Ein Zimmermädchen bei der Arbeit | M. A. Cañellas

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Die Balearen erleben einen Tourismusboom, der seinesgleichen sucht. Die Branche brummt, doch gleichzeitig ächzt das Hotel- und Gastgewerbe unter einem gravierenden Problem: dem Mangel an Arbeitskräften auf Mallorca.

Mit fast 122.000 Beschäftigten im Jahr 2023 erreichte der Sektor einen neuen Rekord und verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von fast 16 Prozent. Damit ist jeder fünfte Arbeitnehmer auf den Inseln in der Hotellerie und Gastronomie tätig. Der Sektor übertrifft nicht nur seinen eigenen Rekord aus dem Jahr 2018, sondern ist auch deutlich größer als andere wichtige Wirtschaftszweige wie Handel (14%), Baugewerbe (9,4%) und Industrie (6,4%). Selbst die Landwirtschaft und Fischerei zusammen erreichen mit 0,5 Prozent nur einen Bruchteil der Beschäftigungsquote des Gastgewerbes.

Die drei am meisten nachgefragten Berufe im Hotel- und Gaststättengewerbe sind Kellner, Reinigungskräfte und Küchenhilfen, die zusammen 71,5 Prozent der gesamten Belegschaft ausmachen. Saisonal schwankt die Zahl der Neueinstellungen stark: Im Mai werden mit 24.600 neuen Verträgen die meisten Mitarbeiter eingestellt, während der Dezember mit 3442 Verträgen den Tiefpunkt markiert. Der Höhenflug des Tourismus zeigt jedoch kein Ende. Die Prognosen für 2024 lassen auf eine weiterhin steigende Zahl an Arbeitsplätzen im Gastgewerbe schließen. Doch der Optimismus wird durch den akuten Personalmangel getrübt, der in diesem Jahr besonders gravierend zu werden droht.

"Die Personalsituation ist wieder einmal angespannt, und dieses Jahr wird es noch schlimmer, da die Wohnkosten weiter gestiegen sind", warnt Alfonso Robledo, Präsident des Arbeitgeberverbandes für das Gaststättengewerbe auf Mallorca. Die hohen Lebenshaltungskosten, insbesondere die explodierenden Mietpreise, machen es für Saisonarbeiter zunehmend unattraktiv, auf die Balearen zu kommen. "Es ist für die Menschen vom Festland viel schwieriger geworden, hierherzukommen", beklagt Robledo. "Der Personalmangel wird dazu führen, dass wir Öffnungszeiten verkürzen und Schichten streichen müssen."

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Der frühe Ostertermin im März hat die Situation zusätzlich verschärft. "Letztes Jahr konnten wir das Personal bis zum Sommerbeginn halten, aber dieses Jahr war das für viele Unternehmen nicht möglich", so Robledo. Der Verband der Hotelbetriebe Mallorcas (FEHM) setzt sich aus diesem Grund für die Förderung einheimischer Arbeitskräfte ein, da die Unterbringung von Saisonkräften vom Festland immer problematischer wird. Einige Hotels bieten ihren Saisonkräften daher bereits selbst Unterkünfte an.

Der Verband der Reisebüros der Balearen (AVIBA) hingegen stellt fest, dass der Zustrom von Saisonarbeitern auf die Inseln bereits im März begonnen hat und in den folgenden Monaten konstant geblieben ist. Allerdings beobachte man einen Rückgang der spanischen Arbeitskräfte zugunsten von Südamerikanern. "Wir sehen eine hohe Fluktuation und diese Veränderung zeichnet sich seit einiger Zeit ab", so der Vorsitzende Pedro Fiol.

Gewerkschaften schlagen Alarm

Die Gewerkschaften UGT und CCOO warnen bereits seit langem vor den Folgen des Personalmangels. Sie befürchten, dass die übermäßige Arbeitsbelastung in vielen Gastronomiebetrieben auch in diesem Sommer zu einem Anstieg der Arbeitsunfälle und Krankheitsfälle führen wird. "Diese hohe Belastung führt insbesondere in den Monaten Juli, August und September zu mehr Unfällen und Ausfällen. Dies ist ein wiederkehrendes Problem, das sich in den letzten Jahren durch den Personalmangel noch verschärft hat", kritisiert Silvia Montejano, Generalsekretärin des Dienstleistungssektors der CCOO.

Darüber hinaus kritisiert die Gewerkschaft die Entscheidung der Regierung scharf, keine zusätzlichen Inspektoren für die Kontrolle der Arbeitsbedingungen im Sommer einzustellen. "Das war eine langjährige Forderung der Gewerkschaften. Wir werfen der Regierung vor, Arbeitsverstöße zu begünstigen und den Konsens zu brechen, der in den letzten Jahren im Rahmen des sozialen Dialogs erzielt wurde", so Montejano.