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Dauer und Schwierigkeit:In 45 bis 60 Minuten ist die knapp zwei Kilometer lange Strecke bis zur Höhle gut zu schaffen. Gleiches gilt für den Rückweg. Die erste Hälfte des Weges führt moderat bergauf. Die zweite Hälfte führt teils steil bergab und ist für ungeübte Wanderer nicht ganz ungefährlich. Man sollte trittsicher und schwindelfrei sein.

Anfahrt:In Alcúdia folgt man der Ausschilderung zur La-Victòria-Halbinsel und dann zum Museo Sa Bassa Blanca. Bis dorthin ist der Weg recht gut gepflastert, dann geht es die letzten 800 Meter über einen ziemlich holprigen Waldweg mit tiefen Schlaglöchern bis zu einer weißen Jagdhütte rechterhand. Dort kann man parken.

Ausrüstung:Wasser, etwas zum Essen, feste Schuhe und in der kühleren Jahreszeit einen Wind- und Regenschutz sollte man auf jeden Fall dabeihaben. Wer die Höhle erkunden will, braucht unbedingt eine Taschenlampe. Der Weg ist nicht ausgeschildert. Ein GPS-Programm fürs Mobiltelefon wie etwa Wikiloc ist daher hilfreich.

Auf wessen Spuren man hier unterwegs ist, dämmert einem erst ganz am Ende der Wanderung, wenn plötzlich Dutzende in den Fels gehauene Treppenstufen immer schmaler und steiler die Klippe hinunter führen. Metallene Pfosten, zwischen denen früher wohl ein Seil gespannt war, geben etwas Halt, an einer besonders schwierigen Stelle ist eine Kette angebracht, an der man sich in die Tiefe hangeln kann, bis man dann plötzlich vor dem Eingang einer Höhle steht. Rechterhand geht es noch ein paar Stufen weiter hinunter bis auf ein kleines Felsplateau, an das die Wellen schlagen. Wer aber hatte ein Interesse daran, hier in dieser entlegenen Ecke Mallorcas, auf der La-Victòria-Halbinsel bei Alcúdia, am Cap de Menorca einen solchen Weg anzulegen?

Los geht die Wanderung am Camí de la Muntanya al Coll Baix, kurz hinter dem Abzweig zum Museo Sa Bassa Blanca. An einer weißen Jagdhütte zweigt rechterhand ein Schotterweg ab, der zunächst bergauf in den Kiefernwald führt. Nach wenigen Minuten muss man sich auf einer Lichtung links halten, rechts gelangt man bis zum Golfplatz Alcanada. Es geht nun noch ein Stück weiter bergauf, bis nach insgesamt etwa einem Kilometer rechts ein Pfad abzweigt, der zunächst ein Stück bergab, dann nach einer scharfen Rechtskurve wieder bergauf und aus dem Wald hinaus in felsiges Gelände führt. Da es keine Ausschilderung gibt, muss man gut achtgeben, dass man die Route nicht versehentlich verlässt.

Nach etwa zehn weiteren Minuten gelangt man an den höchsten Punkt der Wanderung. Das Meer ist bereits zu sehen. Zwischen Geröll und Carritx (Diss) geht es nun immer weiter bergab in Richtung Küste. Hin und wieder blickt eine Ziege neugierig aus dem Gebüsch. Unten braust das Meer, oben pfeift der Wind und in der Ferne hebt sich Menorca als dunkler Umriss vom Horizont ab. Die Einsamkeit der Gegend ist auch die Antwort auf die Frage, um was für einen Weg es sich hier eigentlich handelt: um einen alten Schmugglerpfad.

Bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts war das Geschäft mit illegal eingeführten Waren für viele Inselbewohner eine willkommene Gelegenheit, sich etwas dazuzuverdienen. Besonders in der Zeit nach dem Spanischen Bürgerkrieg und dem Zweiten Weltkrieg, als auf Mallorca Not herrschte und viele Menschen nicht wussten, wie sie über die Runden kommen sollten, hatte der Schmuggel große Bedeutung. Also landeten nachts an entlegenen und schwer zugänglichen Stellen der Küste Boote an, die Tabak, Schnaps oder Lebensmittel an Bord hatten – wie hier, an diesem Zipfel im Norden der Insel.

Im Schutz der Nacht wurde die Schmuggelware zunächst in der Cova Tancada deponiert, die sich nur wenige Meter über dem Meer befindet und zunächst wie ein etwas größeres Loch im Felsen aussieht. Erst, wenn man hinaufgeklettert ist und die Augen sich ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt haben, erkennt man, dass es sich tatsächlich um eine enorme Höhle handelt, die sich Dutzende Meter in den Fels zieht. Auch hier erleichtern Stufen das Vorwärtskommen. Zwischen meterhohen Stalaktiten hindurch kann man immer tiefer in die totale Finsternis vordringen, in der das Atmen mit jedem Schritt immer schwerer fällt. Im Lichtkegel der Lampe lässt sich die wahre Pracht dieses Ortes nur erahnen.

Von hier aus transportierten die Träger die geschmuggelten Pakete später über den in den Fels gehauenen Pfad in die umliegenden Dörfer, wo die Waren dann in Bars oder sonstigen Geschäften unter der Theke weiterverkauft wurden.

Der Höhepunkt der Wanderung ist aber das Bad im Meer – dort, wo einst die Boote der Schmuggler anlegten. Gut, dass jemand dort unten ein Seil befestigt hat. Ohne dieses wäre es nämlich schier unmöglich, wieder an Land zu kommen.