Bewegt was auf der Insel: Der dynamische Unternehmer und Founder Philipp Baier setzt sich mit seiner Stiftung für Nachhaltigkeit ein. | Patricia Lozano

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Nachhaltigkeit ist auf den Balearen in aller Munde – und doch klaffe zwischen der Theorie zu wiederverwertbaren Materialien und ihrer praktischen Anwendung im Alltag noch eine gewaltige Lücke. Das weiß der gebürtige Heidelberger Philipp Baier zu berichten. Der 47-jährige Unternehmer und Stiftungsgründer lebt mit seiner dänischen Frau Line Hadsbjerg und seinen beiden Töchtern seit 20 Jahren auf Mallorca. Sein Geld verdient Baier zwar mit der Firma Lifexperiences, die im Event-Sektor auf Mallorca und den umliegenden Inseln tätig ist. Doch seine Herzensangelegenheit ist eigentlich der Umweltschutz. „Ich treibe viel Wassersport, wie Surfen und Kitesurfen, von daher liebe ich das Meer”, so der charismatische Macher, der in Südafrika Betriebswirtschaft studierte. „Und ich wünsche mir, dass meine Kinder in Zukunft eine schöne und saubere Insel genießen können”, erklärt der Deutsche seine Motivation mit Nachdruck.

Sein Engagement für den Umweltschutz begann 2017, als Baier nach einem seiner Events selbst viel Müll am Strand gefunden hatte. „Damals hat sich kaum jemand mit dem Thema Müllvermeidung befasst, doch in jenem Moment wurde mir klar, dass sich etwas verändern muss”, erklärt der Unternehmer. Er rief die Stiftung Cleanwave Foundation ins Leben, die mittlerweile zwölf Mitarbeiter zählt, darunter Meeresbiologen und Erzieher. Auch die Initiativen Cleanwave Education, Medgardens und Cleanwave Movement sind daraus hervorgegangen, die sich unter anderem damit befassen, Schüler in Workshops und Kinder aus sozial schwachen Familien im Sachen Umweltschutz aufzuklären oder die sich für mediterrane Unterwasserwälder engagieren.

Eine der ersten Aktionen der Cleanwave Foundation bestand in der Produktion von wiederauffüllbaren Edelstahlflaschen, die derzeit im Webshop ( store.cleanwave.org) ab 14,50 Euro für eine 350- und ab 17,50 Euro für eine 800-Milliliter-Flasche verkauft werden. Im Kampf gegen die 1,5 Millionen Einweg-Plastikflaschen, die täglich auf den Balearen konsumiert werden, war das jedoch nicht genug. Der nächste Schritt war die Installation von Wasserspendern in Zusammenarbeit mit dem Wasserversorger Emaya auf den Inseln im Jahr 2019. Mittlerweile umfasst das Netz von Auffüllstationen über 70 Standorte auf Mallorca, Ibiza und Menorca. In naher Zukunft kommen noch vier neue auf Mallorca und zehn weitere auf Menorca hinzu. Über die Qualität des nassen Elements aus den Spendern sagt Baier: „Aufgrund eines Kohlestofffilters hat das Wasser eine viel höhere Qualität als gewöhnliches Trinkwasser auf den Inseln – und daher auch nicht diesen ekligen Chlorgeschmack.”

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Baier zufolge müssten beim Umweltschutz alle – die Regierung, die Konsumenten und die Industrie – noch stärker an einem Strang ziehen. Er sagt: „Es muss sich noch mehr tun, denn das Recycling-System, so wie es uns kommuniziert wird, ist eine Lüge. Nur zehn Prozent wird recycelt, der Rest landet auf den Inseln in der Müllverbrennung. In Afrika ist es schlimmer, dort landet der Plastikmüll im Meer.”

Ein Meilenstein im Thema Nachhaltigkeit ist für die Cleanwave Foundation die Kooperation mit dem Mallorca Live Festival in diesem Jahr gewesen, das vom 18. bis 20. Mai im ehemaligen Aquapark in Magaluf stattfand. Für die Veranstaltung stellte Baiers Stiftung 180.000 Becher zur Verfügung, wovon letztendlich 70.000 von den Festivalbesuchern genutzt wurden. Den Gästen stand es frei, die Becher, die sie für einen Euro erwarben, nach dem Gebrauch zu spenden. Mithilfe dieses Spenden-Systems konnten letztendlich die Kosten für die wiederverwertbaren Plastikbecher gegenfinanziert werden. Die benutzten Becher wurden nach dem Festival nach Barcelona gebracht, wo sie in einer Reinigungsanlage gespült werden. Danach sollen sie Baier zufolge auf weiteren Konzerten zum Einsatz kommen. Der deutsche Unternehmer erklärt, dass er sogar am balearischen Abfallgesetz, dem „ley de residuos” beteiligt gewesen war, das zu Jahresbeginn in Kraft trat. Denn Mitarbeiter seiner Stiftung saßen mit Inselpolitikern an einem Tisch, um an dem Entwurf für das Regelwerk zu feilen, das den Gebrauch von Einwegplastik eindämmen soll.

Doch das alles reicht Baier nicht. Er hat bereits sein nächstes Projekt auf die Beine gestellt: Bei dem Vorhaben Plastic-Free-Traveler soll Reisenden nun in Zusammenarbeit mit der Airline Easyjet sowie diversen Hotels ein gänzlich plastikfreier Urlaub ermöglicht werden.