Bestens angezogen, schicke Marken-Accessoires, teure Autos: An diesen Dingen erkennen Sie auf Mallorca Taschendiebe
Die Kriminellen wollen in dieser Aufmachung das Vertrauen ihrer Opfer erschleichen, verrät ein erfahrener Polizeichef in Valldemossa. „Es ist alles pure Psychologie“
In dem Bilderbuchdorf auf Mallorca, Valldemossa, ist es dem Polizeichef gelungen, Taschendieben das Handwerk zu legen. | Teresa Ayuga
Im Winter 2021, als Andreu González die Leitung der Lokalpolizei von Valldemossa, dem Bilderbuchdorf auf Mallorca, übernahm, fiel ihm ein auffälliges Detail auf: Die Taschendiebe hatten es besonders auf das Dorf abgesehen, und in diesem Jahr waren mehr als 600 Anzeigen wegen Taschendiebstahls eingegangen. Kein Wunder: Valldemossa, wo schon George Sand und Frédéric Chopin ihren berühmten „Winter auf Mallorca“ verbracht hatten, lockt besonders in der warmen Jahreshälfte täglich abertausende von Urlaubern an. Dort besuchen sie die Kartause sowie die Cafés und Souvenirshops und flanieren durch die verwinkelten Gassen oder den verwunschenen Garten beim Rathaus.
Angesichts der hohen Kriminalitätsrate in Sachen Taschendiebstählen wurde es zu Andreu González’ Obsession, die Zugriffe der Langfinger drastisch zu reduzieren. Um dies zu erreichen, verbrachte er Monate damit, die Kleidung der Täter zu analysieren, die das Dorf regelmäßig heimsuchten: „Das Thema 'Outfit' war entscheidend. Durch ihre stets gleiche Art, sich zu kleiden, konnten wir sie identifizieren“, erklärt der erfahrene Polizeichef, einer der höchst angesehenen auf Mallorca. Die Ergebnisse dieser revolutionären Methode waren spektakulär: Die Taschendiebstähle gingen um 97 Prozent zurück. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 15 Diebstähle verzeichnet – ein geradezu polizeiliches Wunder.
„Die Taschendiebe, die nach Valldemossa kommen, sind stets rumänischer Nationalität. Sie arbeiten in der Saison auf den Kanaren und kommen nach Ostern nach Mallorca. Ende Oktober gehen sie wieder“, berichtete González der spanischen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. Es handelt sich um bestens organisierte Banden, die fließend Spanisch sprechen und viele von ihnen haben die doppelte Staatsbürgerschaft: rumänisch und italienisch.
Andreu González, Leiter der Lokalpolizei von Valldemossa, mit seiner in Sevilla erhaltenen Auszeichnung. Foto: Javier Jiménez
Andreu González, der Polizeibeamte mit jahrelanger Erfahrung, bemerkte ein Detail: Die Männer trugen immer die gleichen Bermudashorts, Hemden, Baseballmützen und Rucksäcke, alle in denselben Farben und von denselben Marken. Und es waren keine Fälschungen. Es handelte sich um teure, fast exklusive Marken: „Um sich unter die Touristen mit hohem Einkommen zu mischen, müssen sie hochwertige Kleidung tragen, damit die Urlauber denken, sie seien wie sie, und Vertrauen fassen. Es ist reine Psychologie.“
Mit den weiblichen Taschendieben war es dasselbe: Fast alle trugen identische Kleidung, tauschten jedoch den Rucksack gegen eine Handtasche, ebenfalls von teuren Marken. Besonders aus Paris. Nachdem er diese Charakteristika dieser Banden erkannt hatte, untersuchte Andreu González, wie sie nach Valldemossa gelangten: „Sie reisten in Autos der oberen Preisklasse, einer bestimmten Marke, die sie in Palma mieteten.“
Mit all diesen Informationen in der Hinterhand erreichte der Polizeichef, dass die Regierung ihm die Erlaubnis gab, Zivilstreifen im Dorf einzusetzen, die sich unter die Touristen mischten und potenzielle Täter aufspürten. Zuvor hatten die Beamten deren Mietwagen auf dem Parkplatz festgestellt. Danach ging es nur noch darum, Männer und Frauen zu finden, die in bestimmten Farben und auf bestimmte Weise gekleidet waren.
Die Fallzahlen sprechen für sich
„Die Ergebnisse sind tatsächlich unglaublich: Von über 600 Taschendiebstählen sind die Zahlen auf nur 15 gesunken. Das ist wirklich außergewöhnlich. Wir sind sehr stolz auf die geleistete Arbeit“, sagt Andreu González, der für seine revolutionäre Methode zur Bekämpfung der Taschendiebstähle jüngst bei einem Polizeitreffen in Sevilla ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus hat er die erstaunlichen Erfolge dieses neuen Systems in einem Buch festgehalten.
Trotz allem ist sich der Polizeichef bewusst, dass die Diebe aus Osteuropa ihre Misserfolge im vergangenen Sommer durchaus zur Kenntnis genommen haben und in dieser Saison mit neuen Modellen nach Valldemossa zurückkehren werden. „Wir müssen uns weiterentwickeln und genau studieren, wie sie sich jetzt kleiden und bewegen werden. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Anders gesagt: Die Kriminellen werden alles tun, um sich nicht durch ihr „Outfit“ zu verraten, ist sich Andreu González sicher.
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