Die Ermittlungen des Inselrats zeigen, wie organisiert die Banden vorgehen. Allein in diesem Sommer flogen drei Mehrfamilienhäuser in Palma auf, die ohne Genehmigung an Touristen vermietet wurden – ein Fall, der das Ausmaß der kriminellen Strukturen offenlegt. Insgesamt fast 2,5 Millionen Euro Bußgeld wurden gegen die Eigentümer verhängt, die hinter verschachtelten Firmenkonstrukten agieren und sich so geschickt der Verfolgung entziehen wollen. "Das sind keine Zufallstäter, sondern professionelle Organisationen", warnt der Inselratsdzernent für Tourismus, José Marcial Rodríguez.
Sanktionen werden immer härter
Die Sanktionen gegen die illegalen Vermietungen werden immer härter: Im ersten aufgedeckten Fall, im August, kostete das illegale Treiben eine Strafsumme von 960.000 Euro. Ein Monat später traf es zwei weitere Häuser mit insgesamt 1,36 Millionen Euro. Und es wird nicht der letzte Fall dieser Art sein, versichert das Tourismusdzernat, das bereits weitere Gebäude im Visier hat, die offenbar nach dem gleichen Muster von den kriminellen Netzwerken genutzt werden.
Dunkle Geschäfte: Die Strippenzieher sind international
Wer steckt dahinter? Rodríguez beschreibt die Täter als international vernetzte Organisationen, die es verstehen, jeden gesetzlichen Trick auszunutzen. "„Es sind Leute aus der Region, aber auch aus anderen Ländern, die ihre illegalen Geschäfte über Tarnfirmen verschleiern", erklärt Rodríguez. Die Netzwerke schaffen es, durch den ständigen Transfer von Geldern und Mietverträgen zwischen verschiedenen Firmen jegliche Spur zu verwischen. "Sie wissen genau, wie man das System ausnutzt und die Verwaltung durch endlose Bürokratie lahmlegt", so Rodríguez.
Ob die Balearen es mit denselben Strukturen zu tun haben wie Barcelona, wo schon seit Jahren ähnliche kriminelle Gruppen gegen illegale Ferienvermietungen kämpfen, ist noch unklar. Die Stadtverwaltung der katalanischen Hauptstadt hat bereits zehn mafiöse Netzwerke identifiziert, die mit denselben Methoden Wohnungen an Touristen vermieten – und nichts scheint sie stoppen zu können.
Kampfansage: Balearen erhöhen die Budgets
Angesichts der wachsenden Bedrohung durch illegale Vermietungen, die als einer der Hauptgründe für die Wohnungsnot gilt, rüsten die Balearen nun auf: Eine Erhöhung der Budgets soll dabei helfen, das illegale Treiben endlich unter Kontrolle zu bringen. Ein Teil der Einnahmen aus der Steuer für nachhaltigen Tourismus (ITS) soll gezielt in die Verfolgung dieser Machenschaften fließen, wie die Regierung der Inseln kürzlich ankündigte. Damit reagiert sie auch auf den Druck der Inselräte, die in dieser Frage mehr Unterstützung fordern.
Hotelbranche schlägt Alarm: „Fast jede zweite Ferienwohnung ist illegal“
Auch in der Hotelbranche ist man alarmiert. Nach Schätzungen wird fast die Hälfte der Ferienvermietungen auf den Balearen ohne Lizenz betrieben – eine Zahl, die Branchenexperten auf der Grundlage der Touristenankünfte und Übernachtungen in regulierten Unterkünften ermittelt haben. Die ehemalige Wohnungsministerin Marta Vidal hatte sogar von bis zu 235.000 illegal vermieteten Wohnungen gesprochen – eine Zahl, die bei der Hotelbranche jedoch als „überschätzt“ gilt. Dennoch herrscht Einigkeit: Die Situation ist außer Kontrolle geraten.
Die Behörden stehen nun unter Druck, das Problem endlich in den Griff zu bekommen. Doch wie wirksam die Maßnahmen gegen die gut vernetzten und international agierenden Netzwerke sein werden, bleibt abzuwarten. Eins ist klar: Die Balearen haben mit dieser kriminellen Schattenwirtschaft noch einen langen Weg vor sich – ein Weg, der nur dann erfolgreich sein wird, wenn die Tourismusbehörden entschlossen gegen die illegalen Vermieter vorgehen und das Vertrauen der lokalen Bevölkerung zurückgewinnen.
2 Kommentare
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Zitat = "Die illegale Ferienvermietung gilt als einer der Hauptgründe für die Wohnungsnot" Antwort = das wird aber so interpretiert, als sei es der Hauptrund und genau das ist er eben nicht. Der wahre Grund ist der Mangel an "bezahlbaren" Wohnungen, im Prinzip auch "Sozialwohnungen", vor allem für die breite Arbeitnehmerschaft. Beachten Sie bitte, dass der Mindestlohn in Spanien unter 7 Euro liegt. In DE über 12 Euro !!! Aber auch Azubis und Studierende suchen. Keiner von denen aber eine Komfortwohnung, Saisonarbeiter auch nur bis Ende der Saison, diesen genügt ein ganz normales 1-Zi Appartment. An dieser Masse fehlt es aber genau. Da sehe ich vor allem die Arbeitgeberschaft in der Pflicht Beihilfe zu leisten.
Das es illegale Vermietungen gibt, auch hier in meinem Ort, dass weiß man schon lange. Nur wurde dagegen nie angegangen. Hier auf den Balearen dauert ebend alles etwas länger.