Im Oktober 2018 steht plötzlich ein Inspektor des Inselrats vorm Grundstück von Martina B. (Name geändert) aus Campos, ein Jahr später flattern die „Multas”, die Strafzettel, ins Haus. Für mehrere mobile Sachen, die sie auf ihrem Grundstück aufgestellt hat, hat sie ein Bußgeld erhalten, unter anderem für ein Trampolin und zwei kleine abbaubare Gartenhäuschen.
„Das ist in der Tat legitim”, sagt der schon seit 20 Jahren in Spanien tätige deutsche Rechtsanwalt Joachim Süselbeck. „Für eine Versiegelung des Bodens muss in Spanien eine Baugenehmigung beantragt werden. Das ist auch schon der Fall, sobald ich nur vorübergehend etwas aufstelle.” Das zugrunde liegende Gesetz aus dem Jahr 1997, das sich mit den „Suelos rústicos” beschäftigt, unterscheidet unter anderem nach besonderem Interesse des Gebietes im Sinne des Naturschutzes. Auf Mallorca gibt es nicht nur eine Art ländlicher Grundstücke.
In Deutschland gibt es nichts Vergleichbares, von daher trifft die Regelung Grundstücksbesitzer auf Mallorca bisher meist unvorbereitet. „Auf deutschem Boden muss man Gartenhäuser ab einer bestimmten Größe anmelden”, weiß Joachim Süselbeck. „Hier ist selbst ein zusammengesteckter Baldachin, der für die nächste Grillparty auf dem Rasen aufgestellt wird, streng betrachtet genehmigungspflichtig.”
Dabei ist vor allem die Größe des Grundstücks entscheidend: Auf weniger als 14.206 Quadratmetern ist es grundsätzlich verboten, das Bauvolumen – welcher Art auch immer – zu erweitern. Das gelte auch, wenn nur ein Quadratmeter des Bodens überbaut werde. In manchen Gemeinden werde dies auch auf 21.000 Quadratmeter erweitert, weiß der Anwalt.
Zuständig ist die Oberste Baubehörde des Consell de Mallorca, also des Inselrats. Erteilt werden die Bußgelder von der dafür beauftragten „Agència de defensa del territori de Mallorca” (ADT), von der auch Martina B. Post ins Haus bekam. Die Höhe der Strafe fällt dabei ganz unterschiedlich aus. „Wo man in Deutschland mit einem Bußgeld rechnen muss, entstehen in Spanien schnell Forderungen von 50.000 bis 100.000 Euro bei der Baubehörde”, sagt Süselbeck.
„Es ist bekannt, dass die Fälle oft nur verfolgt werden, wenn sie zur Anzeige gebracht worden sind”, sagt Joachim Süselbeck. Es sei eher ungewöhnlich, dass Inspektoren aus freien Stücken in den Gemeinden patrouillieren würden, wie es in Deutschland der Fall sei. Auch in Martina B.s Fall ist der Familie nicht bekannt, warum plötzlich ihr Grundstück in den Fokus geriet.Die Stadtverwaltung von Campos bestätigte den Betroffenen zumindest, dass Trampolin und Spielhaus kein Problem darstellen. Die Gartenhäuser jedoch müssen abgebaut werden. Auch der an verschiedenen Stellen im Garten ausgestreute Kies wurde mit einer Strafe bedacht, darf nun aber bleiben.
„Seitdem es vor zwei Jahren einen personellen Wechsel in der Baubehörde gab, wird sehr viel härter durchgegriffen”, sagt Süselbeck. „Vor wenigen Jahren noch wurde bei vielen Dingen ein Auge zugedrückt, nun kontrolliert die Baubehörde auf der Insel sehr viel mehr, da wird noch einiges auf Ansässige zukommen.”
Jedem Grundstücksbesitzer ist angeraten, sich vorab rechtlich beraten zu lassen. Bei Aufstellpools, die seit Anfang 2019 einer Genehmigung bedürfen, oder den immer beliebteren mobilen Häuschen auf Rädern, sogenannten „Tiny Houses”, ist die Rechtsberatung nicht beim Kauf inklusive. Wichtig ist, sich vorab bei der zuständigen Gemeinde über Lizenzbedingungen zu informieren.
