Es ist immer wieder eine Art kulinarisches Erweckungserlebnis: Nimmt man einen Happen „Ceviche” zu sich, dann explodiert im Munde eine Mélange aus wachmachendem Limonensaft und Geschmack von rohem Fisch. Das erst recht, wenn man die flüssigere Variante „leche de tigre” (Tigermilch) vertilgt. Das berühmteste Gericht der peruanischen Küche gibt es in Palma in einfachen Restaurants wie dem Caleta (C/ Benet Pons i Fabregues, 12) oder dem Estrella Roja(C/ Miquel Marquès, 8) als rustikale Hausmannskost für eine Handvoll Euro.
Woanders in der Mallorca-Kapitale kommt das „Ceviche” veredelt fast als Luxus-Schmaus daher – etwa für 23,50 Euro im angesagten Restaurant Munay (C/ Arxidux Lluis Salvador, 4) oder für sogar 30 Euro im High-End-Tempel De Tokio a Lima (im Hotel Can Alomar am Passseig des Born) in der feinen Feliu-Straße. Preislich im Mittelfeld liegen Restaurants wie das Lima in Can Pastilla (C/ Virgili, 4), in dem Spanier, Südamerikaner und Urlauber ein- und ausgehen. Eines der ersten peruanische Restaurants am Platz war das Sumaq in Santa Catalina (C/ Cotoner, 44), das preislich auch eher höher angesiedelt ist.
Papas a la Huancaína.
Beim „Ceviche” hört das Wissen des europäischen Normalverbrauchers über die in den vergangenen Jahren immer bekannter gewordene Küche des südamerikanischen Landes in der Regel bereits auf. Dabei ist das, was an der tausende Kilometer langen Wüstenküste, im zerklüfteten Hochland und im weitflächigen Urwald aufgetischt wird, so facettenreich wie fast nirgendwo anders auf der Welt.
Was ist schon ein Rollbraten oder ein Teller Grünkohl, wenn man etwa die Gelegenheit haben darf, einen „Chupe”-Eintopf zu essen ... Gambas, Yucca, Kartoffeln, Mais und Eier füllen den Magen geschwind, sodass man besonders großen Hunger haben sollte, um die wohlgefüllte Schüssel leer zu bekommen. Das Gericht wurde in der ausnehmend schönen südperuanischen Stadt Arequipa einst ersonnen, in Restaurants auf Mallorca kommt es eher selten vor. In den europäischen Food-Himmel, wohin es „Ceviche”, „Pisco Sour”, das leicht scharfe Lima-Gericht „Causa” und sogar die aus Stücken vom Kalbsherz bestehenden Fleischspieße namens „Anticuchos” schon gebracht haben, ist der „Chupe” noch nicht so richtig vorgerückt.
Papa rellena.
Das gilt auch für die „Papa Rellena”, eine Kartoffel, die mit Fleisch, Eiern oder Oliven gefüllt und samt Reis serviert wird. Sie kommt zwar auf Speisekarten gelegentlich vor, gilt aber wie „Arroz con Pollo” (Reis mit Huhn) nicht als der ultimative Hit. Auch die „Papas a la Huancaína”, ein vor allem sonntags serviertes Kartoffelgericht, dessen Non-plus-Ultra die scharfe, mit Gemüse versetzte gelbe sowie cremige Käsesauce ist, ist in Europa noch nicht über Gebühr bekannt. Dabei gibt es – wie man weiß – in Peru so viele Kartoffelsorten wie sonst nirgendwo auf der Welt – die Inka labten sich an den nahrhaften Erdäpfeln einst fast ohne Unterlass.
Das Gericht „Seco a la Norteña” ist in europäischen Gefilden wohl noch unbekannter. Es kommt aus dem Norden des einstigen spanischen Gold-Protektorats und besteht aus größeren Rindfleischstücken, Bohnen, Pfeffer, Essig, Knoblauch und dem sehr scharfen Kraut Ají, das einen, beißt man beherzt hinein, wie einen geölten Blitz aufspringen und fast schreien lassen kann.
"Chupe"-Eintopf.
Es ist damit zu rechnen, dass angesichts des Kulinarikbooms um die Hauptstadt Lima, wohin inzwischen zunehmend Essens-Touristen aus Nordamerika und Europa finden, auch die noch unbekannteren Peru-Gerichte mit der Zeit immer populärer werden. Bei einem ganz speziellen Schmaus kann jedoch erwartet werden, dass er wohl niemals auf europäische Speisekarten gerät: Es handelt sich um „Cuy”, zu Deutsch Meerschweinchen. Die fiependen, putzigen und schwanzlosen Mini-Nager, die man in Deutschland oder Spanien gern in Käfigen hält, werden in der kalten Andenregion am Spieß gebraten und mit Kartoffeln, Bohnen und Mais serviert. Und sie machen stark: „Cuy” gilt als besonders protein- und mineralreich.
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