Die Zeitung "Baleares" berichtete damals ausführlich über den Fall. | Archiv

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Was geschah wirklich mit der jungen deutschen Frau namens Dagmar Sprenger und ihrem Freund Winfried Brandt auf Mallorca? Wir werden die Antwort wohl nie erfahren, auch wenn die Guardia Civil an den Ermittlungen in diesem Fall beteiligt war. Bekannt ist jedenfalls, dass die Bundesbürgerin 1987 in der Badewanne einer Wohnung in Peguera zerstückelt wurde, und dass der Mann einige Tage später im Wehrturm Torres de ses Ànimes in Banyalbufar tot aufgefunden wurde. Der Schatten der gefürchteten deutschen Mafia hing immer über diesen Morden, die bis heute, 37 Jahre später, ungesühnt geblieben sind.

Winfried hatte eine dunkle Vergangenheit, und einige Polizeiquellen brachten ihn damals mit dem Drogenhandel im großen Stil in Berlin, wo er lebte, in Verbindung. Dagmar war seine Freundin und hatte nichts mit der Unterwelt zu tun. Im Spätsommer 1986 kam das Paar auf Mallorca an. Bis Oktober lebten sie in Peguera. Im Dezember kehrten sie zurück, als Winfried in Schwierigkeiten geriet. Ihm waren angeblich 175.000 Deutsche Mark, ein Vermögen, gezahlt worden.

Das Paar wohnte zunächst in einer Wohnung im Carrer Ponent in Peguera, die aber zu teuer war – so lautete zumindest die damalige Ausrede – und zogen in eine andere Wohnung im Carrer Eucaliptus, die einem Landsmann gehörte, der gerade nicht auf der Insel war. Die Ermittler entdeckten diese und andere Details nach der Verhaftung von Beatrice von Germershein und ihrem Liebhaber Rugero Sassoli, Freunde des Paares. Die Tageszeitung "Baleares" berichtete 1987 exklusiv über den Fall.

Im Januar 1987 verschwand Dagmar auf mysteriöse Weise. Damals machten zwei Minderjährige in Cala Blanca in Andratx eine makabre Entdeckung: Sie zogen die menschlichen Überreste einer Frau aus dem Meer. Daniel Sevilla, einer der Jungen, erzählte der Zeitung "Baleares": "Ich war 14 Jahre alt und war mit meinem Freund Manolo in Cala Blanca in Andratx angeln. Wir saßen auf den Felsen, hatten die Ruten im Wasser und die Beine im Wasser. Irgendwann bemerkte ich etwas Seltsames um meine Füße herum. Ich dachte, es sei ein Fisch."

Dann fügte er hinzu: "Ich zögerte keinen Moment und fing an, mich zu strecken, und ich war sehr überrascht, als ich ein Frauenbein aus dem Meer zog. Ich war sehr erschrocken, aber ich steckte es in meinen Rucksack und ging zur örtlichen Polizeiwache. Ich erinnere mich noch an den Gesichtsausdruck des Polizisten, als ich ihm sagte, ich hätte ein Frauenbein gefunden. Er hat mir nicht geglaubt. Ich nahm es aus dem Rucksack und legte es auf den Tresen. Das Gesicht des Polizisten veränderte sich und er wurde blass. Nach ein paar Sekunden des Schweigens alarmierte der Polizist die Guardia Civil".

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"Es gab eine Zeit, da hatte ich große Angst. Ich kannte die Protagonisten der makabren Geschichte. Sie hatten einen Friseursalon und ich arbeitete in einer Bar in der Nähe. Am Ende ist mir zum Glück nichts passiert", so sein Fazit. Zum Zeitpunkt des Fundes war jedoch noch nicht bekannt, dass es sich um Dagmars Leiche handelte. Vierzehn Tage später wurden am Strand von Ses Estanques in Ses Salines weitere menschliche Überreste gefunden, insbesondere ein Torso. Die gerichtsmedizinische Untersuchung brachte die Lösung des Rätsels: Es handelte sich um die Überreste einer jungen Frau. Doch damit nicht genug: Ein falsches Gebiss mit einer Platinbrücke könnte der Schlüssel zum Rätsel sein.

Die Ermittler der Guardia Civil setzten sich mit Dagmars Eltern in Verbindung, die nach Mallorca kamen, und mithilfe eines Dolmetschers gelang es ihnen, ihren Zahnarzt in Berlin ausfindig zu machen, der ein angesehener Fachmann war und Röntgenbilder, Fotos und Unterlagen zur Verfügung stellte. Schließlich wurde bestätigt, dass es sich bei der Leiche um die junge Frau handelte, und die Suche nach ihrem Freund, der vermisst wurde, begann. Kurz darauf wurde Winfrieds Leiche auf einer Klippe beim Turm Ses Ànimes in Banyalbufar gefunden, einem Ort, der manchmal von Selbstmördern gewählt wird, um sich das Leben zu nehmen.

Von diesem Moment an konnte nur noch Beatrices Aussage etwas Licht ins Dunkel bringen. Die Deutsche sagte, dass Winfried ihr selbst gestanden habe, dass er sich mit Dagmar gestritten habe, weil sie zur Polizei in ihrem Land gehen und die dubiosen Geschäfte, die er mit Drogengeldern eingefädelt hatte, aufdecken wollte. Der Geschichte zufolge wurde Dagmar erstochen, doch dann stand ihr Liebhaber vor einem Problem: Wie konnte er die Leiche entsorgen, ohne die Aufmerksamkeit der Nachbarn von Peguera zu erregen?

Da taucht ein finsterer Auftragskiller der deutschen Mafia, Alfred Lehman, auf, den Winfried kontaktiert und dafür bezahlt, dass er nach Mallorca reist. Sie gehen in ein großes Kaufhaus, wo sie Werkzeug, Plastiktüten und eine Landkarte von Mallorca kaufen. Angeblich befindet sich Dagmars lebloser Körper noch in der Wohnung im Carrer Eucalipto. Als die beiden zurückkehren, wird dieser zerstückelt, die Überreste verschwinden in mehreren Säcken. Dann wurden sie nachts in Ses Salines und Andratx ins Meer geworfen.

Doch die Strömung macht dem Mörder – wer auch immer es war – einen Strich durch die Rechnung, und der Torso und der Fuß werden bald gefunden. Von Alfred fehlt jede Spur, ebenso wie von Winfried, der 400 Mark, ein Päckchen Zigaretten und eine Sonnenbrille bei sich hatte. Die erste Hypothese lautete, dass Dagmars Mörder sich von Gewissensbissen gequält von den Klippen ins Meer gestürzt hatte. Viele Fakten stimmten jedoch nicht überein. In der Badewanne, in der die junge Frau zerstückelt wurde, fanden sich keine Spuren des Verbrechens, und auch im Haus wurden keine persönlichen Gegenstände gefunden: keine Kleidung, kein Geld, kein Schmuck, nichts.

Was ist, wenn der Liebhaber von der Mafia umgebracht wurde, um keine Spuren zu hinterlassen, oder wenn deutsche Auftragskiller das Paar umgebracht haben, um eine Rechnung zu begleichen? Beide Fragen werden wahrscheinlich nie beantwortet werden können. Auf jeden Fall können wir feststellen, dass der Schatten der Mafia lang ist. Sehr lang sogar.