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Schock-Nachricht für alle Trink-Touristen auf Mallorca: "Bald gibt's kein Bier am Ballermann", verkündet die Bildzeitung dieser Tage in ihrer Online-Ausgabe. Was in boulevardesker Manier überspitzt dargestellt ist, hat nur einen bedingt wahren Kern. Fakt ist: Die Stadt Palma hat die erste Meereslinie der Playa de Palma am Dienstag offiziell zu einer Zone "spezieller Intervention" erklärt. Wer sich hier auf offener Straße betrinkt oder Alkohol verkauft, dem drohen saftige Geldstrafen: 1500 bis 3000 Euro müssen Privatpersonen für Verstöße abdrücken, Touristen ebenso wie Einheimische.

"Krass! Das könnte dein Urlaubsfeeling ausbremsen", titelt das Online-Partymagazin virtualnights.com und mag recht haben: So hart ist bisher noch keine Gemeinde Mallorcas gegen Trinkexzesse vorgegangen. Kaum ein deutsches Medium hat die Neuigkeiten aus Palmas Rathaus in diesen Tagen nicht aufgegriffen.

Viel Rummel und wenig dahinter? "Gemütlich ein mitgebrachtes Bier am Strand zu trinken ist nicht verboten", betont Robert Pérez Mena, Sprecher von Palmas Sicherheitsdezernat. Vielmehr gehe es um Saufgelage, die Ruhestörungen und Verschmutzungen mit sich bringen.

Palmas Anliegen sind deutlich: "Wir wollen die Anhäufungen von trinkenden Menschen auf der Straße ausmerzen", erklärt Sicherheitsdezernentin Angélica Pastor im Gespräch mit MM. Ein Ziel, das ihrer Meinung nach durch die ehemalige "Ordenanza Cívica" (in deutschen Medien oft als "Eimer-Sauf-Verbot" bezeichnet) nicht erreicht worden sei. Diese ist ohnehin passé: Im Februar hatte das Oberste Gericht der Balearen die "Ordenanza" für ungültig erklärt. Begründung: Das Rathaus sei in der Angelegenheit gar nicht zuständig gewesen.

Seit der Abschaffung gilt nun wieder eine Verordnung, die bereits von 2007 bis 2011 in Palma angewendet wurde. Sie bietet die Rechtsgrundlage für die "speziellen Interventionszonen". Bisher hatte es davon nur eine gegeben: den Paseo Marítimo unweit von Palmas Zentrum, an dem vor allem Spanier ihr ausschweifendes Nachtleben genießen. Nun kommen sechs neue Zonen hinzu. Neben der Playa de Palma werden auch in Bereichen von Can Pastilla, El Jonquet, Son Armadams, El Terreno und an der Plaça Gomila, wo vornehmlich Mallorquiner feiern gehen, die harten Sonderregelungen gelten. Allein gegen Touristen geht es bei den Regelungen also nicht.

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Konkret verboten ist in den Zonen ab sofort jeglicher Verkauf von Alkohol zwischen Mitternacht und acht Uhr morgens. Ausgeschlossen sind davon allein Gastronomiebetriebe und Diskotheken, hier wird auch weiterhin der Alkohol fließen. Alle anderen Einkaufsmöglichkeiten - Supermärkte, Kioske, Automaten oder Straßenhändler - dürfen in der vorgegebenen Zeit keinerlei alkoholische Getränke mehr an den Mann und die Frau bringen. Anders das Konsumverbot auf offener Straße: Es gilt - wie schon seit Jahren - rund um die Uhr, und zwar in ganz Palma. Im Unterschied zu den neuen Interventionszonen belaufen sich die Geldstrafen außerhalb derselben allerdings "nur" auf rund 100 bis 700 Euro - kein Vergleich zu den horrenden Strafen, die nun an der ersten Meereslinie der Playa und Co. gelten.

1500 bis 3000 Euro, das sind Summen, die ein Playa-Urlauber in der Regel nicht mal eben in bar mit sich herumträgt. "Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, das Bußgeld mit Kreditkarte oder anderen Methoden zu begleichen", so Sicherheitsdezernentin Pastor. Wie konsequent die Ordnungshüter tatsächlich gegen Saufgelage vorgehen werden, bleibt abzuwarten - schließlich liegt es im Ermessensspielraum der Beamten, ob ein Besäufnis stattfindet oder nur eine ruhiger Feierabenddrink eingenommen wird. "Die exakte Höhe der Strafe hängt von der Schwere der Aktion ab", so Pastor. Schreiende oder störende Gruppen müssten mehr zahlen als ruhige, am teuersten werde es für Betrunkene, die Sachen zerstören und verschmutzen.

Den Feier-Tourismus an der Playa de Palma ausrotten wolle die Stadt nicht. "Wir haben einfach nur vor, unzivilisiertes Verhalten stärker zu regulieren", betont Pastor. "Sonst wird den Anwohnern hier ihr Recht auf Erholung genommen."Auch ansässige Unternehmer würden sich immer wieder über die Störungen der Trunkenbolde beschweren. "Deutsche Medien sollten in der Lage sein, das zu verstehen und auch so weiterzugeben. Wir können nicht erlauben, dass das Ansehen der Stadt beschädigt wird, weil in einigen Zonen in den Sommermonaten Chaos herrscht", rechtfertigt Pastor.

"Diese Maßnahme ist sehr willkommen", sagt Bernat Coll, der Präsident des Handelsverbandes Pimeco, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei klar, dass "es auf unseren Straßen ein Sicherheitsproblem gibt". Als störend empfindet Coll dagegen die Regelung, den Verkauf nach Mitternacht zu verbieten. "Das schränkt die Freiheiten ein. Wer sich nachts betrinken möchte, der kann sich ja vor Mitternacht eindecken. Das macht keinen Sinn. Wir werden dagegen protestieren und vorgehen."

Die Regelungen sind bereits in Kraft, gerade rechtzeitig, bevor in wenigen Wochen die Partytouristen wieder in Strömen an die Playa ziehen. Zunächst sollen in den betroffenen Zonen Infoschilder angebracht werden. Ab April werden dann voraussichtlich die ersten Bußgelder verhängt.