Automobilhersteller haben es derzeit wirklich nicht leicht. Das Angebot an Neu- und Gebrauchtfahrzeugen wird auf Mallorca wie anderswo immer größer, die Kundschaft immer knickriger und die Wartezeiten für wichtige Bauteile immer länger. Anders sieht die Lage für Fahrzeuge im sogenannten Premium-Segment aus, also von Marken wie Porsche, Jaguar, Aston Martin, Ferrari aber auch BMW, Audi oder Mercedes, um nur einige zu nennen. Luxus- und Sportwagen werden bekanntlich in sehr viel kleineren Stückzahlen produziert, der Abnehmerkreis ist relativ überschaubar und die Gewinnmargen hoch.
Doch auch das internationale Traumwagen-Geschäft rollt längst nicht mehr so flott wie früher, vor allem deshalb, weil das dazugehörige Händlernetz aufgrund der anhaltenden Konjunkturkrise von Jahr zu Jahr grobmaschiger wird.
Und auch andere früher gängige Absatz-Plattformen wie internationale Automobilmessen leiden unter fehlendem Besucherinteresse. Der einst renommierte Genfer Automobilsalon hat seit zwei Jahren die Türen geschlossen und soll auch im kommenden Jahr nicht mehr öffnen. Die Veranstalter der von Frankfurt nach München gewechselten Internationalen Automobilausstellung IAA sahen sich bei deren letzten Ausgabe 2021 mit Protestaktionen von Automobilgegnern konfrontiert. Ob die Messe nächstes Jahr stattfinden wird, ist fraglich.
Und genau hier setzt die Idee von Unternehmensberater Dr. Roman Hummelt und dem ehemaligen Airline-Experten Alvaro Middelmann an, die seit 2016 die jährliche Oldtimer-Veranstaltung „Mallorca Classic Week” (S. 7) organisieren. Unter dem Namen „Mallorca Car Week – Driving Experience under the Sun” wollen die beiden bereits ab kommendem Jahr jeden Herbst die Ausrichtung von Events der internationalen Automobilindustrie im Luxussegment auf der Insel koordinieren. Und mit einem Rahmenprogramm wie beispielsweise einem Golfturnier schmücken, das erstmals auch auf dem Programmkalender der „Mallorca Classic Week” in diesem Jahr steht. „Eine Driving Experience ist das Gegenteil einer statischen Automobilmesse wie dem Genfer Automobilsalon oder der IAA”, sagt Roman Hummelt.
Vorbild für das Konzept von Hummelt und Middelmann ist die analog stattfindende Monterey Car Week in den USA. „Die hatte ähnlich wie unser Event hier auf der Insel mit dem Pebble Beach Concours d’Elegance ihren Anfang genommen”, sagt Hummelt. Doch aus der einstigen Oldtimer-Show entwickelten sich dort im Laufe der Jahre die Rolex Classic Week, Fahrzeug-Auktionen von Sotheby’s sowie andere hochkarätige Automobilevents. Der Grund scheint einleuchtend: „Klassische und teure Automobilraritäten ziehen fast immer auch potenzielle Käufer für Neufahrzeuge im Premium-Segment an”, so Hummelt. Die Monterey Car Week habe sich so zur derzeit wichtigsten Bühne in den USA für die Präsentation von Neuwagen im Luxus-Segment entwickelt.
Für die Umsetzung der „Mallorca Car Week” haben Hummelt und Middelmann auf der Insel bereits Partner gefunden. „Port Adriano hat sich seit 2016 durch die Mallorca Classic Week zu einer Event- Location im automobilen Bereich entwickelt. Unser Gründungspartner BMW Group Classic, die Schörghuber Gruppe mit den Golfplätzen Son Vida, Son Quint und Son Muntaner sowie den Luxus Resorts Castillo Son Vida, St. Regis Mardavall und Arabella Golf Sheraton sowie die Motorworld Gruppe haben an der Entwicklung der Strategie mitgearbeitet”, sagt Roman Hummelt.
Auch die "Motorworld" an der Flughafen-Autobahn soll bald entstehen
Hintergrund: Die Motorworld-Gruppe gilt seit ihrer Eröffnung 2009 als weltweit größtes markenunabhängiges Oldtimer- und Sportwagenzentrum, eine Art Erlebniswelt für Automobil-Enthusiasten, Sammler und Käufer. Derzeit betreibt die Gruppe Niederlassungen in Stuttgart, Köln, München sowie an der Ruhr. Eine weitere soll schon bald auf Mallorca entstehen. Dafür erwarb das Unternehmen das ehemalige Fabrikgelände der Coca-Cola-Fabrik an der Autobahn zu Palmas Airport.
Eine entsprechende Bau- und Betriebsgenehmigung für den automobilen Themenpark soll bereits vorliegen, um mit den Arbeiten auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen Gelände schon bald beginnen zu können. „Neben all diesen Partnern haben noch weitere wichtige Entscheidungsträger ihr Interesse für unser Projekt bekundet”, sagt Roman Hummelt.
Schließlich werden internationale Fahrzeugpräsentationen auch der regionalen Wirtschaft zu Gute kommen. So schätzt Hummelt beispielsweise, dass die durchschnittlichen Ausgaben der etwa 2700, aus der ganzen Welt anreisenden Händler zur Präsentation des neuen BMW i7 Ende Oktober auf Mallorca bei rund 1000 Euro pro Teilnehmer liegen werden.
Händler- und Pressepräsentationen von Neufahrzeugen verschiedener Marken wie Mercedes, Audi oder Porsche hat es auf Mallorca in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder einmal gegeben. Schaubühne dafür war meist die Rennbahn an der Autobahn von Arenal nach Llucmajor. Allerdings fanden die stets unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der potenziellen Kundschaft statt.
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