Auf Mallorca wird der Regionalregierung und auch privaten Unternehmen immer klarer, wie üppig das Reservoir an erneuerbaren Energien ist: Neben zunehmend genutzten Solarparks und einer Produktionsanlage für grünen Wasserstoff auf dem Gelände der Ex-Zementfabrik bei Lloseta geraten auch das Meer und der Wind immer stärker ins Blickfeld.
Im Yachthafen Port Adriano wird es etwa bald ein neuartiges Wellenkraftwerk geben. Der Betreiber Ocibar und der schwedische Spezialanbieter Eco Wave Power Global AB unterzeichneten im April eine Vereinbarung, die den Bau einer Anlage zur Produktion von bis zu zwei Megawatt vorsieht. Das sind bis zu 50 Prozent der in dem Hafen verbrauchten Energie. 20 Jahre lang darf die skandinavische Firma ein von Ocibar zur Verfügung gestelltes Areal betreiben.
Die Anlagen des Unternehmens bestehen aus im Wasser schwimmenden sogenannten „Floatern”, die mit einem Motor, einem Akku und einem Generator verbunden sind. Je höher die Wellen sind, desto stärker bewegen sich die „Floater” und desto mehr Elektrizität wird produziert. In der britischen Exklave Gibraltar ist so ein ungewöhnliches Kraftwerk bereits in Betrieb. Man habe eine „smarte” Technologie entwickelt, um solche Kraftwerke erfolgreich laufen zu lassen, so Eco Wave Power Global AB in einer Selbstbeschreibung. Ein weiteres Wellenkraftwerk auf der Iberischen Halbinsel liefert schon seit dem Jahr 2011 im baskischen Hafenort Mutriku Strom für immerhin 250 Haushalte. Es verfügt über 16 Turbinen und wurde von der deutschen Firma Voith Hydro Holding errichtet.
Die balearische Regierung konzentriert sich im Augenblick besonders auf Windenergie, und vor allem jene auf dem offenen Meer: Der für den Klimawandel zuständige Vizeministerpräsident Pedro Yllanes von der Linkspartei Podemos informierte sich nebst Experten vor einigen Tagen auf der Spezialmesse Blue Forum in Rotterdam über die Möglichkeiten. Dort wurde zudem jenen Unternehmen, die solche Anlagen errichten, in aller Ausführlichkeit mitgeteilt, wie es um die Windverhältnisse auf den Inseln bestellt ist. Die Balearen-Regierung will Windparks abseits der Sichtweite von Strandbesuchern im Meer verankern.
Lokale Medien berichteten jüngst, dass diverse potenzielle Investoren bereits ihr Interesse bekundet hätten. Diese Unternehmen hätten gehörig Erfahrung gesammelt, und dies auch in Spanien, konkret in Katalonien und auf den Kanaren. Was erneuerbare Energien anbelange, wolle man zwar weiter auch auf die Sonnenenergie setzen, aber nicht so sehr wie früher Landflächen dafür opfern, so Vizeregierungschef Pedro Yllanes. Man konzentriere sich immer stärker auf das Meer. Es sei jetzt Aufgabe der Zentralregierung in Madrid, zur Förderung der Windenergie Meeresflächen neu zu regulieren.
Die Bemühungen auf den Balearen, erneuerbare Energien stärker zu nutzen, stehen im Einklang mit dem Kurs der ebenfalls sozialistisch geführten Zentralregierung in Madrid. Die hat sich auf die Fahnen geschrieben, den Ausstoß der für die Erderwärmung verantwortlichen Treibhausgase bis zum Jahr 2030 verglichen mit dem Jahr 1990 um 23 Prozent senken. 42 Prozent des Energiemixes sollen dann auf die Erneuerbaren entfallen.
Bei der Herstellung von Elektrizität ist bei Wind, Wellen- und Sonnenenergie sogar ein Anteil von 74 Prozent angepeilt. Im spanischen Energiemix stieg der Anteil der Erneuerbaren von 2009 bis 2019 bereits von 24 auf 38 Prozent an. Diese Anstrengungen dienen dem Ziel, Strom aus Kohle und Atomkraft weiter zu reduzieren. Man wolle 2027 damit beginnen, Meiler abzuschalten.
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