Lehmregen ist ein nicht allzu seltenes Phänomen auf Mallorca, doch in dieser Intensität hatte er schon lange nicht mehr Präsenz gezeigt: Wer am Samstagmorgen vor die Haustüre trat, traute seinen Augen kaum. Alle geparkten Autos in den Straßen von Palma waren so richtig zugesprenkelt mit einer staubigen Dreckschicht. Wo die Tropfen aus dem Himmel aufgeschlagen waren, und das Wasser anschließend verdunstete, blieb eine Haut aus feinen, rotbraunem Sand zurück.
Wo kommt der her? Aus der Sahara. Dortige Stürme wirbeln die Erde in der Wüste auf. Der Feinstaub gelangt in die höchsten Atmosphären und wird mit den Luftströmen am Himmel über große Entfernungen fortgetragen. Je nachdem, wie sich dann die Großwetterlage entwickelt, kann er in Form von Regen niedergehen. Der Feinstaub verbindet sich dabei mit den Wassertropfen in der Luft und fällt dann, sobald sie zu schwer werden, in die Tiefe – insbesondere auf Autos …
Nein, dieser Eindruck täuscht. Der Niederschlag fällt gleichmäßig auf alles, was sich am Boden befindet. Allerdings sind die Spuren des Lehmregens besonders gut auf den Dächern, Motorhauben und Frontscheiben von Autos sichtbar. Doch nicht nur da: Wer am Abend des Karfreitags in Palma unterwegs war und gegen 23 Uhr von den einzeln fallenden Regentropfen getroffen wurde, der stellte am Morgen fest, dass auch die getragene Bekleidung, die Taschen und Schuhe mit Staubflecken – groß wie Stecknadelköpfe – gepunktet waren. Ein Aussehen fast so wie bei Sommersprossen auf der Haut. Da hilft dann nur der Griff zum feuchten Lappen, zur Bürste oder gleich zum Waschmittel für die Waschmaschine.
Und natürlich sind im Freien auch alle Gartenterrassen, Tische und Stühle versaut. Wer blühende Blumen im Garten hat, etwa die Königslilien, wie sie derzeit auf Mallorca in voller Pracht prunken, sieht auch ihre weißen Blütenkelche unschön befleckt. Und vermutlich waren am Abend auch die Kapuzenträger der Osterprozessionen, die in ihren Trachten noch vereinzelt in den Straßen unterwegs waren, von dem himmlischen Phänomen gesprenkelt worden.
Mehr Staub als Nass: Der leichte Nieselregen reichte aus, um alles Ostereier-artig mit Wüstensand einzufärben. Viel Wasser hat er indes keines gebracht. Unterdessen ist am Samstag und Sonntag weiterhin mit Niederschlägen zu rechnen. Bleibt zu hoffen, dass sie mehr Wasser als Sahara-Erde mit sich bringen und die bereits vorhandenen Staubschichten einfach wieder abwaschen werden. Wie das Wetter sich am Osterwochenende gestaltet, lesen Sie hier
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