Tomeu Mercadal betreibt die Herren-Boutique "Golfos" in Palma. | Gabriel Wolenik

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Jedes Jahr seit 2018 veröffentlicht die Stadtverwaltung von Palma de Mallorca eine Liste mit sogenannten "emblematischen Geschäften" der Stadt. Mit dem Programm wollen die Verantwortlichen typisch mallorquinische Lokale und Einzelhändler in der Balearen-Hauptstadt bewahren. Neben der öffentlichkeitswirksamen Auszeichnung unterstützt das Rathaus die Betriebe in Form von finanziellen Subventionen. Es geht um Authentizität und die Identifikation der Insel-Bevölkerung mit ihrer Kultur und Tradition.

"Im Angesicht der Globalisierung, die ein Stück weit für das Vergessen der eigenen Identität steht, leisten wir einen Beitrag zur Tradition Mallorcas und zum Interesse an lokalen Produkten", sagt Tomeu Mercadal. Der agile, wohl gekleidete Mann betreibt in der Straße Pas d'en Quint nahe dem Rathaus bereits in dritter Generation ein Familienunternehmen, die Boutique Golfos. Sein Großvater war Schneider und arbeitete ausschließlich mit den eigenen Händen. Seit 1915 ist die Familie in Palma ansässig. Mercadals Vater und dessen Bruder expandierten und eröffneten weitere Standorte; begannen, über das Schneidern hinaus auch Artikel wie Levi’s-Jeans zu verkaufen. Nach einem BWL-Studium führt Tomeu nun selbst das Vermächtnis weiter. "Als Anerkennung für die Arbeit meiner Vorfahren fragte ich bei der Stadtverwaltung an, um in den Katalog aufgenommen zu werden", erzählt Mercadal.

Die Aufnahme hat überwiegend symbolische Funktion: Die Ausgezeichneten erhalten eine Urkunde und eine Plakette, die sie an ihrer Ladenfront anbringen können. Darüber hinaus verteilt das Rathaus Subventionen in Höhe von maximal 2000 Euro pro begünstigtem Betrieb. Der letztendliche Betrag hängt von der Anzahl der bewilligten Anträge ab. In diesem Jahr stehen 125 Lokale und Einzelhändler auf der Liste. 13 sind neu dazugekommen.

Susana, Inhaberin des Juweliergeschäfts Miró
Susana, die Inhaberin des Juweliergeschäfts Miró in Palma, hat ihren Laden vor sieben Jahren an den Zeitgeist angepasst.
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Unter denen ist auch das Juweliergeschäft Miró am Anfang der Straße Sindicat. "Mein Großvater eröffnete 1932 den ersten Laden", erinnert sich die heutige Inhaberin Susana. Seitdem habe die Branche einen großen Wandel durchgemacht. "Früher war Schmuck ein Erbstück, heute ist es Mode", so Susana. Deswegen hat sie ihr Geschäft 2017 reformiert und aktualisiert. Sie verfolgt auf Instagram die neuesten Trends und besucht Fachmessen. Wie Tomeu Mercadal von der Boutique Golfos war sie es auch, die sich aktiv um das Etikett "emblematisches Geschäft in Palma" bemühte. Das damit verbundene Vertrauen nennt Susana als Motivation für ihren Antrag.

Um in den Katalog aufgenommen zu werden, prüft eine Kommission die Bewerber auf drei Kriterien, von denen diese mindestens eines erfüllen müssen: Erstens ein Bestehen von mehr als 75 Jahren. Bei der Aktivität der Betriebe soll es sich zudem um Handwerke oder den Verkauf von Produkten handeln, die einen klaren Bezug zur balearischen Kultur haben. Drittens ein teilweiser oder vollständiger Denkmalschutz der Immobilie, in der sich das Lokal oder der Laden befindet.

Bei der Präsentation der diesjährigen Neulinge Anfang Oktober unterstrich die Stadträtin für Handel, Gastronomie und Selbstständige, Lupe Ferrer, das Engagement des Rathauses für den Handelssektor und hob dessen "unbestreitbaren sozialen und wirtschaftlichen Beitrag für die Stadt" hervor.

Emi und Aurora von der Espardenyería Llunes
Emi (l.) und Aurora betreiben das Schuh- und Korbgeschäft "Espardenyería Llunes" in Palma seit Juni 2016.

Die wirtschaftlichen Anstrengungen, die kleine Geschäfte betreiben müssen, sehen Emi und Aurora von der Espardenyería Llunes durch ihre Aufnahme auf die Liste gewürdigt. Ihr Laden in der Straße Caputxins hinter der Plaça Espanya ist praktisch die Fortführung eines Familiengeschäfts an anderer Stelle, das nach fast 100 Jahren wegen Pensionierung schloss. Die damals angestellten Emi und Aurora verkaufen seit 2016 in ihrem eigenen Laden traditionell balearisches Schuhwerk, darunter menorquinische Avarcas und ibizenkische Flechtschuhe, sowie Körbe. In ihrem Fall war es die Stadtverwaltung von Palma, die auf die Betreiberinnen zuging und ihnen anbot, ein offiziell anerkanntes emblematisches Geschäft zu werden. Für die Ausgezeichneten ein Erfolg: "Wir freuen uns sehr darüber!"