hafen war lange Zeit von großer Bedeutung. Noch im 19. Jahrhundert gingen üblicherweise hier die Reisenden an Land, die aus Barcelona kamen. Noch immer steht auf dem Gipfel eine Kanone. Noch etwas anstrengender ist die ausgeschilderte Wanderung auf den 446 Meter hohen Talaia d’Alcúdia. Von der Einsiedelei bis auf den Gipfel braucht man etwa eine Stunde.