Man konnte schier verzweifeln: An manchen Tagen war es in der vergangenen Hochsaison schlicht unmöglich, in Palma ein Taxi zu bekommen. An der zentralen Plaça d’Espanya bildeten sich zeitweilig lange Schlangen von Wartenden. Auch in anderen Gegenden der Insel war die Lage nicht viel besser, etwa in Alcúdia, Muro und Can Picafort oder in einigen Tramuntana-Gemeinden. Selbst am Flughafen musste man an einigen Tagen des Sommers mit langen Verzögerungen rechnen. Das soll sich im kommenden Jahr nicht wiederholen. Deshalb plant das balearische Verkehrsministerium nun eine Umstrukturierung des Taxisektors.
„Bei der Analyse der Saison haben wir einige Dinge identifiziert, die verbessert werden können”, sagt Jaume Mateu, zuständiger Generaldirektor in dem Ministerium. „Eins davon: Mehr Effizienz beim Taxiservice.” Um das zu erreichen, gibt es Pläne, das bestehende System auf Mallorca komplett umzukrempeln. In Spanien ist die Vergabe von Taxilizenzen Gemeindesache und der Tätigkeitsbereich der Taxifahrer ist daher auch auf die jeweilige Gemeinde beschränkt. Zwar kann ein Taxifahrer aus Alcúdia auch Passagiere zum Flughafen bringen. Dort aber darf er nur jemanden aufnehmen, der ihn vorab beauftragt hat – und die Fahrt darf auch nur nach Alcúdia gehen.
Diese Beschränkungen könnten nun gelockert werden, sagt Mateu: „Damit Taxen bei entsprechender Nachfrage auch in anderen Gemeinden eingesetzt werden können.” Auf Ibiza ist ein solches inselweites System bereits im Einsatz, die Erfahrungen seien positiv. Auch Mallorcas Taxiverbände sind der Neuerung gegenüber aufgeschlossen, wie es scheint. Allerdings gibt es noch viel Klärungsbedarf. So müssten die Städte und Gemeinden bereit sein, einen Teil ihrer Kompetenzen abzugeben. Außerdem wäre eine Plattform vonnöten, die es erlaubt, sämtliche Passagieranfragen an einer Stelle zu bündeln. Schließlich müsste auch das bisherige Tarifsystem überarbeitet werden. Dieses sieht derzeit nämlich noch vor, dass Überlandkilometer doppelt abgerechnet werden: Da ja der Rückweg im Normalfall eine Leerfahrt ist.
Die Zeit drängt
Vor allem ein Thema aber müsste klar geregelt sein, sagt Mateu: Dass Passagieranfragen aus der jeweiligen Heimatgemeinde des Taxifahrers auf jeden Fall Vorrang haben. Andernfalls könnte die Folge der Liberalisierung sein, dass künftig alle Taxifahrer lieber lukrative Flughafen-Fahrten übernehmen, als die Seniorin von neban drei Straßen weiter zum Arzt zu fahren. Angesichts all dieser Hürden scheint es unwahrscheinlich, dass die Neuerung tatsächlich noch vor der nächsten Sommersaison eingeführt wird. Mateu aber ist dennoch entschlossen: „Unser Ziel ist, dass es vor dem Sommer soweit ist. Wir wollen es zumindest versuchen.”
Was den Personentransport angeht, ist der Taxi-
sektor jedoch nicht der einzige Bereich, in dem sich etwas tun muss. Auch die Überlandbusse waren im Sommer zeitweilig und stellenweise überlastet, wie Mateu einräumt – und das, obwohl erst vor zwei Jahren ein komplett neues Streckennetz mit neuem Tarifsystem und Frequenzen in Kraft getreten ist. In diesem Jahr habe die Passagierzahl bereits um 30 Prozent über der des Vor-Corona-Jahres 2019 gelegen. Da nun im kommenden Jahr die Nutzung der Busse gratis sein wird (für Inhaber einer Monatskarte) und außerdem mehr Urlauber auf der Insel erwartet werden, als im Jahr 2019 (laut Jaume Mateu), führt kein Weg daran vorbei, über eine Aufstockung des Angebots nachzudenken. Zum einen sollen auf besonders nachgefragten Strecken die Frequenzen erhöht werden, zum anderen werde die Anschaffung weiterer Busse geprüft.
Zu guter Letzt will die Balearen-Regierung auch den Sektor des touristischen Bustransports stärken. Hier geht es um Firmen, die die Beförderung der Urlauber vom und zum Flughafen organisieren, sowie Inselausflüge anbieten. Die Branche hatte zuletzt stark mit Personalmangel zu kämpfen. Laut Jaume Mateu plant das balearische Verkehrsministerium ein Förderprogramm, in dessen Rahmen Interessierte einen Zuschuss zur Ausbildung zum Busfahrer beantragen können.
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