Wohnungsnot auf Mallorca

"Immobilienmarkt auf Mallorca komplett außer Kontrolle": Makler schicken Hilferuf nach Madrid

Die Immobilienunternehmer dringen auf eine "langfristige, stabile Wohnungspolitik", die über Legislaturperioden hinaus Bestand hat. Zugute kommen soll diese in erster Linie jungen Menschen und Familien

Bezahlbarer Wohnraum ist auf Mallorca – vor allem in der Inselhauptstadt Palma – kaum noch zu finden | Archiv

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Während Mallorca und seine Nachbarinseln für viele zum Inbegriff mediterranen Lebensgefühls geworden sind, spitzt sich für die Einheimischen die Wohnsituation seit Monaten dramatisch zu. Anlässlich des Besuchs von Ministerpräsident Pedro Sánchez auf Mallorca an diesem Wochenende haben führende Vertreter der Immobilienbranche deshalb einen eindringlichen Appell an die Regierung gerichtet: Die Wohnkrise auf den Inseln sei "außer Kontrolle geraten" und erfordere "sofortiges, koordiniertes Handeln".

Die Balearische Vereinigung nationaler und internationaler Immobilienunternehmen (ABINI), in der auch zahlreiche deutsche Luxusmakler organisiert sind, sowie der Verband der Immobilienmakler auf den Balearen (API) zeichnen in ihrem offenen Brief ein mehr oder weniger düsteres Bild: Wohnraum sei für viele Inselbewohner – insbesondere junge Menschen – längst nicht mehr bezahlbar. "Die eigene Wohnung ist für die Jugend hier zu einem unerreichbaren Traum geworden. Kaufen oder auch nur mieten? Für viele schlicht unmöglich", heißt es in der Erklärung.

Politische Blockaden und lähmende Bürokratie

Die Krise sei aber nicht allein das Resultat von Marktmechanismen, sondern auch Folge politischer Lähmung, argumentieren die Verfasser des Schreibens. Die Wohnraumdebatte sei zur parteipolitischen Waffe verkommen, während echte Lösungsansätze ausblieben. Hinzu komme eine Bürokratie, die durch rigide Vorschriften schnelle Reaktionen verhindere.

ABINI und API fordern daher eine übergreifende politische Einigung. Sánchez solle die Führung übernehmen und einen "nationalen Pakt für Wohnraum" initiieren, der sämtliche Verwaltungsebenen – von der Zentralregierung bis zur lokalen Ebene – und die Fachleute der Branche an einen Tisch bringt. Nur durch ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen lasse sich die Situation nachhaltig verbessern.

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Mehr als kurzfristige Flickschusterei

Die Immobilienexperten dringen auf eine langfristige, stabile Wohnungspolitik, die über Legislaturperioden hinaus Bestand hat. Es brauche klare rechtliche Rahmenbedingungen, um sowohl den Einwohnern als auch potenziellen Investoren Sicherheit und Vertrauen zu bieten. Ein zentraler Hebel sei die Entschlackung der Verwaltungsprozesse. Weniger Bürokratie und schnellere Genehmigungen könnten den Bau von bezahlbarem Wohnraum erheblich erleichtern.

Besondere Aufmerksamkeit fordern die Unterzeichner für junge Menschen und Familien. Steuerliche Anreize und gezielte finanzielle Hilfen könnten diesen Gruppen den Weg in ein eigenes Zuhause ebnen. Gleichzeitig sei es notwendig, Immobilienspekulation einzudämmen – jedoch ohne Investitionen zu ersticken, die zur Schaffung neuer Wohnungen beitragen.

Ein Wendepunkt in Sicht?

Die Botschaft aus dem Immobiliensektor ist unmissverständlich: Wohnraum auf den Balearen darf kein Privileg für Wohlhabende bleiben. Es braucht einen Kurswechsel. Die Hoffnung ruht nun auf Pedro Sánchez’ Besuch. Die Unterzeichner des Appells sehen ihn als Chance für einen Wendepunkt – hin zu einer Wohnraumstrategie, die nicht nur akute Not lindert, sondern auch langfristig Perspektiven schafft.

Ob Sánchez diesen Hilferuf erhört, bleibt abzuwarten. Klar ist: Für viele Mallorquiner steht weit mehr auf dem Spiel als das Dach über dem Kopf. Es geht um die Zukunft ihrer Heimat – und darum, ob sie sich diese auch morgen noch leisten können. Denn die um sich greifende Armut ist auf Mallorca nicht mehr zu übersehen. Egal ob Wohnwagenparks oder Baracken an der Autobahn – dass sich viele Menschen kein Dach über dem Kopf mehr leisten können, ist eindeutig.