"Wir wollen die Lebensqualität der Anwohner sicherstellen und gleichzeitig eine nachhaltige lokale Produktion ermöglichen", erklärte der balearische Landwirtschaftsminister Joan Simonet bei der Vorstellung der neuen Regelung. Das Gesetz sieht einen dreistufigen "sanitären Korridor" vor: In einem Umkreis von zwei Kilometern zu bewohnten Gebieten sind maximal 20.000 Hühner erlaubt, bis zu vier Kilometer Entfernung höchstens 40.000 und bis sechs Kilometer maximal 80.000 Tiere.
Auslöser für das neue Gesetz war ein heftig umstrittenes Großprojekt nahe der Ortschaft Sineu auf Mallorca. Dort hatte in Investor in neun Stallungen insgesamt 739.000 Hühner geplant – nur einen Kilometer vom Ortskern entfernt. Nach mehrmonatigen Protesten von Anwohnern, Umweltschützern und der Gemeindeverwaltung wurde das Projekt Anfang der Woche endgültig gestoppt. Mehrere Behörden hatten negative Gutachten vorgelegt, unter anderem wegen Verstößen gegen städtebauliche Vorschriften und übermäßigen Wasserverbrauchs.
Die Regelung betrifft nach Zeitungsangaben sowohl Legehennen als auch andere Geflügelarten wie Truthähne und Enten. Betriebe mit mehr als 40.000 Tieren müssen überdies eine Umweltverträglichkeitsprüfung vorlegen. Die derzeit größte Hühnerfarm auf den Balearen, die sich in der Nähe von Manacor befindet, hält etwa 165.000 Tiere und darf in diesem Umfang weiterbetreiben.
"Diese industriellen Großanlagen widersprechen dem Geist unseres Agrargesetzes von 2019, das eine nachhaltige Landwirtschaft zum Erhalt des ländlichen Raums fördern soll", sagte Simonet. Die konservative Regierung reagierte mit dem Dekret auch auf Forderungen von Umweltschützern und Linksparteien wie PSIB-PSOE und Més, die sich für ein grundsätzliches Verbot industrieller Massentierhaltung eingesetzt hatten.
Bislang gab es auf den Balearen keine spezifischen Vorschriften für Mindestabstände zwischen Ställen mit Massentierhaltung und Wohngebieten. Die neue Regelung orientiert sich an EU-Richtlinien aus dem Jahr 2010, die strenge Kontrollen für Emissionen aus der intensiven Tierhaltung vorsehen. "Unser Ziel ist es, die lokale Versorgung zu sichern und gleichzeitig mögliche Beeinträchtigungen für Umwelt und Anwohner zu minimieren", so Simonet.
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