Der Feuertopf besteht meist aus zwei Teilen: Das Essen wird wahlweise in einer scharfen und einer milden Suppe gegart. | Anja Schmidt

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Klare Sache – inmitten der Hitzewelle auf Mallorca sehnt sich jeder Mensch nach einem heißen, dampfenden Fondue. Das wird am Tisch auf großer Flamme gekocht. Wer bei dem Gedanken jetzt noch keine Tröpfchen auf der Stirn stehen hat, bekommt sie spätestens, wenn eine scharfe und feurig rote Fonduebasis serviert wird, in der Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch, Gemüse, Pilze, Nudeln und alles, was noch irgendwie hineinpasst, blubbernd gegart wird ...

Das entweder in scharfer oder einer milden Brühe zubereitete Essen wird dann noch durch eine leckere Erdnuss- oder Sojasauce gezogen und das Schlemmerlebnis ist perfekt! Können Sie das noch nicht ganz nachvollziehen, sollten Sie es einfach ausprobieren. Denn nach Meinung vieler Chinesen passt Feuertopf zu jeder Jahreszeit!

‚Aber natürlich’, hätte vielleicht sogar Konfuzius gesagt, wenn denn chinesische Heilkunde zu seinen zentralen Themen gehört oder wenn es zu seinen Lebzeiten schon Hotpot in China gegeben hätte. Laut chinesischer Volksweisheit habe das Konsumieren von heißen Speisen und Getränken gerade bei Hitze nämlich große Vorteile für den Körper. Es würde dem Organismus beim Abkühlen helfen – dem stimmen übrigens selbst Wissenschaftler der westlichen Hemisphäre zu. MM hat sich auf den Weg gemacht, um diese Lebensweisheit auf die Probe zu stellen. Denn in Palma gibt es zwei chinesische Feuertopf-Restaurants, die selbst während der Hitzewelle geöffnet haben. Aber erst einmal das Grundlegende. Wie funktioniert das Hotpot-Essen eigentlich?

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Im "Liu’s Hotpot" gibt es eine große Auswahl an lokalem Fleisch. Im "Sichuan Hotpot" sind die handgemachten Nudeln zu empfehlen. Foto: Anja Schmidt

So: Das Fondue wird, wie wir es gewohnt sind, meist mit Freunden genossen. Wer deutsch geordnete Verhältnisse im Topf erwartet, könnte aber enttäuscht werden. Hat im Westen jeder sein Gäbelchen, auf das das Fleisch oder Brot gepikst wird, landet beim sogenannten „Huoguo” alles im Pott. Es wird dann bunt gefischt und jeder nimmt eben das, was ihm wieder auf die Schöpfkelle kommt. Oder man halte das für sich beanspruchte Stückchen mit den Stäbchen in die Brühe und lasse es nicht mehr los, bis es gar ist!

Jedes Restaurant bietet verschiedene Grundbrühen, in denen eine Auswahl an Speisen gegart wird. In Chinas Provinz Sichuan ist es üblich, einen zweigeteilten Topf mit zwei gegensätzlichen Geschmacksrichtungen zu wählen. Meist scharf und mild.

Danach geht’s an die Speisen, die ins Fondue kommen. Hier gibt es nichts, was keinen Platz im Topf finden könnte. Eine bunte Mischung passt immer. Jetzt fehlt nur noch die Soße, durch die die Speisen in einem Schüsselchen gezogen werden. Am Soßentisch gibt es fertige, aber auch jede Menge Grundzutaten, Gewürze und Öle, mit denen der Gast sich selbst etwas „anrühren” kann. Beliebt ist immer Erdnusssoße mit frischem Knoblauch, Koriander, Frühlingszwiebeln, und ein paar Tropfen Chiliöl.

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Bei den zwei (klimatisierten) chinesischen Restaurants in der Inselmetropole, die Feuertopf aus der Region Sichuan anbieten, handelt es sich um das „Sichuan Hotpot” und „Liu’s Hotpot”. Ersteres ist ein traditionsreiches Familienrestaurant im Carrer Nicolau de Pacs 18. „Liu’s Hotpot” ist eine weltweit bekannte Franchise-Kette im Carrer de l’Arxiduc Lluís Salvador.

Bei Liu’s Hotpot testete MM einen sogenannten „Yuanyangguo”, einen Topf mit einer scharfen und milden Brühe. Bei Außentemperaturen von über 35 Grad wirkte die rote Basis aus Chilischoten besonders „anregend.” Darin wurden lokale, hauchdünn aufgeschnitte Fleischsorten, eine Meeresfrüchteplatte mit Jakobsmuscheln, Gambas, Krebsen und Tintenfisch sowie gemischte Pilze und Klößchen aus Fleisch, Fisch und Käse getunkt. Die Scheiben aus Rinder-, Schweine- und Lammfleisch wurden auf Platten rund um den Topf gelegt.

Auch Restaurant-Besitzer Fang Ji erzählt von den Vorteilen der heißen und scharfen Speisen im Hochsommer. „Die Frauen in Sichuan haben die schönste Haut in China. Hohe Temperaturen, viel Luftfeuchtigkeit und regelmäßig Hotpot auf dem Speiseplan klären die Poren”, sagt er und lächelt. Auch sein 30-jähriger mallorquinischer Freund Eric ist begeistert: „Ich esse in der Hitze ja auch Paella. Wir treffen uns mindestens einmal in der Woche und gönnen uns ein Fondue”, sagt der Makler und strahlt. „Fang Ji hat ein modernes Restaurant eröffnet, und macht die Gäste neugierig auf China”, fügt er hinzu.

Im Restaurant „Sichuan Hotpot” führt Besitzerin Chen Hui mit ihrem Mann Zeng Xiangjun die Feinheiten des Huoguo vor. Wie bei der Konkurrenz gibt es ein riesiges Angebot. MM wählt – wie beim anderen Restaurantbesuch inmitten der Hitzewelle – einen traditionellen Topf mit einer scharfen Suppe und einer milden Hühnerbrühe. Dazu gibt es eine Gemüseplatte aus Kartoffeln, Süßkartoffeln, Rettich, Spinat, Frühlingszwiebeln und Mangold, zudem dünn aufgeschnittenes und sorgfältig auf Crush-Eis drapiertes Wagyu-Rind, Enoki-Pilze, Kugeln aus Krabbenfleisch auf Gurke und handgemachte Nudeln. Der Kellner kredenzt seine Lieblingssoßenmischung und erzählt dabei von der Freude, seinen Gästen ein Stück der Kultur seiner Heimat näherbringen zu können.

Und was ist nun die Moral von der Geschicht? Auch im Hochsommer ist das asiatische Fondue uneingeschränkt zu empfehlen. Nachdem Essen werden Sie vermutlich auf die Außentemperaturen nicht mehr allzu stark reagieren und fühlen sich regelrecht erfrischt, wenn sie das Lokal verlassen.

Die Qualität, der Geschmack und die Auswahl der Speisen ist in beiden Lokalen gleichermaßen zu empfehlen. Beide Restaurants bieten authentische Gerichte, wie sie in China serviert werden. Und wenn Sie auf die porentiefe Zusatzreinigung verzichten möchten, wählen Sie eine milde Grundsuppe aus Hühnchen oder Tomate. Sie haben also die Qual der Wahl! Preisfaktor: rund 40 Euro pro Person je nach Zutaten.