Wenn die Früchte prall am Baum hängen, kommt Freude auf | Mallorca Magazin

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Nur zehn Mitglieder hatte die „Cooperativa Agrícola Sant Bartomeu” bei ihrer Gründung am 22. April 1899. Heute vereint die älteste Agrargenossenschaft Spaniens 350 Oliven- und Orangenbauern aus der Region um Sóller. Seit fünf Jahren leitet Miquel Gual die Kooperative, und er ist überzeugt, dass sie auch nach über einem Jahrhundert nach wie vor eine wichtige Aufgabe erfüllt: „Früher unterstützten wir die kleinen Landwirte gegen die großen Fincas, die die Preise diktierten. Heute sind an deren Stelle die internationalen Nahrungsmittelkonzerne getreten.“

Das genossenschaftliche Hilfsrezept lautet folgendermaßen: Dafür, dass die Bauern ihre Ernte an die Kooperative verkaufen, kümmern sich deren 15 Mitarbeiter um die Lagerung, Kühlung, Säuberung, Verarbeitung und den Vertrieb der Früchte. So wurde bereits 1926 die erste Ölmühle aus Aix-en-Provence angeschafft. Dass die Maschine aus Frankreich stammte, ist kein Zufall. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Früchte aus dem Orangental auf dem Seeweg vor allem nach Frankreich exportiert. Der Transport auf der Insel war bis zum Bau der Sóller-Eisenbahn im Jahr 1912 zu langwierig. „Auch die Idee zur Gründung einer Kooperative geht wohl auf den Austausch mit Frankreich zurück“, mutmaßt Gual.

Heute bauen die meisten Mitglieder der Kooperative im Winter Oliven und im Sommer Orangen an. „So kommt das ganze Jahr über Geld in die Kasse”, erklärt Gual. Die Sommerorangen aus Sóller – Canonetas genannt – sind zugleich einer der Verkaufsschlager der Genossenschaft. „Sie sind die einzige Möglichkeit, auch im Sommer frisch geerntete Früchte zu genießen”, erklärt Gual. Ein Grund dafür, dass sie heute bis aufs Festland geliefert werden.

Zu den Erfolgen der Kooperative zählt sicher auch, dass sie zur besseren Vermarktung regionaler Produkte beitrug. Auf ihre Initiative hin entstand 2004 die geschützte Herkunftsbezeichnung „Oli de Mallorca”, 2009 regte sie das Qualitätssiegel „Oliva Mallorquina” an. Beide Marken sind heute gut etabliert und werden inselweit, aber auch in den genossenschaftseigenen Läden verkauft. „An einem Gütesiegel für die Orangen aus Sóller arbeiten wir noch”, erklärt Gual.

Positiv entwickelt haben sich in den vergangenen Jahren auch die Ernteerträge. In diesem Jahr wurden bislang 94 Tonnen Orangen gepflückt, fast dreimal so viel wie 2017. Und 2018 machte die Produktion der Kooperative den Großteil der Gesamternte auf der Insel aus, nämlich 100 von 120 Tonnen. „Vor allem eine bessere Schulung der Bauern, qualitativ hochwertige Produkte und ein effizienterer Vertrieb haben uns nach vorne gebracht”, meint Gual. Im Jubiläumsjahr wurden die Anstrengungen der Kooperative auch offiziell belohnt. Im Februar erhielt sie den „Premi Ramon Llull”, die wichtigste Auszeichnung der Balearen-Regierung.

Dennoch herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Da die EU Anfang des Jahres die Zölle auf Orangen aus Südafrika senkte, rauschten die Preise für die Zitrusfrüchte von der Insel in den Keller. Die Kooperative blieb auf zehn Tonnen Orangen und Klementinen sitzen. „Sie werden nun zu Marmelade verarbeitet“, erklärt Gual. Zudem gaben viele Bauern in den vergangenen Jahren ihre Orangenhaine wegen mangelnder Rentabilität auf. Die Kooperative will nun die Gewinne aus der Olivenölproduktion dafür nutzen, die Landwirte technisch auf den neuesten Stand zu bringen und besser zu bezahlen. Gleichzeitig sollen Anbauflächen saniert und lokale Sorten wieder zum Leben erweckt werden. Rund 100 Mitglieder der Kooperative nehmen am Sanierungsplan teil, in dessen Verlauf 6000 Bäume neu gepflanzt werden sollen. „Das ist Rekord”, sagt Gual.

Zumindest in diesem Jahr werden Olivenöl und Tafeloliven mit der geschützten Herkunfts- und Qualitätsbezeichnung „Mallorca” allerdings weniger Geld in die Kasse spülen als erhofft. Denn nach den ertragreichen Vorjahren sank die Ernte im Tramuntana-Gebirge wegen des regenreichen Sommers auf ein Rekordtief. Nach Angaben der Kooperative wurden in der aktuellen Saison lediglich 237.000 Kilo Oliven gepflückt, das heißt 84,5 Prozent weniger als im Vorjahr, statt fast 293.900 Litern Olivenöl flossen nur 33.677 Liter aus der Presse.

Gual zeigt sich dennoch optimistisch. „Wir setzen auf Qualität und Nachhaltigkeit und sind bereits von der konventionellen auf die integrierte Landwirtschaft umgestiegen.” Das heißt, dass die Menge und Toxizität der verwendeten Pestizide reduziert wurden. „Unser endgültiges Ziel aber ist eine vollständig ökologische Produktion. Für mich ist das eine ethische Frage, denn das sind wir dem Weltnaturerbestatus der Serra de Tramuntana einfach schuldig”, betont er.