In Can Pastilla, einem Stadtteil von Palma de Mallorca, hat in der vergangenen Woche ein bei Anwohnern und Ladenbesitzern bekannter Obdachloser große Besorgnis ausgelöst. Trotz seiner Behauptung, es gehe ihm gut und er fehle es an nichts, stellen viele seiner Mitmenschen diese Aussagen infrage. Sie befürchten, dass der freundliche ältere Herr gesundheitlichen Schaden erleiden könnte oder dass ihm sogar Gefahr von anderen droht.
„Was wollt ihr denn? Ich lebe sogar in erster Meereslinie!“, soll Nicolás gesagt haben. So berichteten besorgte Bürger der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora. Doch bei genauerem Hinsehen wird die bittere Armut sichtbar, in der der Bulgare lebt. „Er sieht alles positiv, aber in Wirklichkeit geht es ihm sehr schlecht“, sagt ein nahegelegener Ladenbesitzer.
"Das Reich des Obdachlosen". Bretter, alte Möbel, Decken und Matratzen säumen die selbstgebaute Unterkunft.
Die Händler brachten ihm regelmäßig Essen und beobachteten dabei, wie er altes, längst verdorbenes Brot in Wasser tauchte und es dann aß. Es mag zwar stimmen, dass der Mann in seiner dürftigen Unterkunft einen Meerblick hat, doch das ist nur die eine Seite der „Medaille“. „Es zieht die Feuchtigkeit und der Wind dringt aus allen Ecken und Ritzen“, beschreibt ein Verkäufer die miserablen Bedingungen.
Der Mittellose hat sich zwischen verlassenen, leerstehenden Geschäften einige Bretter zurechtgelegt und dort seine wenigen Habseligkeiten untergebracht. „Er behauptet, er sei sogar Eigentümer der Räume, aber das ist natürlich Unsinn“, ist sich eine besorgte Person sicher. Die verstreuten Gegenstände lassen darauf schließen, dass Nicolás nicht immer obdachlos war. Matratzen und Decken dienen ihm als Schutz vor der Kälte, und an den Bretterwänden hat er alte Gemälde und Bilder aufgehängt. Immer wieder stehen ein Tisch, einige Stühle, Sessel und andere Möbel herum – sogar sein Rollstuhl steht direkt neben seiner Behausung.
Nicolás hat es sich mit alten Habseligkeiten so gemütlich wie möglich gemacht.
„Alles ist feucht, das kann einem älteren Herrn nicht guttun“, berichtet ein mitfühlender Mitbürger weiter. Das wenige Wasser und Essen, das ihm einige Leute vorbeibringen, hilft kaum. „Wir haben die Sozialdienste verständigt, aber sie sind nie gekommen“, sagt der Anwohner bitter, während er einige Mandarinen und Wurstwaren auf einen wackeligen Tisch legt. „Es ist eine Schande, dass jemand so enden muss!“
Nicolás hingegen zeigt kein Interesse an all dem. Er genießt die Nähe zur Strandpromenade und den schönen Ausblick und möchte einfach in Ruhe gelassen werden, bis die Touristensaison beginnt. Die einzige Beschwerde, die der Obdachlose äußert, ist, dass die anderen Nachbarn ohne festen Wohnsitz ihm mit ihrer schlechten Laune den Tag verderben. „Wir hoffen alle, dass er gesund bleibt und ihm niemand etwas antut.“
Immer mehr Menschen verlieren auf Mallorca aufgrund der Wohnungsnot und der steigenden Mietpreise ihre Unterkunft und müssen unter freiem Himmel leben. So entstehen immer mehr notdürftige Siedlungen von Mittellosen, die an abgelegenen Orten wie Autobahnen ihre Lager aufschlagen. Sogar Menschen mit Arbeit können sich manchmal keine Wohnung mehr leisten und übernachten in ihren Autos oder in Campingwagen.
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Mallorcamanni
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Vor 3 Tage
Ihr habt vor einiger Zeit mal ein Beispiel gebracht von einer älteren Dame mit ihrem Sohn, die in einem gemieteten Wohnmobil leben. Trotz monatlicher Einkünfte von zusammen rund 2.500 € bekommen sie keine Wohnung obwohl das Geld das durchaus hergeben würde. Leute mit unbefristeten Arbeitsverträgen haben es schwer Wohnungen mieten zu können. Diese Form der Diskriminierung müsste der Gesetzgeber dringend unterbinden vor allem vor dem Hintergrund, dass selbst Okupas Rechte in Anspruch nehmen die in dieser Form nicht existieren sollten.
1 Kommentar
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Ihr habt vor einiger Zeit mal ein Beispiel gebracht von einer älteren Dame mit ihrem Sohn, die in einem gemieteten Wohnmobil leben. Trotz monatlicher Einkünfte von zusammen rund 2.500 € bekommen sie keine Wohnung obwohl das Geld das durchaus hergeben würde. Leute mit unbefristeten Arbeitsverträgen haben es schwer Wohnungen mieten zu können. Diese Form der Diskriminierung müsste der Gesetzgeber dringend unterbinden vor allem vor dem Hintergrund, dass selbst Okupas Rechte in Anspruch nehmen die in dieser Form nicht existieren sollten.