Jessica Schwarz spielte in dem Thriller "Lillys Verschwinden" die Mutter eines entführten Mädchens. Die Rolle hatte sie sehr mitgenommen. | Pep Bonet, ZDF

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Der zweiteilige Thriller "Lillys Verschwinden" ist auf Mallorca gedreht worden und wird nun am 17. und 19. Februar um 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Die Protagonistin Jessica Schwarz spielte Anna Bischoff, die Mutter des entführten Mädchens, und berichtete im MM-Interview, wie sehr sie die Rolle persönlich mitgenommen hatte. Und wie sie es nach jedem Drehtag schaffen musste, sich von der Geschichte innerlich zu distanzieren. Die Tränen mussten bei ihr nicht etwa künstlich herbeigeführt werden. Die flossen von ganz alleine.

Mallorca Magazin: Frau Schwarz, in „Lillys Verschwinden” spielen Sie die Mutter Anna Bischoff. Was ist das für eine Person?
Jessica Schwarz: Anna ist eine sehr liebende Mutter, die eine Tochter und einen Ziehsohn hat, den sie genauso ins Herz geschlossen hat und genauso liebt. Sie würde alles für diese Familie tun. Sie ist aber auch jemand, der nicht unbedingt immer im Mittelpunkt stehen muss. Sie ist eine Lehrerin für junge Schüler, für Kinder. Sie ist niemand, der zynisch oder sarkastisch ist oder irgendjemanden gegeneinander ausspielen würde. Sie muss nicht bei einem Abendessen groß aufspielen und Geschichten erzählen, sondern sie ist jemand, die tatsächlich die Geschichten eher passieren lässt. Sie sucht sich auch mal gerne eher eine ruhige Ecke.

MM: Was faszinierte Sie an der Darstellung der Anna Bischoff?
Schwarz: Ich fand es ganz schön, zu erzählen, dass mit dem Verschwinden von Lilly eine Transformation einherging, weil sie in einer Art Schocksituation war. Es ist ja gerne so bei den Menschen, dass sich Muster eingefahren haben. Und wenn es zu einer Schocksituation kommt, werden diese Muster komplett außer Kraft gesetzt. Und da musste sich bei Anna Bischof etwas ganz Neues bilden, indem sie wirklich einfach alles dafür tun würde, um dieses Kind wiederzufinden.

MM: Wie hat Sie diese intensive Rolle persönlich mitgenommen?
Schwarz: Also ich bekam einen Gerstenkorn und eine Blase an der Zunge (lacht). Es war so, ich kann zum Beispiel nicht mit Tränenstift arbeiten, sondern bei mir muss das wirklich emotional entstehen. Das hieß, ehemalige Wunden wurden aufgerissen, die Menschen eigentlich in ihrem Leben immer zu heilen versuchen. Das konnte natürlich therapeutisch auch wirkungsvoll sein. Aber man ging natürlich durch Themen, die einen berührt hatten, noch einmal durch. Man gab ja seinem Körper und seinem Geist die Nachricht, es ist was ganz Schlimmes passiert.

MM: Wie sind Sie damit umgegangen?
Schwarz: Ich konnte das nicht in der Form von einer Technik machen oder einen gefühlten Avatar drüberstülpen, was ich sonst auch schon mal bei Rollen oder Szenen machte. Aber das ging bei so einer Geschichte nicht, da waren viel Stresshormone unterwegs.

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MM: Wie kamen Sie da nach einem Drehtag wieder runter?
Schwarz: Also ich meditierte morgens. Ich versuchte, Yoga und Stretching am Abend zu machen. Ich machte tatsächlich auch Lachübungen abends, damit ich nicht komplett deprimiert ins Bett ging. Irgendwo musste man es abschütteln. Es war schon fast eine Form von Method-Acting. Das war ja ein Thema, das uns alle am Set sehr berührte. Die Gefühle wurden nicht nur mit Tränen transportiert, aber es gab Momente, wo es mich überwältigte, selbst wenn Thomas Berger, der Regisseur, sagte, nicht weinen. Da war ich so drin in der Figur.

MM: War es Ihr erster Dreh auf Mallorca?
Schwarz: Ja, ich hatte vorher noch nicht auf der Insel gedreht, war nur zum Urlaub dort. Ich genoss es sehr, weil wir als Team die Möglichkeit hatten, an Orte zu kommen, wo vielleicht viele Menschen nicht hin durften. Wir hatten tolle Drehorte in Selva, Sóller, Palma, der Cala Sant Viçenç. Und wir waren auch im Tramuntana-Gebirge unterwegs, wo ich rennen musste, natürlich hinflog, Knie blau, alles aufgeschürft. Also ich ging mit einigen blauen Flecken raus (lacht).

MM: Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Thomas Berger?
Schwarz: Das war wirklich fantastisch. Man merkte einfach die Erfahrung und auch die Liebe und die Leidenschaft zu dieser Thematik, zu der Tiefe in den verschiedenen Personen. Wir haben ja nicht chronologisch gedreht. Bevor wir in den Tag oder in eine Szene gingen, sagte Thomas erst mal, wo wir waren, wo die Reise gerade herkam, wo sie hingehen sollte und was für ihn in der Szene wichtig ist. Dann waren alle wieder auf einer Linie und wussten genau, was sie zu tun hatten.

MM: Der Zweiteiler ist hochkarätig besetzt. Wie war es für Sie, mit diesen Kollegen zu drehen?
Schwarz: Im Grunde war das ein Traumcast. Es waren irre tolle Kollegen, die alle ihr Handwerk extremst gut verstanden. Deswegen machte es so unfassbar viel Spaß. Mit Petra Schmidt-Schaller hatte ich schon gedreht, mit Felix Klare auch, ich kannte Natalia Wörner, Heino Ferch und ich waren uns schon über den Weg gelaufen. Ich bekam eine sehr schöne WhatsApp von unserer Produzentin, die sagte, dass wir als Paar unglaublich toll miteinander funktionierten und man uns diese Verzweiflung, diese Hilflosigkeit und Angst wirklich abnahm. Und es war nicht nur Drama, sondern hatte auch einen guten Kriminalcharakter.

MM: Wissen Sie schon, wo Sie die Ausstrahlung sehen werden?
Schwarz: Ich lebe ja in Portugal. Ich würde den Film gerne mit meiner Familie in meiner Heimatstadt Michelstadt sehen. Sie ist immer ein gutes Barometer dafür, wie Filme sind. Sie mag es gerne kriminal, spannend, auch ein bisschen Drama und sie geht mit. Sie sagt, wenn sie es gut findet oder wenn sie es nicht so gut findet. Dann weiß man immer schon, wie die Kritiken oder die Quoten sein werden (lacht). Ich könnte mir auch vorstellen, einen lustigen Mädelsabend mit Petra, Mona (Mona Pirzad, spielt in „Lillys Verschwinden” die Ermittlerin Isabell Navarro; Anm. d. Red.) und ein paar Leuten zu machen.