Doch was genau steckt hinter den Angriffen? Meeresbiologen vermuten den Klimawandel, da vor allem im Hochsommer die Fische aufgrund der hohen Temperaturen nicht genug Nahrung im Wasser finden und hungrig sind. Der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” zufolge sollen besonders aggressive Fische im Migjorn, im Süden der Baleareninsel, vorhanden sein, und zwar vor Ortschaften wie Sa Ràpita, S’Estanyol und Cala Pi. An dem beliebten Naturstrand Es Trenc beschwerten sich erst kürzlich mehrere Urlauber über blutende Wunden.
Auch die Spanierin Montse Terradas berichtete von ihren Erfahrungen und erzählte dem Blatt, dass sie mit Freunden im Südosten unterwegs war, als es zum Zwischenfall kam. „Wir bemerkten, dass uns ein Fisch berührte – dann biss er mich.” Als sie aus dem Wasser kam, entdeckte sie eine blutende Wunde, die vom Rettungsschwimmer versorgt werden musste. Ihrer Schwester widerfuhr das Gleiche – ihre Wunde musste ebenfalls versorgt werden. Der Rettungsschwimmer sagte, dass er an einem einzigen Tag bereits 15 solcher Fälle gezählt hätte. Weitere Rettungsschwimmer berichteten, dass die Vorfälle von Sommer zu Sommer zunehmen.
Zum Glück ist dieses Phänomen nicht überall auf Mallorca zu beobachten. Christian Melogno ist Strandwächter im Raum Palma und gibt vorerst Entwarnung: „Nein, an den Stränden von Cala Major, Can Pere Antoni, Cala Estància oder der Playa de Palma sind uns diese Vorfälle noch nicht begegnet.” Ungeachtet dessen ist das Thema in aller Munde. Auch auf Facebook tauschen sich die Menschen zu den Vorfällen aus. So auch in der Gruppe „Mallorca Insider.” Dort berichtet eine Nutzerin: „Wurde auch angeknabbert und es hat geblutet.” Eine andere Frau schreibt: „Also, ich hatte das in Cala d’Or. Im Wasser haben mich am laufenden Band Fische gebissen – immer, als ich still im Wasser stand.” Andere Nutzer hingegen empfinden das „Anknabbern” als nicht so schlimm und berichten, dass sie das Phänomen schon zuvor erlebt hatten.
Ist jetzt an den Stränden der Insel dauerhaft mit diesen Attacken zu rechnen? Im MM-Gespräch berichtete die Meeresbiologin Silvia García von der internationalen Umweltschutzorganisation Oceana, dass es sich bei den Biss-Vorkommnissen in den seltensten Fällen um Angriffe ausgewachsener Fische handelt. „In der Regel sind es wenige Tage oder Wochen alte Jungfische, die so klein und transparent sind, dass man sie im Wasser kaum ausmachen kann,” erläutert García. Diese Exemplare können bis zu 30 Zentimeter lang werden und wollen offenbar ihr Territorium verteidigen. Fakt ist: Je größer die Exemplare werden, desto schmerzhafter die Bisse.
Laut der Meeresbiologin zählen zu den bissigen Fischarten im Mittelmeer die Geissbrassen und die Brandbrassen. „Allerdings beißen sie die Menschen nur aus Ungewissheit im Babyalter, ausgewachsene Fische halten sich vom Menschen fern,” so die Expertin. Derzeit gebe es noch keine Studie über das scheinbar aggressive Verhalten von Jungfischen gegenüber Menschen an Stränden. Es zeige sich jedoch deutlich, dass die Fälle von beißenden Fischen weiter zunehmen. Die Meeresbiologin erklärt: „Wir vermuten, dass der mit dem Klimawandel einhergehende Anstieg der Meerestemperatur zu solchen Verhaltensänderungen führt. Allerdings müsste diese Theorie mit Forschungsarbeiten überprüft werden.”
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