Seit vielen Jahren kommen deutsche Bundespolizisten in der Hauptsaison auf die Insel, um ihren spanischen Kollegen unter die Arme zu greifen. | P. Lozano

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Vor dem Hauptquartier der Nationalpolizei im Carrer Marbella in Palma de Mallorca stehen deutsche Touristen in Badeshorts und Flipflops Schlange. Viele haben Geld, Ausweise und Handys verloren oder gestohlen bekommen. Wie gut, dass dieser Tage zwei deutsche Polizisten die spanischen Kollegen unterstützen. Denn auch, wenn es sich häufig um ähnliche Dilemma dreht, ist es nicht immer einfach, sprachlich alles genau zu kommunizieren. Ist es also hilfreich, deutsche Ordnungshüter zur Stelle zu haben?

Na ja, eigentlich bin ich ja selbst Polizist. Hätte auch nicht gedacht, dass ich gleich an meinem ersten Urlaubstag an der Polizeiwache stehe. Aber dass die Deutsch sprechen, ist schon toll”, erzählt ein Urlauber, während er auf der Mauer vor der Comisaría darauf wartet, aufgerufen zu werden. Der 30-jährige Mannheimer hatte einen kleinen Rausch an der Playa ausgeschlafen. 500 Euro Bargeld, sein Mobiltelefon und sämtliche Ausweispapiere, die er bei sich trug, sind jetzt weg. „Das war teures Lehrgeld”, seufzt der Wachtmeister im Urlaub.

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Polizist Falk Heinrich im Gespräch mit jungen Touristinnen.

„So etwas passiert leider täglich”, sagt Falk Heinrich, Polizist aus Frankfurt am Main und seine Kollegin Alexandra Borges aus Köln nickt zustimmend. Wie in den vergangenen Jahren, werden auf Mallorca jeweils für drei Wochen zwei deutsche Gesetzeshüter stationiert. Den Start machen nun Borges und Heinrich.

„Gestern haben wir einem jungen Mann geholfen, der bestohlen wurde”, beginnt Heinrich die Geschichte. „Der Tourist kam genau für einen Tag an die Playa de Palma. Eine Nacht Party und am nächsten Tag sollte es zurück in die Heimat gehen. Der Mann nahm sich kein Hotelzimmer”, so Heinrich. Der Betroffene habe nichts mehr bei sich gehabt außer der Badehose und den Strandschuhen. Er habe nicht einmal seinen Flug nach Hause antreten können. „In solchen Fällen können wir nicht viel ausrichten”, sagt Heinrich und geht mit Borges und zwei spanischen Kollegen an der Promenade in der Nähe des Megaparks entlang.

Die deutschen Ballermänner sitzen mehr oder weniger aufrecht auf der Mauer der Promenade, als die Polizeipatrouille vorbeimarschiert. Am erstaunten Gesichtsausdruck vieler ist zu erkennen, dass sich der ein oder andere fragt, ob er da nun wirklich deutsche Polizei auf Mallorca vor sich sieht oder ob ihm das letzte Bierchen womöglich einen Streich gespielt hat. Die meisten Reaktionen sind positiv und hinterlassen bei den Urlaubern ein stärkeres Gefühl von Sicherheit. Frauen und Männer, jung und alt, betrunken und nüchtern starren das Team zuerst perplex und dann erfreut an. Die Beamten werden auch oft neugierig angesprochen.

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Das deutsch-spanische Team bei der Vorstellung in Palma.

„Ey, da steht ja NRW drauf”, sagt ein leicht angeschlagener Partyurlauber baff und zeigt auf die Dienstmarke von Borges. „Ja, da komme ich ja auch her”, gibt diese zurück und lächelt. „Ja krass – und seid ihr hier auf Urlaub oder was?”, fragt der junge Mann verwundert. „Ja genau. Im Urlaub geh ich auch bei 40 Grad in voller Montur und Sicherheitsschuhen an den Strand”, gibt Borges trocken zurück, der die Frage nicht neu vorzukommen scheint.

Bereits im letzten Jahr verbrachte sie drei Wochen Dienst in Palma. „Das hat mir so gut gefallen, dass ich mich wieder auf die Position beworben habe”, so Borges. Durch ihren argentinischen Vater spricht die 28-Jährige fließend Spanisch. Auch Heinrich ist der Sprache mächtig. In den 1990er Jahren lebte er mit seinen Eltern auf Ibiza und machte dort sein Abitur.

Dem 46-Jährigen sind die Spanier in dieser Zeit ans Herz gewachsen. „Die Arbeitsatmosphäre ist toll, wir sind ein gutes Team” bekräftigt er. „Die angeborene Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Spanier spürt man auf der Arbeit. Wir fühlen uns sehr willkommen und freuen uns auf die kommenden Wochen”, sagt auch Borges. „Auch wenn das hier kein Urlaub ist.”