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An einem Mittwochmorgen im Herbst 1993, die Touristensaison war schon vorbei, rückte der Abrissbagger an. Der Himmel war grau, das Meer bleiern, passend zum Trauerspiel. Dann wurde der Strandkiosk "Balneario 6" an der Playa der Palma zu Schutt zertrümmert. Am 3. November jährte sich das Ereignis nun zum 20. Male.

Ein ungeahnter teutonischer Aufschrei war damals gegen das Abrissvorhaben laut geworden. Die Fans des Strandkiosks hatten in Kampagnen 10.000 Unterschriften gesammelt und wütende Protestbriefe an die Behörden auf Mallorca formuliert. Sie wollten "ihren" Strandkiosk, den "Ballermann 6" retten. Vergeblich: Die alte Bude von 1972, ein weiß und orange gefliester Flachbau mit zeitgenössischer Architektur samt abgerundeten Fensterwinkeln, musste dem Fortschritt weichen.

Spaniens Küstenbehörde verwirklichte damals ein gewaltiges Investitionsprojekt. Es ging darum, die gesamte Playa de Palma mit einer Meerespromenade für Fußgänger auszustatten, samt Palmenallee, Straßenbeleuchtung und Kanalisation. Auch die neuen Strandkioske, 15 an der Zahl, wurden von der Behörde ausgewählt und vorgegeben. Es waren Symbole, die für die neue, moderne und qualitätsorientierte Playa de Palma stehen sollten: Designer-Objekte in Edelstahl, mit einem weit ausgreifenden Gitterdach als Schattenspender; jene Strandkioske, wie sie noch heute die Promenade von Can Pastilla bis nach S'Arenal alle paar Hundert Meter säumen.

Der erste "Ballermann 6" war, das ist dem Proteststurm zu entnehmen, schon damals ein Kultobjekt für Gerstensaft-Liebhaber. Vor allem Kegelbrüder sorgten dort für Getränkeumsatz. Aber auch andere Urlauber wussten das Strandlokal mit zünftiger Küche, Sangria und Meerblick zu schätzen.

"Es war schmerzhaft, als der Sechser abgerissen wurde. Aber wir trösteten uns damit, dass wird bald in einem neuen Kiosk an jener Stelle weitermachen konnten", erinnert sich Francisco de las Heras, damals wie heute Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Mar de Mallorca, die zuständig ist für die Kioske, aber auch für die Liegen, Sonnenschirme und die Strandreinigung.

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Heras hatte 1976 bei Mar de Mallorca zu arbeiten begonnen, zunächst als Kassierer im Balneario 7, dann im Einser. Auch im Sechser wurde er eingesetzt. "Das war damals ein Kiosk wie alle anderen, aber mit mehr Gästen, nah bei den Hotels, und auch im Winter geöffnet."

Die Zählung der Kioske ging so: Bis 1993 gab es zehn Balnearios, von "0" in Can Pastilla bis "9" in Arenal. Dann, mit dem Neubau der Promenade, wurde die Zahl die Kioske auf 15 erhöht, die Reihenfolge der Zählung aber umgekehrt. So startet die Kette der Balnearios mit "15" in Can Pastilla und endet bei "1" in Arenal. Mit diesem Kniff gelang es immerhin, den neuen "Ballermann 6" wieder genau dort landen zu lassen (bei 18 Meter Abweichung), wo schon der erste Balneario 6 seinen Standort hatte; stets vor dem Hotel Playa Golf.

Apropos "Ballermann", dieser Schriftzug prangte nie am Kiosk selbst, sehr wohl aber auf einem Pfahl nebenan. Den, so Heras, hatte der deutsche Bierlieferant gesponsert.

Der Rummel um den Ballermann, mit all den alkoholischen wie filmischen Exzessen, nahm Mitte der 80er seinen Anfang. Und noch heute treffen sich am Strand neben dem Kiosk Urlauber, die ihre mitgebrachten Getränke im Eimer kühlen oder direkt aus diesem trinken, mittels langer Strohhalme. "Aber das passierte neben unserem Kiosk. Eimer haben wir nie verkauft. Das sind zwei Welten."

Neuerungen an den Balnearios wird es schon 2014 geben, testweise, vielleicht mit balinesischen Liegen, vielleicht mit Doppelliegen. Noch sei aber nichts spruchreif, wiegelt Heras ab.

Und Neuerung gab es bereits 2011. Da wurden die Kioske dank neuer Stühle kunterbunt. Nur der Sechser nicht. Er ist eben auch für Mar de Mallorca etwas Besonderes. Und wurde weitgehend in Rot gehalten.