Der Wachmann, der in der kühlen Eingangshalle des herrschaftlichen Hauses mitten in Muro vor sich hindöst, rechnet in diesen Tagen eher nicht mit Besuchern. Lediglich ein Schwarm Fliegen dreht hier unentwegt seine Runden. Wenn dann doch mal jemand kommt, blickt er kurz etwas unwillig auf, ist dann aber doch bereit, den Rundgang durch das Museu de Mallorca zu erklären. Genauer gesagt handelt es sich um die ethnologische Abteilung des Museums, dessen Hauptsitz sich in Palmas Altstadt befindet.
Hier, in einer der besonders von der Landwirtschaft geprägten Gemeinden im Inselnorden, erfährt man, wie Mallorca war, bevor der Massentourismus auf die Insel schwappte und sie grundlegend veränderte. Wer etwa über die Treppe ins Hauptgeschoss hinaufsteigt, findet sich in einem Raum voller landwirtschaftlicher Nutzgeräte wieder, mit denen die Bauern der Gegend noch vor gar nicht allzu langer Zeit ihre Felder bestellten. Hölzerne Mistgabeln in allen erdenklichen Ausformungen, Pflüge, Sicheln, Rechen, Häckselmaschinen, gar ein alter Damen-Pferdesattel mit Geheimfach sind zu sehen. Im Innenhof ist ein altes Brunnenschöpfrad aufgestellt, in einer Art Schuppen befinden sich eine alte Olivenpresse und allerlei Gerätschaften, die zur Weinproduktion dienten.
Die ethnologische Sammlung befindet sich in einem bald 400 Jahre alten Adelspalast, der Casa Simó. Im 20. Jahrhundert kam das Gebäude in den Besitz des Architekten Gabriel Alomar, der es dann stiftete, um dort ein volkskundliches Museum einzurichten. Das geschah im Jahr 1965. Seitdem hat Muro also ein eigenes Museum, was in den ländlichen Gegenden Mallorcas keine Selbstverständlichkeit ist. Man geht dort daher auch nicht von großen Besucherströmen aus. Das merkt man an der Tatsache, dass die Ausstellungsstücke nicht gerade gut erklärt sind. Die wenigen Texttafeln sind zudem allesamt ausschließlich auf Katalanisch.
Wer dessen nicht mächtig ist, muss sich also weitgehend selbst zusammenreimen, was in den Vitrinen zu sehen ist. Das Museum verfügt über eine stattliche Sammlung von Siurells, den traditionellen mallorquinischen Tonpfeifen. Auch Gebrauchskeramik gibt es zu sehen und eine große Zahl alter Gewichte. Das Erdgeschoss ist vollständig eingerichtet, um ein Bild davon zu vermitteln, wie es einst in einem mallorquinischen Landhaus zuging. Im Schlafzimmer gibt es ein imposantes Ehebett mit kunstvoll gedrechselten Pfosten, die einen Baldachin tragen.
In der Küche steht das irdene Geschirr bereit, als würde sich gleich jemand an den groben Holztisch setzen und sich eine Portion Arroz Brut servieren lassen wollen. An der Wand hängt das hölzerne Besteck, Gabeln und Löffel.
Im nächsten Raum sind auf einem Holzbrett diverse Bügeleisen aufgereiht. Dazu kommen Pfannen, Öllampen, Kessel, Backformen und eine alte Knetmaschine. Im Kinderzimmer steht ein altes Dreirad. Ebenfalls im Erdgeschoss befindet sich eine original eingerichtete Apotheke, die sich im 19. Jahrhundert hier befand – zu sehen sind Fläschchen, Döschen, Waagen, Portionierlöffel und ein Destillierapparat. Wer dann noch nicht genug hat vom traditionellen Mallorca, der sollte noch einen Abstecher in den nahe gelegenen Carrer Màrtir machen. Dort, im Haus mit der Nummer 28, hat Gabriel Miralles seine Werkstatt, einer der letzten Messermacher der Insel. Er fertigt Klingen in Dutzenden verschiedenen Formen für beinahe jeden Zweck. Vor allem die Klappmesser gehören bis heute zur Ausstattung eines jeden echten Mallorquiners.
INFO Museu de Mallorca, Secció Etnològica Muro, Carrer Major 15, Muro museudemallorca.caib.es, Dienstag bis Samstag 10-15, Donnerstag auch 17 bis 20 Uhr. Eintritt frei
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