Jordi Cerdó, Präsident des Verbands der Ferienvermieter auf Mallorca mit dem neuen Gütesiegel für Vermieter von Fincas. | Patricia Lozano

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Nach zwei aufsehenerregenden Betrugsfällen in puncto Ferienvermietung von Villen auf Mallorca äußert sich der Präsident des zugehörigen Verbandes Federación de Asociaciones de Propietarios de Estancias Turísticas Vacacionales (ETV) im MM-Interview mit Redakteurin Diana Serbe.

Jordi Cerdó, der selbst lange in Deutschland gelebt und in der Hotellerie gearbeitet hat, ist seit über 50 Jahren im Tourismus aktiv. Mit zwei betrogenen Familien auf Mallorca, die jüngst für Schlagzeilen sorgten, ist auch sein Gesicht immer wieder in den Inselmedien präsent, weil er sich den Fällen persönlich annimmt. Die britische Familie Kennedy zahlte 3074 Euro vorab für ein Ferienhaus, das gar nicht zur Vermietung stand. Anfang Juli traf dieses Schicksal auch fünf Norweger, die 6370 Euro zahlten und vor Ort eine böse Überraschung erlebten.

Der 72-jährige Präsident, gebürtig aus Muro im Inselnorden, weiß um die Probleme in der Branche und verspricht Abhilfe.

Mallorca Magazin: Herr Cerdó, die betrogene Familie Kennedy, mit der auch Ihr Gesicht in die Schlagzeilen geraten ist, weil Sie sofort zur Hilfe waren, ist kein Einzelfall auf der Insel.

Jordi Cerdó: Das stimmt. Es ist leider viel zu einfach geworden, geklaute Bilder ins Internet zu setzen. Aber es gibt auch keine einheitliche Regelung, das ist unser Problem. Wir haben rund 14.000 Fincas im Verband. Als Ferienvermieter für Einfamilienhäuser muss man sich unserem Verband anschließen. Einfach in einem Portal ein Angebot zu inserieren ohne Lizenz, das ist illegal. Leider passiert das auch in deutschen Vermietportalen.

MM: Wie geht der ETV dagegen an?

Cerdó: Wir prüfen Portale und melden Angebote ohne Lizenz an die balearische Tourismusbehörde. Zudem haben wir neben unserem alten blauen Schild ein neues kopiersicheres System entwickelt. Jede bei uns registrierte Finca erhält eine gelbe Plakette. Damit beginnen wir in zwei bis drei Monaten. Ähnlich dem Sterne-Prinzip von Hotels werden Sonnen vergeben, abhängig von der Ausstattung der Fincas. Jeder Vermieter bekommt eine Nummer zugeteilt und muss auch seine Kontodaten angeben. Das kann man mit einer TÜV-Plakette vergleichen.

MM: Welche Vorteile haben denn Mitglieder in Ihrem Verband?

Cerdó: Ganz einfach: „Zusammen sind wir stärker”. Immerhin müssen wir uns neben den Hotels behaupten, die immer noch den größten Teil bei den Ferienangeboten auf Mallorca einnehmen. Auch wenn uns viele Jahre lang vorgeworfen wurde, dass wir mit Finca-Vermietung ein „Overbooking” verursachen würden. Wir handeln für unsere Mitglieder etwa auch Rabatte aus – sei es beim Energieanbieter oder zum Beispiel beim Internetvertrag.

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MM: Werden Finca-Vermieter seit der Einführung des Zonengesetzes 2018 nicht eher bevorteilt, weil sie nicht von so strengen Vorgaben getroffen werden?

Cerdó: Wenn ich egoistisch wäre, würde ich sagen: Gott sei Dank! (lacht). Wir müssen dafür unsere Betten umso teurer erkaufen: 3500 Euro pro Platz in einem Einfamilienhaus. In Ferienwohnungen sind es hingegen 875 Euro. Das ist für fünf Jahre gültig, danach muss man gewisse Renovierungsarbeiten vornehmen, den Platz allerdings nicht neu erkaufen,wie es bei Mehrfamilienhäusern der Fall ist.

MM: Mit welchen Herausforderungen sieht sich der Verband konfrontiert?

Cerdó: Die Vergabe der Ferienvermietungsplätze ist sehr willkürlich. Neben der reduzierten Anzahl entscheiden Gemeindevorsteher manchmal aus eigenen wirtschaftlichen Interessen, ob Fincas im Ort vermietet werden dürfen. Besonders in den Küstenregionen bekommen wir das stark zu spüren. Während in Alcúdia zahlreiche Plätze vergeben werden, ist die Ferienvermietung ein paar Kilometer weitein Muro hingegen nicht möglich. Das muss einheitlicher werden. Auch, was die Bürokratie angeht.

MM: Wie behauptet sich der ETV gegen die großen Hotelketten?

Cerdó: Die Vorteile von Fincas liegen ja klar auf der Hand: Man hat sein eigenes Reich, oft noch mit eigenem Pool und nicht weit vom Strand. Es hat sich herausgestellt, dass Finca-Touristen selten zu Hotel-Urlaubern werden, sondern bei diesem Urlaubsmodell bleiben. Das Geld, das „unsere” Touristen bringen, bleibt auf der Insel. Nach der Landung wird ein Mietwagen geliehen, getankt, also hier Steuern gezahlt. Selbstversorgung im Supermarkt, essen gehen in örtlichen Restaurants. Das Geld stärkt die Inselwirtschaft und wird nicht im Ausland in andere Hotels investiert.

MM: Wünschen Sie sich mehr Unterstützung für Ihre Arbeit?

Cerdó: Ich denke, dass von Regierungsseite mehr in die Erhaltung von Fincas als Feriendomizil investiert werden sollte. Hierfür könnte man auch die Touristensteuer „Ecotasa” einsetzen, deren Gegner ich im Übrigen bin. Auch wenn der Besitz privat ist, das Umfeld ist oft erneuerungsbedürftig. Seien es Wege oder Zugänge – was nützt die schönste Finca, wenn man beim Ausgehen zum feinen Anzug Pantoffeln tragen muss, um sich bis zum Auto nicht schmutzig zu machen?

INFO
Wie können Touristen überprüfen, ob es sich um legale Ferienvermietung handelt? Das Tourismusministerium vergibt Lizenznummern für registrierte Immobilien. Urlauber können anhand derer die Angebote checken. Die Nummern sind folgendermaßen aufgebaut: ETVPL/12345 (Wohnung in Mehrfamilienhaus); ETV60/12345; (Privatimmobilie, die 60 Tage im Jahr vermietet werden kann); ETV/12345 (Ferienhaus) und VT/12345 (Ferienhaus). Die Nummern müssen auf der Webseite der Immobilie oder des Vermittlers angegeben werden. Nachprüfen kann man sie auf der Webseite der Balearen-Regierung oder über die App „Verificador alquiler turístico“, die auch in deutscher Sprache zur Verfügung steht.