Die vom Inselrat beauftragte Agentur ADT stellt auf ihrer Webseite die zugehörigen Gesetzestexte, allerdings nur auf Spanisch, zur Verfügung. Liegt bereits eine Strafe vor, solle man definitiv in Widerspruch gehen, rät der Rechtsexperte.
6 Kommentare
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Die ADT kümmert sich nicht nur um die Ferienimmobilie des Ausländers. Das scheint ja hier mal wieder eine weit verbreitete Meinung zu sein. Die ADT kümmert sich um alles was illegal ist, was endweder angezeigt oder bei Kontrollen aufgeflogen ist. Macht euch mal die Mühe und geht auf die Seite der ADT. Seht euch an, was alles gestoppt und auch abgerissen wird. Es ist das volle Spektrum. Nicht nur die Ferienimmobilie des Ausländers, welche vielleicht noch illegal vermietet wird. Wenn ich auf dem Campo wohne, muss ich mit nem gewissen Lärmpegel leben, ja auch Sonntags. Wir sind hier nicht in Deutschland mit deutschen Ruhezeiten. Desweiteren, wenn eine Baugenehmigung vorliegt, darf der sogar Sonntags, ganz legal arbeiten...
Schon Hausmeister Krause sagte: "Ordnung muß sein! @Eleonore: Giftfässer - ob Sie nicht schneller Hilfe bei einer Umweltschautzorganisation finden würden? Die kennen sich mit so etwas aus - die Polizei hat davon doch eher keine Ahnung. Allerdings wäre es sicher interessant, die Untätigkeit der Polizei gründlich zu dokumentieren, schriftlich Beschwerde einzureichen und von Fall zu Fall jeweils eine Hieranchieebene höher einzusteigen - abschließend beim Polizei-Präsidenten bei einen persönlichen Termin die Vielzahl der Fälle vorlegen. Danach sollte die Polizei schneller sein ... - anderenfalls könnten Sie die Dokumente an die Presse weitergeben - von nix kommt nix - erst recht keine Polizei auf Mallorca ....
Wir sind schon seit Jahren immer wieder mehrere Monate auf Mallorca, und stellen tatsächlich fest, das bei uns Ausländern doch genau und schnell hingeschaut wird, bei einer anonymen Anzeige heisst es man dürfe nicht sagen wer das ist. Wenn man sich umschaut unter welch schrecklichen Zustand die Umgebungsimmobilien sind, dort auch noch Tiere ihrem Schicksal überlassen werden. Giftfässer herumstehen und vieles mehr. Bittet man da die Polizei nach zu sehen, passiert nichts. Wer Nachbarn hat die Bauen, wird feststellen, egal ob Sonntag oder gesetzlicher Feiertag, da lärmt die Kreissäge oder die grossen Raupen Maschinen, und niemand kommt von der Polizei um diese Ruhestörung zu beenden. Wenn ich immer lese , zu wenig Personal, ich persönlich meine das Personal was da ist, hat eben keine Lust ihren Job zu machen und so entstehen diese Umstände, für die einen wird hart durch gegriffen und die anderen dürfen tun und lassen was sie wollen. Das finde ich schade.
Um marode Wohnhäuser wird sich nicht gekümmert, die zusammenfallen könnten! Palma, Arenal wie zu lesen ist. Dafür hat die Oberste Baubehörde keine Zeit oder kein Personal???
Wenn denn diese Vorgänge kontrolliert werden und nicht nur für auswertig angereiste gelten, kann man damit leben. Die Gegenwart sieht leider ganz anders aus, auch wenn es keiner ausspricht. Man muss halt Biospanier und im Moment ein wenig links gerichtet sein und fast alles geht.
da haben viele deutsche ein Problem mit diesem Fakt. Da habe ich häufig Kunden bremsen müssen. Haubargument ist,war und wird wohl immer sein: wiso, bei uns in Deutschland ist das doch gar kein Problem. Die Sache mit dem Trambolin ist, meines Erachtens, auch etwas "hergezogen". Aufstellpool, je nach Grösse baut man den ja auch nicht wieder ab, von daher. Gartenhäuschen...klar bebaute Fläche..