Das Pferdeleder, das Carmina benutzt, stammt aus Illinois in den USA. | Carmina

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Ein Rundgang durch die Fabrik von Carmina in der Schuhstadt Inca auf Mallorca ist geprägt von Lärm, diesem betörenden Geruch von Leder, Betriebsamkeit und den freundlichen Ausführungen von Alejandro Albaladejo, Verkaufsleiter des Unternehmens, dem die Marke gehört. „Wir stellen unsere Schuhe genau so her, wie es unsere Ururgroßväter vor 200 Jahren getan haben.” Die Geschichte von Carmina geht auf das Jahr 1866 zurück, als Matias Pujadas in Inca das Unternehmen mit einer kleinen Werkstatt begann. Jahre später trat sein Sohn Mateu in die Fabrik ein und erweiterte die Produktion um die ersten Maschinen.

Diejenigen Gerätschaften, die heute in der Fabrik rattern und brummen, hätten schon seine Großväter benutzt, erklärt Albaladejo bei dem Rundgang. „Jeden Tag kümmert sich ein Mechaniker um sie.” Daneben gestalten, schneiden, nähen und so weiter rund 120 Menschen auf zwei Stockwerken an den Schuhen, die in den sechs Verkaufsgeschäften der Marke bis zu 1000 Euro kosten. „Die Kunden wissen, welche Qualität sie kaufen, vor allem im Verhältnis zum Preis. Ich würde sagen, dass das Carmina-Produkt einen sehr ausgewogenen Wert hat”, bemerkt Albaladejo dazu.

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Bei Pedro Monge wiederum sind für etwa 270 Euro ein Paar handgefertigte Mokassins an Schuhen zu haben. Der Spanier hat in Palmas Colom-Straße seine Boutique. Dort verkauft er neben hochwertiger Fußbekleidung auch Mode und Accessoires. Monge erklärt die typischen Schritte bei der Herstellung eines Schuhes von Hand: „Am Anfang steht die Idee. Anschließend muss man aus dieser ein Design erzeugen. Wir wählen das Holzmodell aus, das dem Schuh die Form gibt. In der Folge werden aus dem Ledermuster die Stücke geschnitten, die am Ende das Produkt ergeben. Danach werden das Futter und alle weiteren Komponenten zusammengenäht. Im fünften Schritt fügt der Schuhmacher die Sohle hinzu. Nach ein paar Tagen kommt darauf der Absatz. Zum Schluss wird der Schuh optisch aufbereitet.”

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So ähnlich macht es auch Carmina. Die mallorquinische Marke stellt ihre Produkte zu 100 Prozent auf der Insel her. Die gesamte Produktion liegt in ihren eigenen Händen. Nur das hochwertige Leder, das, wie Albaladejo sagt, von Hermés und Louis Vuitton stammt, wird extern zugekauft. Daraus entstehen dann auch die Sohlen. Carmina ist spezialisiert auf die Verwendung von Pferdeleder.

Das Verkaufsargument von Pedro Monge hingegen ist der „frische Dreh”, den die Schuhe seiner Marke auf Basis klassischen Schuhwerks vorwiesen. Dabei wird etwa mit alternativen Farben gespielt oder Jute in der Sohle eingesetzt. „Wir werfen eine neuen Blick darauf.” Dieser ist gerade einmal zwölf Jahre alt. 2012 begann Monge mit seinem kleinen Geschäft, nachdem er ein paar Jahre bei Modezeitschriften gearbeitet hatte. Monge hat Journalismus studiert, wechselte dann aber in die Schuhindustrie. Seine Motivation erklärt er so: „Mein Vater war verrückt nach Schuhen. Er entfachte in mir das Interesse für Lederprodukte. Meine Mutter brachte mir wiederum bei, Kleidung zu pflegen. Jeden Sonntagnachmittag habe ich meine Schuhe für die kommende Woche geputzt.”

Eine weitere Spezialisierung von Carmina ist der Service „Recrafted”: Dabei schicken Kunden ihre getragenen Schuhe nach Inca, wo diese einer vollständigen Renovierung unterzogen werden. Der Vorteil: Das Fußbett hat sich bereits seinem Träger angepasst, der Kunde spart bis zu 85 Prozent des Neupreises und das Ganze ist besser für die Umwelt. Sowieso ist die Investition in ein hochwertiges Paar Schuhe nachhaltig. Die Langlebigkeit seiner Produkte gibt Alejandro Albaladejo mit zehn bis 15 Jahren an. Als weitere Alleinstellungsmerkmale nennt er den außergewöhnlichen Komfort und einen besonderen Stil der Carmina-Schuhe.

Die Zukunft des Schuhhandwerks auf Mallorca sieht Pedro Monge positiv: „Die Leute interessieren sich zunehmend für Qualität und lokal Hergestelltes.” Ähnliches berichtet sinngemäß auch Alejandro Albaladejo: „Immer mehr Kunden äußern ihre Zufriedenheit über die Tatsache, dass die Schuhe vor Ort mit mallorquinischen Handwerkern hergestellt werden. Die Zeiten sind zu unseren Gunsten, weil das Bewusstsein wächst für ein lokales, mit den besten Materialien handgefertigtes Produkt, das gepflegt und geschützt werden muss.”