Laut des US-amerikanischen Magazins Forbes zählt diese Mallorquinerin zu den einflussreichsten Spaniern: Sabina Fluxà Thienemann CEO des Hotelkonzerns Iberostar auf Mallorca. | R.L.

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Sie ist eine der einflussreichsten Unternehmerinnen Spaniens: Sabina Fluxà Thienemann wurde im April 1980 als älteste Tochter von Miguel Fluxà und seiner Frau Sabina Thienemann geboren. Sie ist seit 2017 stellvertretende Vorsitzende und CEO des mallorquinischen Hotelkonzerns Iberostar. Das US-Magazin „Forbes” wählte sie in den vergangenen vier Jahren zu den 100 einflussreichsten Unternehmerinnen in Spanien. Die Iberostar-Gruppe betreibt mehr als 100 Hotels in 16 Ländern weltweit. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Jahresumsatz von über zwei Milliarden Euro und gehört damit zu den Big Playern in der internationalen Hotelbranche. Sabina Fluxà teilt im Gespräch ihre Ansichten über die Erwartungen und Befürchtungen der Mallorquiner hinsichtlich der Zukunft ihrer Heimat Mallorca als eines der bedeutendsten Ferienreiseziele in Europa.

Frage: Eine jüngste Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass die Mallorquiner Angst davor haben, ihr Paradies zu verlieren. Glauben Sie das auch?

Sabina Fluxà: Wir Mallorquiner sind stolz, weil unsere Heimat Mallorca heißt, das durch seine Schönheit und seine Ressourcen privilegiert ist. Eine Heimat, die mehrere Generationen von Persönlichkeiten hervorgebracht hat, die sich in vielen Bereichen des Wissens und der Anstrengung hervorgetan haben, Künstler, Schriftsteller, Unternehmer, Sportler ... Nur wer etwas Wertvolles besitzt, kann Angst davor haben, es zu verlieren, und vielleicht ist das der Grund, warum wir Mallorquiner manchmal Angst empfinden. Und es ist gut, wenn diese Angst uns dazu bewegt, das zu schützen, was wir lieben. Es ist jedoch nicht gut, aus Angst zu handeln, sondern aus gesundem Menschenverstand, Wissen über die Dinge und mit einer proaktiven und positiven Einstellung

Frage: Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind Themen, die Mallorquiner besonders beunruhigen. Ist die Insel auf dem richtigen Weg?

Fluxà: Wir machen Schritte in die richtige Richtung, auch wenn es noch ein weiter Weg ist. Um weiter voranzukommen, müssen wir ein Tourismusmodell fördern, das sich auf die Kreislaufwirtschaft und die Nachhaltigkeit stützt. Es ist von entscheidender Bedeutung, eine Formel zu finden, um einen Qualitätstourismus anzuziehen, der Werte schafft und zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der lokalen Gemeinschaft beiträgt und das Zusammenleben zwischen Einwohnern und Touristen verbessert. Es bedarf gemeinsamer Anstrengungen und eines Dialogs, um zu Vereinbarungen zu gelangen, die Nachhaltigkeit erzeugen und die gesunde Entwicklung unseres Landes unter Berücksichtigung der Umwelt und der Menschen aufrechterhalten.

Frage: Hat die Insel nicht bereits ihre Grenzen hinsichtlich der Zahl von jährlichen Urlaubern längst erreicht?

Fluxà: Wahrer Fortschritt ist derjenige, der auf nachhaltige und integrative Weise Wohlstand schafft und der Gesellschaft als Ganzes zugute kommt. In unserem Fall müssen wir über den Tourismus nicht nur in Bezug auf Menge und Volumen sprechen, sondern auch in Bezug auf die Schaffung von Werten und sozialem Fortschritt.

Frage: Dennoch: Müssen dem Tourismus nicht Grenzen gesetzt werden?

Fluxà: Wenn man über den Tourismus auf den Balearen spricht, dann spricht man über einen der wichtigsten Wirtschaftsmotoren der Inseln. Es geht darum, den Erfolg zu steuern, eine selbstkritische Bestandsaufnahme zu machen und vor allem das Tourismusmodell zu definieren, das wir fördern und den kommenden Generationen hinterlassen wollen. Die Begrenzung des Tourismus erfordert Studien, Überlegungen, Dialoge und konkrete Maßnahmen. Alle beteiligten Akteure müssen sich mit diesem Thema auseinandersetzen, um einen nachhaltigen und positiven Tourismus aufzubauen. Eine erste Grenze liegt natürlich in der Einhaltung der geltenden Rechtsvorschriften. Wir können die Vorschriften nicht umgehen und einen Tourismus außerhalb des Gesetzes schaffen.

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Frage: Wie sieht es Ihrer Meinung nach mit der fortschreitenden Immigration auf den Balearen aus, muss die Integration von Ausländern auf den Balearen nicht reguliert werden?

Fluxà: Beide Konzepte sind wesentlich. Regulierung, um die Ankunft von Menschen zu regeln und ihre Zukunft und die der Regionen, die sie aufnehmen, zu sichern. Integration, was nicht Homogenisierung oder die Zerstörung der eigenen Wurzeln bedeutet, sondern die Akzeptanz der Institutionen und Spielregeln in den Aufnahmeregionen. Durch Regulierung und Integration kann die Einwanderung nicht mehr als ein lösungsbedürftiges Problem wahrgenommen werden, sondern zu einem Reichtum für alle werden.

Frage: Bildung, Wohnen, Bürokratie, Rechtssicherheit, Entindividualisierung – das sind einige der Schwierigkeiten der heutigen Gesellschaft, die für 2048 prognostiziert werden. Was macht Ihnen am meisten Sorgen?

Fluxà: Es gibt zwei Aspekte, die wesentlich sind. Der erste ist die Bildung als Grundlage für den von uns angestrebten ausgewogenen Fortschritt. Der zweite ist der Zugang zu Wohnraum als Grundlage für die Sicherheit der Arbeitsplätze unserer Arbeitnehmer und das Wohlbefinden aller, der Einwohner und der Touristen. Das ist die Richtung, in die wir bauen können und müssen.

Frage: Viele Mallorquiner haben Angst, wie sich ihre Insel in den kommenden 25 Jahren entwickeln wird. Zu recht?

Fluxà: Wir müssen die Debatte mit Realismus, aber auch mit Optimismus angehen. Nur so können wir weiter vorankommen. Die Balearen sind ein wertvolles Gut für alle. Es ist unser Land, und wir haben die Verantwortung, es zu schützen. Natürlich gibt es für Mallorca in 
25 Jahren eine Lösung, solange wir die unterschiedlichen Anforderungen hinsichtlich Umwelt, Wirtschaft und sozialer Gerechtigkeit berücksichtigen.

Frage: Die künstliche Intelligenz wird sich in den nächsten Jahren durchsetzen, aber niemand wagt zu sagen, ob dies zum Guten oder zum Schlechten sein wird. Was ist Ihre Meinung?

Fluxà: Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, das es uns ermöglicht, Daten zu nutzen und mehr über die Realität zu erfahren, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Die Robotik ihrerseits kann uns helfen, Aufgaben zu automatisieren, die wir als mühsam empfinden oder die eine Präzision erfordern, die unsere physischen Fähigkeiten übersteigt.

Die Fragen stellte die Redaktion der Wirtschaftsbeilage „El Económico” der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora”.