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Wer in der anstehenden Badesaison auf Mallorcas schönstem Strand aufschlägt, dem wird bereits jetzt einiges anders vorkommen als früher. Der Grund dafür ist, dass der famose Es Trenc nunmehr zu einem Naturpark gehört. Da wären etwa die Liegen. Statt fast 1000 wie früher werden auf dem karibisch anmutenden, mit blütenweißem Sand bedeckten Areal am türkisblauen Meerwasser im Inselsüden lediglich derer 444 stehen. „184 wurden für den Abschnitt bei Sa Ràpita im Westen genehmigt, 120 für die Gegend bei Colònia de Sant Jordi und 140 für den eigentlichen Es-Trenc-Strand in der Mitte”, so die seit dem 9. April amtierende erste Naturpark-Chefin Catalina Puig im MM-Interview.

Die an der Madrider Complutense-Universität ausgebildete Landschaftsingenieurin waltet im regionalen Umweltministerium, einem schmucklosen Bau im wuseligen Gewerbepark Son Rossinyol, ihres neugeschaffenen Amtes. Die von ihr genannte Liegenzahl liegt damit immerhin um mehr als 100 über den 320 Exemplaren, von denen die Lokalpresse in den vergangenen Tagen berichtet hatte.

„Es geht uns nicht darum, weniger Leute hineinzulassen”, so die Behördenleiterin. „Die dürfen weiter unbeschränkt kommen.” Woanders aber gehe man ans Limitieren.

In diesem Sinne wurden auch zwei weitere Maßnahmen beschlossen: Zunächst einmal wären da die Parkplätze. Noch gibt es etwa 3000, künftig werden es nur noch 1500 sein. Ob es schon diese Saison oder erst 2019 mit den neuen Stellflächen so weit sein wird, ist laut Catalina Puig allerdings noch unklar. Klar ist, dass der Privatparkplatz hinter den Salinen von 1000 auf 400 Stellplätze reduziert wird, weil er sich in geschütztem Gebiet befindet. Hinzu kommen ein neuer Parkplatz außerhalb von Ses Covetes sowie die bereits bestehenden Parkzonen in Sa Ràpita im Westen des Naturparks.

Neben Liegen und Parkplätzen gibt es noch eine weitere Maßnahme, die naturparkgerecht entschieden wurde. Sie betrifft die Strandlokale, die sogenannten Chiringuitos. Steinhäuser, die früher an dem Traumstrand gestanden hatten, wurden bekanntlich voriges Jahr abgerissen. „Jetzt kommen dort 20 Quadratmeter umfassende Häuschen hin, die vor den Dünen stehen müssen und die man im Winter wieder abbauen kann”, so Catalina Puig. Diese müssen mit Toiletten versehen sein. So will man verhindern, dass Strandbesucher etwas weiter hinten in den nunmehr geschützten Dünen ihre Notdurft verrichten.

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„Wir werden die Dünen auf Vordermann bringen und aufpassen, dass diese auch respektiert werden”, sagt Catalina Puig. Das bedeutet, dass die Menschen nicht einfach so wie früher den schönen hellen Sand mitgehen lassen dürfen. Aber die Besucher müssten keine Angst davor haben, dass künftig hinter jedem Sandhügel ein Polizist steht.

Wachsame Augen werde es aber durchaus geben, so Catalina Puig. Und das nicht zu knapp. Wer etwa auf dem Gebiet des Naturparks unter Wasser Fische fängt und dabei erwischt wird, wird mit Bußgeldern zur Rechenschaft gezogen.

Für die Beseitigung des anfallenden Mülls und der traditionell großen Mengen von Algen oder Seegras am Strand ist der neuen Naturpark-Chefin zufolge gesorgt. „Plastik und Papier werden von Mitarbeitern der zuständigen Gemeinden weggeräumt”, sagt sie. Algen und Seegras sieht das regionale Umweltministerium dagegen nicht als Müll. Das Ganze soll aber aus ästhetischen Gründen dennoch beseitigt werden. „In dieser Hochsaison müssen die Betreiber der Strandbuden dafür Sorge tragen”, so Catalina Puig. Wer danach zuständig ist, werde noch entschieden.

Andere Maßnahmen wie die Anlegung von beschilderten Erkundungswegen durch den 1448 Hektar großen Landteil des Parks (Wasserteil: 2225 Hektar) und die Errichtung eines Vogelbeobachtungshochstands und eines Informationszentrums für Besucher will die neue Chefin ohne Hektik nach und nach umsetzen. Auch die an vielen Stellen extrem schmalen Zufahrtsstraßen zum Strand will sie verbreitern lassen, auf dass nervenaufreibende Intermezzi vermieden werden, wenn sich Autos dort begegnen.

Die faszinierende Dünenlandschaft, der Strand und das kristallklare Meer davor sollen künftig so behandelt werden, dass die Besucher die Gegend anders als früher –also halt möglichst unchaotischer und damit naturparkgerecht – erleben. „Wir wollen den Druck herausnehmen und die Nutzung in geordnete Bahnen leiten”, so Puig. Wobei auch sie das Chaos nicht ganz ausschließen kann. „Ziel ist aber zudem auch, die Leute nicht zu nerven.”

(aus MM 16/2018)