Tanja Richter aus Hamburg mit ihrem Sohn Jan-Ole und ihrer Tochter Jeanette. | Gabriel Wolenik

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Bereits drei große Demonstrationen für ein nachhaltigeres Tourismusmodell gab es in diesem Sommer auf Mallorca. Die Einheimischen fordern mehr Entfaltungsmöglichkeiten und politisches Gehör für ihre eigenen Bedürfnisse. MM sprach auf dem Paseo del Born in Palma mit deutschsprachigen Urlaubern über deren Meinung.

Verständnis und eine Erinnerung

Anissa und Janek aus Berlin finden Mallorca "im Moment zu voll". Preislich finden die beiden die Insel in Ordnung. "In der Summe passt es", so Janek. Die Demonstrationen der Einheimischen versteht das Paar schon, aber "man beißt nicht in die Hand, die einen füttert", sagt Anissa. Schließlich sei der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle Mallorcas. Die Proteste gegen Massentourismus sind den Berlinern zufolge nachvollziehbar, Janeks Ansicht nach wegen der Immobilienpreise, die "ins Unermessliche" steigen würden.

"In Ruhe leben"

Jan Schwenk aus Leipzig findet die Demonstrationen "gut". Er meint, "die Leute wollen ja auch in Ruhe leben". In seinen Augen können sich die Deutschen zusammenreißen. In Bezug auf die Benimmregeln für Touristen auf der Insel fügt Schwenk allerdings hinzu: "Man verliert den Überblick. Das sollte man einfacher darstellen."

Jan Schwenk
Jan Schwenk aus Leipzig.

Reflektierter Blick

Holger, Anna und Kilian aus Rheinland-Pfalz, die nicht zum ersten Mal auf Mallorca sind, können nachvollziehen, dass das Leben für Einheimische inmitten des Massentourismus schwierig ist. Die Familie erkennt an, selbst dazu beizutragen, dass die Insel "im Prinzip schon zu voll" ist, wie sie empfindet, und dass die Preise gestiegen seien.

"Es ist ein Geben und Nehmen"

Der Meinung von Lara und Ronja aus Baden-Württemberg zufolge ist Mallorca hingegen nicht zu voll. "Es kommt darauf an, wo man ist", so Lara, und Ronja fügt hinzu: "Es verläuft sich." Auch die beiden Mädchen verstehen die Demonstranten: "Es ist ein Kreislauf. Alles ist darauf ausgerichtet, dass es den Touristen gut geht. Es ist ein Geben und Nehmen, wobei die Touristen mehr nehmen", analysiert Ronja.

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"Müssen Lösungen finden"

"Wir müssen Lösungen finden", betont Jeanette Richter aus Hamburg mit ihrem Bruder Jan-Ole und ihrer Mutter Tanja. Dabei bezieht sie sich auf das Wohnproblem auf Mallorca. Tanja Richter sagt, in deutschen Großstädten sei die Situation für Studenten aber auch nicht anders. Das Trio hat Verständnis für den Unmut der Einheimischen wegen der gestiegenen Wohnungspreise. Gleichzeitig bemerkt Tanja Richter, dass es überall auf der Welt zu viele Touristen gebe. Die "schöne Insel" Mallorca sei eben für viele Deutsche wegen des kurzen Weges so attraktiv.

Wenn's ums Wohnen geht

Tim und Sarah aus Neuss empfinden das Touristenaufkommen als angemessen für die Reisezeit. Auch sie sagen: "Es kommt darauf an, wo man sich befindet." Die Protestkundgebungen findet das Paar "verständlich, wenn Menschen sich keine Wohnungen mehr leisten können." Andererseits lebe die Bevölkerung vom Tourismus. In den Augen der beiden Deutschen sind Ferienwohnungen ein großes Problem. Tim erklärt: "Sie nehmen Wohnraum und der Druck auf den Wohnungsmarkt wächst."

"Rücksicht nehmen"

"Die Einheimischen sollten beachtet und auf sie Rücksicht genommen werden", sagen Clara und Laura aus Hessen. "Für uns ist es gut, hier Urlaub zu machen, für die Einheimischen hingegen schlecht", fasst Clara zusammen. Es komme darauf an, aus welcher Perspektive man den Tourismus sieht.

Clara und Laura
Clara und Laura aus Hessen.

Eine logistische Idee

Sven Baldinger und seine Freundin Michelle aus dem Aargau in der Schweiz finden die Insel weder zu voll ("angenehm", so Sven Baldinger), noch zu teuer ("relativ günstig"). Auch die Eidgenossen haben Verständnis für den Unmut der Mallorquiner, weil diese sich benachteiligt fühlen würden. Sven Baldinger schlägt vor, den Partytourismus in die Außenbezirke der Gemeinden zu verlegen und ihn von den "schönen Stränden" der Insel zu trennen.

Nachvollziehen können

Sven aus Köln, der mit seiner Freundin Linda in Palma ist, sagt, er versuche, Rücksicht zu nehmen. Linda kann nachvollziehen, dass die Einheimischen ihre Verärgerung äußern wollen. Sie, die nicht zum ersten Mal auf Mallorca ist, hat die Insel demgegenüber voller in Erinnerung. "Die Empfindung, ob viele Touristen hier sind, ist eben immer subjektiv", so die Deutsche.

Einnahmequelle Tourismus

Subjektiv "sehr überfüllt" kommen Lena Hauer aus Niedersachsen manche Strände auf Mallorca vor. Aus diesem Grund hat Hauer auch Verständnis für die Proteste der Insulaner. Marvin Markwart aus Rheinland-Pfalz, der mit ihr am Passeig des Born unterwegs ist, erinnert daran, dass "Touristen andererseits auch Geld reinbringen."