Zuletzt lag bei Borrás ein Flyer der schwedischen Immobilienagentur SvenskFastighetsförmedling im Briefkasten. Natürlich nicht nur bei ihm, er wisse von vier Nachbarn, die ebenfalls mit Zimtschnecken zum Verkauf verleitet werden sollten. Der Flyer ist schick gestaltet, der Text in Spanisch und Englisch verfasst: "Denkst du daran, zu kaufen oder zu verkaufen? Oder willst du einfach nur wissen, was deine Wohnung wert ist? Das Angebot, das auf den Fuß folgt, klingt verlockend. Eine kostenlose Schätzung der Immobilie – plus eine Zimtschnecke aus der Backstube der schwedischen Bäckerei Palma Bread. Auf Borrás macht das skandinavische Gebäck allerdings wenig Eindruck. "Ich habe kein Interesse daran, zu verkaufen." Ihn stimme allerdings traurig, dass so mancher Nachbar "keine Skrupel hat, auf dieses Angebot einzugehen".
Nach Einschätzung des Mallorquiners Borrás setzte der Drang der Schweden nach Santa Catalina vor schätzungsweise zehn Jahren ein. Sie folgten auf die Deutschen und Briten, die das Viertel oberhalb der Ausgehmeile Paseo Marítimo bereits zuvor für sich entdeckt hatten. Mittlerweile gebe es nur noch drei Bars, die der Gentrifizierung trotzen hätten können, so Borrás. "Aber die werden vermutlich auch bald Cafés Platz machen, die Avocado-Brötchen verkaufen." Mehr als die Hälfte der Einwohner in Santa Catalina seien Ausländer, und die arbeiteten unablässig daran, aus dem einstigen Rentnerviertel "ein Madrid oder Barcelona" zu machen.
Und nichts deutet darauf hin, dass der Zustrom aus dem Norden Europas in absehbarer Zeit nachlässt. Aus dem Büro der Agentur SvenskFastighetsförmedling heißt es, knapp 1.000 schwedische Investoren hätten ein Auge auf Mallorca geworfen. Ganz oben auf der Wunschliste stünden die Viertel Santa Catalina, Portixol, Cas Català und Cala Major. Und ein "aufstrebendes Viertel" sei Foners. Angesichts der Erwartungshaltung der Schweden dürfte so manch alteingesessener Wohnungseigentümer ins Grübeln kommen. Der Makleragentur zufolge sind die Investoren bereit, für 50 Quadratmeter Wohnfläche 300.000 Euro lockerzumachen.
Auf die Wohnungsnot auf Mallorca angesprochen, und dass vor wenigen Tagen mehr als 10.000 Menschen aus Protest gegen exzessive Mietpreise auf die Straße gingen, reagierte der Makler mit gewissem Verständnis. "Wir versuchen beide Seiten zu verstehen, vor allem aber weisen wir einen fairen Verkaufspreis aus."
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