Ein Grafitti gegen Ferienvermietung in der Altstadt von Palma. | P. Lozano

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Die Hälfte der auf Mallorca zur Ferienvermietung angebotenen Immobilien verfügen über keine offizielle Lizenz. Zu diesem Schluss kommt das Unternehmen Talk&Code, das nun bereits seit einigen Monaten im Auftrag des Inselrates die einschlägigen Internetseiten durchforstet. Ausgewertet wurden monatlich 200.000 Internetseiten, teilte Dezernent Marcial Rodríguez jüngst im Rahmen einer Pressekonferenz mit. Dabei seien 43.426 Annoncen analysiert worden. Während zirka 20.000 davon als ordnungsgemäß gelten, sind 11.269 „sehr verdächtig” und 11.761 „verdächtig”.

Talk&Code soll dem Inselrat künftig in Echtzeit Daten über das legale und illegale Angebot auf dem Ferienvermietungsmarkt der Insel liefern. Diese Informationen können dann die Inspekteure des Inselrats nutzen, wie es heißt. Deren Zahl wurde zuletzt von 20 auf 30 erhöht. Auch zusätzliche Sachbearbeiter wurden eingestellt, um etwaige Bußgeldverfahren zu beschleunigen.

Der Inselrat misst der Bekämpfung des illegalen Angebots auf dem Ferienvermietungsmarkt seit einiger Zeit besondere Bedeutung bei. So werden mittlerweile auch höhere Geldbußen verhängt als zuvor. Nachdem bislang in der Regel 40.000 Euro fällig wurden – die gesetzlich festgeschriebene Mindestsumme –, werden nun 80.000 Euro in Rechnung gestellt, um die abschreckende Wirkung zu erhöhen.

Auch Bürger sollen sich beteiligen

Der Inselrat ruft auch die Bürger dazu auf, sich an der Verfolgung des illegalen Angebots zu beteiligen. Ohne Hinweise aus der Bevölkerung sei es unmöglich, den Anbietern auf die Spur zu kommen. Anzeigen mit möglichst detaillierten Informationen zur fraglichen Immobilie kann man – auch anonym – per E-Mail übermitteln: Handelt es sich um einen Fall in Palma, dann lautet die Mail-Adresse lloguerturisticpalma@conselldemallorca.net, andernfalls inspeccioturisme@conselldemallorca.net.

Andererseits setzt man beim Inselrat auch auf eine bessere Zusammenarbeit mit den Internetplattformen, auf denen die Angebote erscheinen. Man strebe entsprechende Übereinkünfte an, sagte Rodríguez. „Im Rahmen der Umstrukturierungen, die wir in der zuständigen Abteilung durchführen, haben wir eine Kooperationsvereinbarung mit den Plattformen ausgearbeitet”, sagte er. Diese sollen demnächst unterzeichnet werden. Das Ziel sei dabei nicht nur die Löschung illegaler Angebote. Es gehe auch darum, leichter Bußgeldverfahren einleiten zu können.

Auch bei der Zusammenkunft der Kommission für Tourismusregulierung, an der neben den Inselräten auch die Balearen-Regierung beteiligt ist, ging es um das Thema illegale Ferienvermietung. Pep Aloy, Generaldirektor im balearischen Tourismusministerium, verkündete anschließend, dass die Inselräte zur Bekämpfung des illegalen Angebots nun auch Mittel aus der sogenannten Übernachtungssteuer beantragen können, die Urlauber bei Aufenthalten in touristischen Unterkünften zahlen müssen.

Das Thema illegale Ferienvermietung gewinnt auf Mallorca seit Monaten an Bedeutung. In der Inselhauptstadt etwa ist die Ferienvermietung in Mehrfamilienhäusern komplett verboten. Dennoch gibt es auf den einschlägigen Internetseiten weiterhin unzählige Ferienvermietungsangebote auch in Palma. Normalverdiener dagegen finden auf Mallorca kaum noch bezahlbaren Wohnraum. Der Unmut darüber ist einer der Auslöser für die tourismuskritischen Proteste, die sich seit einigen Monaten auf der Insel häufen. Derzeit stehen auf Mallorca offiziell 104.000 Betten in etwa 12.000 Ferienimmobilien zur touristischen Vermietung bereit – etwa jeder vierte Übernachtungsplatz auf der Insel. Darauf, wie groß das illegale Angebot ist, liefern nun also die neuen Daten einen ersten Hinweis.