Die Barceló Group ist ein Tourismuskonzern mit 280 Hotels in aller Welt, mehr als 30.000 Angestellten und einem jährlichen Milliardenumsatz. Die Anfänge des mallorquinischen Unternehmens aber waren denkbar schlicht: 1931 kaufte der aus Felanitx im Inselosten stammende Simón Barceló einen kleinen Bus mit 20 Plätzen, so die Überlieferung. Seine Idee: Urlauber zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Insel zu kutschieren. Was damals im ganz kleinen Maßstab begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem florierenden Wirtschaftszweig und zu einer der Schlüsselbranchen Mallorcas: Heute transportieren Busunternehmen, Taxis und Chaffeurdienste Jahr für Jahr Millionen Urlauber über die Insel.
Verteilungskämpfe hat es dabei immer wieder einmal gegeben. Erst kürzlich erinnerte die MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” in einer doppelseitigen Reportage daran, wie sich in den 1970er- und 1980er-Jahren Taxifahrer aus Palma und Llucmajor regelrecht bekriegten. Es ging um die Vorherrschaft in der aufstrebenden Touristenzone El Arenal an der Playa de Palma und um die Frage, wer wo Urlauber aufnehmen und zum Flughafen bringen durfte. Es gab Streiks, Schlägereien und zerstörte Fahrzeuge. Schließlich wurden die Arbeitsbereiche der Taxifahrer an die Stadtgrenzen angepasst und so der Konflikt beigelegt.
Lange Zeit existierte ein mehr oder weniger stabiles Gleichgewicht zwischen den einzelnen Akteuren der Branche. Hin und wieder einmal kommt es auch heute noch zu Konflikten, weil Taxifahrer von außerhalb unberechtigterweise Passagiere am Flughafen aufgenommen haben sollen. Auch gibt es immer wieder Zusammenstöße zwischen Taxifahrern und privaten Fahrdienstleistern, denen vorgeworfen wird, nicht über die entsprechende Lizenz zum Personentransport zu verfügen. Alles in allem aber hat man sich arrangiert, jeder bekommt sein Stück vom Kuchen ab und es herrscht weitgehend Frieden. Doch seit einiger Zeit ist die gesamte Branche in Aufruhr.
Schuld daran sind Uber und Co., die internetbasierten Fahrdienste, die seit einigen Jahren auch auf den spanischen Markt drängen und das System in seinen Grundfesten erschüttern. Insbesondere die Taxifahrer sind in heller Aufregung. Immerhin kostet eine Betriebslizenz in diesem Bereich locker mehrere hunderttausend Euro, eine sprunghaft steigende Zahl der Konkurrenten durch eine Liberalisierung des Sektors würde diese auf einen Schlag entwerten. Bislang ist die Taxibranche komplett durchreguliert. Bis ins Detail ist geregelt, wer, wann, wo mit seinem Taxi unterwegs sein darf, an welchen Tagen der Woche und an wie vielen. Auch die Taxitarife sind behördlich geregelt. Schließlich handelt es sich um einen nicht nur für Touristen grundlegenden Service. Auch viele Inselbewohner sind ja zumindest ab und zu auf ein Taxi angewiesen.
Und so gibt es auf Mallorca wie auch in anderen Ländern Bestrebungen, den Sektor vor allzu drastischen Umwälzungen zu schützen. Welche Ausmaße diese auf Mallorca annehmen könnten, zeigt die Tatsache, dass bei der Generaldirektion für Verkehr der Balearen-Regierung allein im vergangenen Jahr 10.000 Anträge auf Personenbeförderungslizenzen eingingen. Eine wahre Lawine. Dass seine Geschäftsidee einst derart populär sein würde, hat sich Simón Barceló vor nun bald 100 Jahren gewiss nicht träumen lassen.
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