Hans Lenz (l.), Präsident des internationalen Maklerverbandes, mit Landesbauministerin Marta Vidal und Bauunternehmerverband-Chef Luis Martín. | P. Lozano

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Dass der Immobilienmarkt für Mallorca und die Nachbarinseln zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige der Region gehört, zeigte die dritte Ausgabe des sogenannten Real Estate Summit am vergangenen Mittwoch (13.3.) in Palma. Mehr als 200 teils hochkarätige Vertreter aus Wirtschaft und Politik nahmen an dem von der MM-Verlagsgruppe Serra und der hauseigenen Wirtschaftszeitung „El Económico” organisierten Immobilien-Forum im Nobelhotel Son Vida teil. Dessen großer Kongress-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt, einige später eintreffende Gäste hatten gar Probleme noch einen freien Stuhl zu bekommen.

Zu den Referenten des Symposiums und seinen verschiedenen Gesprächsrunden zählten unter anderem die balearische Landesministerin für Bauwesen und Raumordnung, Marta Vidal, der Präsident des regionalen Bauunternehmerverbandes Luis Martín, der Vorsitzende der balearischen Vereinigung internationaler Immobilienmakler (Abini), Hans Lenz, sowie die Leiterin für Wirtschaftsstudien der CaixaBank. Thema der Fachtagung: Gegenwart und Zukunft des Immobilienmarktes auf den Balearen und in Spanien. Die Veranstaltung wurde von Paula Serra, Direktorin der Zeitung „El Económico”, moderiert.

Grundtenor des Symposiums: Die Immobilienbranche steht vor zahlreichen Herausforderungen. Allen voran natürlich hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in der Eurozone. So prognostizierte die regionale CaixaBank-Expertin Judit Montoriol ab dem dritten Quartal dieses Jahr einen spürbaren Aufschwung. „Nach Jahren der Rezession, insbesondere in Deutschland, deutet alles daraufhin, dass sich die Wirtschaftskraft in den europäischen Führungsländern wieder erholt”, so Montoriol. Und das hat auch Auswirkungen auf den europäschen Leitzins, der ihren Zahlen zufolge ab Juni von derzeit 3,7 Prozent auf Werte zwischen 2,6 und 2,4 Prozent sinken dürfte. Eine positive Entwicklung, die erneut Anreize für Immobilieninvestoren auf den Balearen wie in anderen Regionen der Eurozone schaffen werde, so die Expertin.

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Die vielleicht größte Aufmerksamkeit auf dem Forum erzielte Jordi Castiñeira, Experte des internationalen Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG in Spanien. „Der zukünftige Erfolg auf dem hiesigen Immobilienmarkt hängt zum großen Teil von der Lösung des steigenen Personalproblems in der Baubranche ab”, so Castiñeira. „Dem Handwerk in Spanien wie auch in anderen Ländern der EU geht der Nachwuchs aus.

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Paula Serra, Leiterin der Wirtschaftszeitung "El Económico" aus dem Verlagshaus Serra, moderierte die Veranstaltung.

So stieg das durchschnittliche Alter eines Maurermeisters in Spanien zwischen 2007 und 2022 von 39 Jahre auf knapp 50 Jahre. Ähnlich düster sieht die Veralterung in anderen Bauberufen wie Polier, Maler, Elektriker oder Installateur aus. „Was aber noch viel schlimmer Rechnung trägt, ist der Mangel an Fachkräften.” Seinen Zahlen nach verfügen bereits 60 Prozent aller im Bauwesen Beschäftigten über keinerlei Berufsausbildung. Und das liege zum Großteil daran, dass in Spanien derzeit im Durchschnitt auf 100.000 Einwohner nur zweieinhalb Ausbildungsstätten für Handwerker kommen.

Oliver Girharz, einer der dienstältesten und renommiertesten deutschen Bauprojektmanager auf Mallorca und ebenfalls Forumsgast, bestätigte das große Manko im hiesigen Bauwesen. „Die Situation wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Gerade im hochpreisigen Immobiliensegment liefern Bau- und Handwerksunternehmen aufgrund von mangelnden und vollkommen unzureichend qualifizierten Angestellten schlechte Arbeit ab”, so 
Girharz während einer Pause zu MM. Zu den dadurch entstehenden Kollateralschäden gehörten, dass sich die Baukosten unfreiwillig erhöhen, weil sie die Fristen für das Projekt in die Länge ziehen. Außerdem bestehe seiner Meinung nach die Gefahr eines Imageschadens, wie in den 70er- und 80er Jahren, als Mallorca hinsichtlich der hier geboten Arbeits- und Bauqualität von potenziellen Bauherren und Investoren harsch kritisiert wurde.

Trotz dieser und anderer Probleme für den Immobilienmarkt hält Maklerverbandspräsident Hans Lenz die Inseln weiterhin für einen der attraktivsten Standorte in Europa. „Das Gute ist, dass alle beteiligten Branchen an einem Strang ziehen, um den kommenden Herausforderungen mit reellen Lösungen zu begegnen”, so Lenz. Der Boom der vergangenen Jahrzehnte pendle sich langsam aber sicher auf ein gesundes Wachstum ein. Mallorca und die Nachbarinsel seien weiterhin eine der schönsten Flecken, um hier ein Domizil zu besitzen.