Die Anzahl der Kreuzfahrtschiffe sollte laut Gesetz mittlerweile nicht mehr als drei am Tag erlauben. | Archiv

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Obwohl sich Waldbrände, Überflutungen und andere Umweltkatastrophen durch den Klimawandel stetig häufen, bremst das keinesfalls die Lust der Deutschen, mit dem Flugzeug in Urlaub zu fliegen. Das sagte der Tourismus-Experte Jürgen Schmude in einem Interview. Besonders paradox sei die Tatsache, dass die Deutschen im Alltag sehr darauf bedacht seien, die Umwelt zu schonen. Sobald es aber um die Ferien ginge, sei von diesem Bedürfnis nichts mehr zu erkennen.

Dass der Klimawandel auch vor dem geliebten Urlaub nicht haltmacht, sollte eigentlich jedem klar sein. Bei der Frage, inwiefern sich das Reiseverhalten der Deutschen bis 2050 verändert haben könnte, sieht Schmude kaum Hoffnung. Er ist sich sicher, dass das Thema Klimawandel wenig Einfluss auf das Reiseverhalten der Deutschen haben werde. "Reisen ist und bleibt ein Grundbedürfnis. Reisen steht bei den Deutschen bei den Konsumprioritäten sogar noch vor dem Auto. Also auch in Zeiten des Klimawandels wird das Reisen ein stabiles Bedürfnis bleiben, das in Zukunft eine Rolle spielt. Auch wenn es letztes Jahr einige Extremwetterereignisse auf südeuropäischen Inseln gab, werden Spanien und Italien weiterhin an der Spitze der deutschen Reiseziele stehen", so Schmude. Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass sich die einzige Veränderung im Reiseverhalten der älteren Bundesbürger zeige, die sich für mehr den Kulturtourismus interessieren würden.

Schmude könne diese Haltung der Deutschen nicht nachvollziehen, da im alltäglichen Leben durchaus eine Tendenz zur Nachhaltigkeit zu sehen sei. Sobald es jedoch um den eigenen Urlaub ginge, wollten die Bürger nichts mehr von alledem wissen. Klar sei diese Zeit für die Menschen wichtig. "Aber wir müssen endlich bei unserem Reiseverhalten unser Hirn einschalten", sagt Schmude. Es sei lediglich eine Doppelmoral, wenn die Menschen nicht erkennen könnten, wie groß der "Reisefußabdruck" wirklich sei. Ferien seien eine wunderbare Sache, sowohl für die Bürger als auch für die Wirtschaft in den Reiseorten. Es würde schon helfen, wenn die Deutschen das Kernproblem Verkehr nicht aus dem Auge verlieren würden. Statt Flugzeug könnten die Leute mit klimaneutralen Transportmöglichkeiten wie Nachtzüge, E-Autos oder mit Reisebussen zum Urlaubszielort gelangen. Immerhin würden 50 bis 80 Prozent der Emissionen alleine beim Transport entstehen.

Im Hinblick auf Kreuzfahrtschiffe hat der Tourismus-Experte noch weniger Hoffnung auf klimafreundliche Touren. "Der Lebenszyklus von den Schiffen ist auch sehr lang, so leicht lassen die sich leider nicht auf erneuerbare Antriebe umbauen. Dann braucht es auch die Tankstellen für Kreuzfahrtschiffe in jedem Hafen. Die ganze Transformation dauert sicherlich noch Jahrzehnte", sagt Schmude überzeugt. Die Deutschen würden regelrecht schizophrene Züge bei dem Thema zeigen, da es jährlich bis zu zwei Millionen Kreuzfahrer in Deutschland gäbe. Keinesfalls wolle Schmude damit sagen, dass das Reisen an sich zu verteufeln sei. "Aber vorher ein wenig nachdenken", sei überaus hilfreich.