Zu Hause alles aufgegeben: Dieser deutsche Mediziner wurde durch Mallorca "geheilt"
Stefan Kassner gab seine Praxis und ein sicheres Einkommen in Deutschland auf und begann auf der Insel ein neues Leben als Schriftsteller. So geht es ihm heute
Autor S. Kassner hat eine Inseltrilogie herausgebracht, die in Palmanovas "Playa Es Carregador" spielt. | Anja Schmidt
Anja Schmidt Anja Schmidt06.07.24 09:00Aktualisiert um 11:31 Uhr
Der Mediziner für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Stefan Kassner hatte im Jahre 2022 einen Schritt gewagt, den viele Menschen nicht nachvollziehen können: Den sicheren und lukrativen Job als Arzt aufzugeben, um nach Mallorca auszuwandern und ein neues Leben als Buchautor zu beginnen. Seit dem letzten Gespräch mit MM im vergangenen Jahr hat Kassner unter anderem zwei Teile einer Romantrilogie veröffentlicht, deren Handlung auf der Insel spielt. Darin teilt er seine eigenen Erfahrungen sowie für ihn prägende Momente durch die Geschichte seiner Protagonistin mit den Lesern.
„Band eins ‚Ein Inselhotel zum Verlieben’ handelt von Caro, die ihren Traum erfüllt, indem sie ein Boutique-Hotel in Palmanova eröffnet und dafür Deutschland verlässt”, so Kassner. Parallelen zwischen der fiktiven Auswanderin und ihrem Autor gibt es zur Genüge. „Caro hat wie ich ihren Beruf im Gesundheitssystem aufgegeben, weil es irgendwann einfach nur noch an den Nerven zehrte. Durch sie konnte ich in Worte fassen, wie die Insel mich empfangen und verändert hat”, erklärt der 44-Jährige. Denn erst auf der Insel erkannte der Schriftsteller, wie sehr er früher in einem rotierenden Hamsterrad gefangen war. „Mit meiner Entscheidung, alles zu verändern, habe ich mir mein Leben zurückgeholt. Ich habe seit meinem Umzug das erste Mal das Gefühl, nicht mehr nur für andere oder für ein gewisses Gesellschaftsimage zu leben”, erzählt Kassner erleichtert. „Jetzt lebe ich für das, wofür ich brenne, und schreibe nicht nur Rezepte”, sagt er, und die Erleichterung ist spürbar.
„Das Gefühl von Heimat, hatte ich seit meinem Auszug aus dem Elternhaus nicht mehr gehabt”, betont der Arzt, „in Palmanova kann ich endlich sagen: Ich bin zu Hause angekommen”. So geht es scheinbar auch der imaginären Caro. Viele Menschen können nicht verstehen, wie es sein kann, dass sie sich in eine so ungesicherte Zukunft begibt. „Die persönliche Inselwahrnehmung, wenn man sich in die Umgebung einfügen muss – und das in einer ganz fremden Mentalität und Sprache – ist eine Herausforderung. Die Art und Weise, wie hier gelebt und gearbeitet wird, ist einfach anders”, sagt Kassner und fügt klärend hinzu: „Das heißt nicht, dass hier alles heile Welt ist, und weniger Leistung nötig sei. Ganz im Gegenteil! Hier muss man mehr arbeiten als in Deutschland und der Verdienst ist geringer, aber dafür steigt die Lebensqualität enorm”, findet der Mönchengladbacher. Er schreibe acht bis zehn Stunden täglich, auch am Wochenende. Dennoch sei das Leben auf Mallorca entschleunigter. „Die Insel hat mich geheilt, ich war nur noch ein seelisches Wrack, gestresst, und konnte gar nicht mehr herunterkommen”, sagt Kassner. Seine Produktivität ist enorm: In den zurückliegenden zwölf Monaten hat er neun Romane, ein Sachbuch und zwei Novellen veröffentlicht. Weitere Werke befinden sich derzeit noch im Lektorat, über 30 Exposés mit neuen Storylines warten auf das OK einiger Verlage. Darunter sind zahlreiche Krimis, Romane und Urlaubsgeschichten, die auf der Sonneninselspielen.
„Ich lege Wert darauf, dass ich meinen Lesern das Gefühl gebe, mitten vor Ort zu sein.” Und in der Tat existieren alle Schauplätze des Romans. Das „Hotel Caro” liegt an der Promenade des Strandes Es Carregador in Palmanova. Das Design ist einem Gebäude nachempfunden, das rund 100 Meter entfernt liegt. „In Band zwei spazieren die Charaktere mit den Vierbeinern an den nahe gelegenen Hundestrand. Aus der Minigolfanlage wird im Buch ein Tierheim, selbst der beliebte Strandkiosk, eine Playa weiter, spielt eine Rolle”, so Kassner. „Und in der Nähe des Turmes auf der kleinen Landzunge, bezieht die Protagonistin ein Anwesen”, beschreibt der Autor die Szenerie weiter, und zeigt dabei auf den historischen Wachturm Torrenova zwischen Palmanova und Magaluf.
Nicht nur Deutsche, sondern auch die Einheimischenspielen in seinem Roman eine wichtige Rolle: „Die Herzlichkeit und Unkompliziertheit der Menschen berührt mich und wird des Öfteren im Buch thematisiert. Ich habe mich in die hiesige Gesellschaft schnell integrieren können. Mittlerweile habe ich einen festen Freundeskreis, wurde sogar von Mallorquinern an Weihnachten und Silvester zum gemeinsamen Essen eingeladen”, sagt der Arzt glücklich.
„Jeden Morgen, wenn ich die Augen öffne und dabei die aufgehende Sonne sehe, erfüllt mich eine tiefe Dankbarkeit. Ich kann es nicht fassen, dass ich mein Leben so drehen konnte.”
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Mimi
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Vor 5 Monaten
Der Protagonist ist nicht der einzige, der im falschen Beruf gelandet ist. Überhaupt, Mediziner scheinen häufig einen Hang zur Muse zu haben, ich kenne einige dichtende, geigende und orgelnde, für die Kunst ein Ausgleich zum Stress im Beruf ist. Eine Balance zu finden, gelingt nicht allen und so wird manchmal aus der Leidenschaft ein Erwerb.
1 Kommentar
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Der Protagonist ist nicht der einzige, der im falschen Beruf gelandet ist. Überhaupt, Mediziner scheinen häufig einen Hang zur Muse zu haben, ich kenne einige dichtende, geigende und orgelnde, für die Kunst ein Ausgleich zum Stress im Beruf ist. Eine Balance zu finden, gelingt nicht allen und so wird manchmal aus der Leidenschaft ein Erwerb.