Hähnchenbrüste aus dem großen Brustmuskel von Hühnern. | Archiv

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Die spanische Beobachtungsstelle für Tierschutz (OBA) hat an diesem Dienstag einen Bericht veröffentlicht, der auf die Weißstreifenkrankheit bei Hähnchenbrüsten in Lidl-Filialen auf den Balearen um Mallorca aufmerksam macht. Demnach wurden bei fast 96 Prozent der analysierten Produkte die entsprechenden Fettablagerungen im Fleisch festgestellt. Das Phänomen steht im Zusammenhang mit der Zucht von aufgrund ihrer Genetik ausgewählten Rassen, die unnatürlich schnell wachsen. Lidl selbst stellte klar, dass die weißen Streifen die Lebensmittelsicherheit der Ware nicht beeinträchtigen.

Bei der Analyse wurden mehr als 240 Schalen mit Hähnchenbrüsten aus zwölf Lidl-Geschäften auf den Balearen getestet. Pro Produkt wurde ein Foto gemacht, das dann von zwei Tierärzten überprüft wurde, die auf einer Skala von 0 bis 3 die sichtbaren Anzeichen der Krankheit im Fleisch bewerteten. Rund 65 Prozent der auf Mallorca & Co. verkauften Ware entsprach den beiden höchsten Werten und könnte schwere Pathologien aufweisen.

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Bei der Weißstreifenkrankheit handelt es sich um eine Anhäufung von Fettgewebe an der Außenseite des großen Brustmuskels in Form von feinen weißen Streifen. Das Phänomen wird durch ein unnatürlich schnelles Wachstum von Hühnern verursacht und bildet sich aufgrund des damit einhergehenden ständigen Abbaus und Wiederaufbaus des Muskels. Hintergrund ist die Auswahl von Geflügel in der Massentierhaltung, das viermal schneller wächst als jenes Mitte des 20. Jahrhunderts. Das Wachstum der Tiere wäre vergleichbar mit dem eines menschlichen Babys, das in seinen ersten beiden Lebensmonaten 300 Kilo erreicht.

Studien zeigen, dass 63 bis 78 Prozent der Hühner schnell wachsender Rassen von weißen Streifen betroffen sind. Dagegen leiden nur etwa 9 Prozent der langsam wachsenden Hühner an dieser Krankheit. Aus diesem Grund fordert die Tierschutzorganisation das Unternehmen Lidl auf, sich der Europäischen Hühnerverpflichtung anzuschließen. Diese gleicht einer freiwilligen Mindestvereinbarung, die international von 40 Tierschutzorganisationen unterstützt wird und Kriterien wie die Umstellung auf langsam wachsende Rassen oder die Verringerung der Dichte von Vögeln in Makrobetrieben umfasst.

Lidl hat seinerseits erklärt, dass die Supermarktkette "in ihrer gesamten Lieferkette strenge Kontrollen durchführt, einschließlich ihrer Lieferanten, die von internationalen Einrichtungen zertifiziert sind". Was die weißen Streifen im Hühnerfleisch betrifft, so wird klargestellt, dass "sie bei in Spanien verkauften Hähnchen üblich sind und nicht den Nährwert des Produkts beeinträchtigen". Der Händler fügte hinzu, dass "es nicht das erste Mal ist, dass diese Organisation eine Anschuldigung gegen Lidl über die Medien erhebt, ohne ihre Informationen vorher mit uns abzustimmen".