Mit diesen Mallorca-Tipps warten die Reise-Gurus von Lonely Planet auf

In einem hingebungsvollen Beitrag, der am Donnerstag veröffentlicht wurde, widmet sich der renommierte Verlag der touristischen Dreifaltigkeit Mallorcas: Kultur, Natur und Gastronomie.

Der Mercat de l'Olivar in Palma. | P. Lozano

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Wer Mallorca nur als Partyparadies und Sonnenziel wahrnimmt, der verpasst so einige herausragende Facetten der Insel. Welche genau, darauf haben jetzt die Reise-Gurus von Lonely-Planet aufmerksam gemacht. Der Tenor eines ungewöhnlich langen und am Donnerstag veröffentlichten Online-Artikels: Die Baleareninsel ist ein Kaleidoskop voller Überraschungen, das weit mehr bietet als Liegestühle, Sangria und einen schmerzhaften Sonnenbrand. Vielmehr sei der Deutschen liebster Zufluchtsort eine Destination zwischen kulturellem Erbe, atemberaubender Naturlandschaft und kulinarischer Vielfalt, so das Urteil.

Los legt Lonely Planet im Herzen der Inselmetropole Palma, konkret zu Füßen der "imposanten gotischen Kathedrale". Sie sei ein "architektonisches Meisterwerk", das Besucher verzaubere, nicht mehr, aber schon gar nicht weniger. Die Verfasserin des Artikels verfällt unter anderem der "riesigen Rosette, die das Tageslicht in mystisches Licht taucht". Im nächsten Atemzug kommt sie auf Antoni Gaudí und dessen "kunstvoll gestalteten Baldachin über dem Altar" zu sprechen.

Nach so viel Ehrfurcht vor dem Gotteshaus Nummer eins auf Mallorca, kam bei der Redakteurin offenbar Hunger auf. So machte sie sich zu Fuß auf den Weg zum bewährten Mercat de l'Olivar, wenngleich der nicht nur "ein paar Schritte" entfernt liegt, wie sie behauptet. Dafür eröffnet sich unter dessen hohem Dach für sie ein Reich der Sinne. Es wird geschwärmt von Ständen mit leckerem Schinken in allen Qualität- und Preisvariationen, frischen Meeresfrüchten und "würzigen Käsespezialitäten". Liebe – und wenn auch nur oberflächlich zu einer Stadt – geht offenbar doch durch den Magen.

Dann geht es die Berge. Die Serra de Tramuntana – der Verweis auf das UNESCO-Welterbe darf hier natürlich nicht fehlen – durchziehe die Insel "wie ein steinernes Rückgrat". Die Serpentinenstraße nach Sa Calobra ordnet Lonely Planet ohne zu zögern als "eine der spektakulärsten Routen Europas" ein. Zwölf Kilometer pures Fahrabenteuer mit Kurven, die selbst "erfahrene Autofahrer herausfordern". Über zu ambitionierte Hobby-Radfahrer, die sich in diesen Kurven um Kopf und Kragen bremsen, verliert die Autorin verständlicherweise kein Wort.

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Aber sie offenbart ein Herz für Wanderer, die sich vor nichts abschrecken lassen. Diesen empfiehlt sie die lange Version der Ruta de Pedra en Sec, immerhin 140 Kilometer lang, von Port d'Andratx quer über die Insel nach Port de Pollença. Ein tagelanger Marsch durch malerische Olivenhaine und auf "einsamen Ziegenpfaden". Oder, wie die Journalistin es sieht, "eine persönliche Herausforderung".

Natürlich kommen auch Deià und Valldemossa in dem Artikel vor, an den beiden Dorfklassikern führt kein Weg vorbei, selbst bei Lonely Planet nicht. Das in Stein gegossene Duo stehe für die "poetische Seite" der Insel. Und schon ist man bei Frédéric Chopin und George Sand, jenem Künstlerpaar, das einen Winter in dem ehemaligen Kartäuserkloser in Valldemossa überstand. Wie, das sei dahingestellt.

Das pittoreske Sóller steht ebenfalls auf der Liste. Und hier wiederum führte der Weg der Autorin schnurstracks ins Museum Ca'n Prunera, wo sie sich – augenscheinlich etwas überrascht – Werken von Picasso, Miró und Klimt hingeben konnte. Das beschauliche Sóller, zu diesem Schluss kam sie nach dem Kulturrausch, müsse sich hinter großen Kunstmetropolen "nicht verstecken". Für die Anreise aus dem quirligen Palma sollte es freilich stilecht die rustikale Sóller-Bahn sein, die ihren Dienst seit 1912 verrichtet.

Gänzlich an den Stränden Mallorcas kommt die Autorin dann doch nicht vorbei. Welcher Paris-Führer verzichtet schließlich auf den Eiffelturm. An der Ostküste schickt sie die Leser etwa an die Cala Mesquida, die vor "kristallklarem Wasser und unberührter Landschaft" nur so strotze. Das Cap de Formentor wird hingegen als "wilde Halbinsel mit steilen Klippen" beschrieben. Wer hingegen Ruhe suche und in sich gehen möchte, selbst im Hochsommer, dem wird die Zuflucht in einem der "jahrhundertealten Klöstern der Tramuntana" ans Herz gelegt.

Was in dieser umfangreichen Lobeshymne auf Mallorca keine Erwähnung findet, sind dessen hausgemachte Probleme mit – dem Tourismus. Grassierende Wohnungsnot und schamlos genutzte natürliche Ressourcen bleiben genauso außen vor, wie deren immer stärker zutage tretende Folgen: Eine Bevölkerung, die das Gefühl hat, im Zusammenspiel von Politik und Tourismusindustrie zwischen die Räder gekommen zu sein.