Kalt bläst der Wind vom Hafen in Alcúdia über die Promenade. Bei jedem Schritt knarschen die Holzplanken ein wenig, manche senken sich leicht unter dem Körpergewicht der Passanten. Sie zieren den Weg an den Booten vorbei, von dem Gebäude der Hafenbehörde bis hin zum Anfang des langen Strandes, eine Strecke von etwa 700 Metern. Auf den Steinboden wurden sie als breiter Spazierstreifen verlegt, damals vor knapp 15 Jahren.
Heute ist von ihrer ursprünglich beige-hellbraunen Holzfarbe nichts mehr übrig, schon lange haben die Bretter einen Grauton angenommen. Wettergegerbt könnte man sagen. "Damals Ende der 1990er Jahre war die Konstruktion modern", berichtet Juan Morado, Techniker für Gemeindebau in Alcúdias Rathaus.
"Aber schon seit Längerem macht sie Probleme, das Holz ist in einem schlechten Zustand." Menschen stolpern, rutschen aus, beschweren sich. Immer wieder muss die Gemeinde ausbessern. "Die Instandhaltungskosten sind enorm", weiß Morado. Er ist einer von denen, die die Ideen für eine Neugestaltung der Hafenpromenade in Alcúdia ausgearbeitet haben: Holzplanken weg und Grünflächen her, fordert Alcúdias Rathaus.
Jetzt soll die Umsetzung folgen, die Hafenbehörde hat grünes Licht gegeben. "Das war nämlich immer die Sache, dass die Promenade, die unmittelbar um den Hafen herumführt, nicht von der Gemeinde umgestaltet werden darf", erklärt Morado. Grund: Genau wie in Palma untersteht auch Alcúdias Hafen der balearischen Hafenbehörde und diese wiederum direkt der zentralspanischen Regierung.
"Das ist quasi Spanien und dahinter beginnt die Gemeinde", sagt Morado und lacht. "Gut, dass unsere Ideen angenommen werden." Und gut, dass auch jegliche Baukosten vom Staat bezahlt werden. Der Streit, der jahrelang zwischen Rathaus und Behörde herrschte, wird heute von keiner Seite mehr erwähnt - man scheint froh zu sein, dass nun alles voran geht.
"So teuer wird es nicht, weniger als 400.000 Euro", prognostiziert Raimond Jaume, Pressesprecher der Hafenbehörde. "Es sind ja nur kleine Umgestaltungen." Die großen, brückenähnlichen Holzbauten, die Passanten einen Ausblick über Strand und Hafen gewähren - eine direkt am Strand und eine am anderen Ende des Hafens - bleiben erhalten. Nur die Bodenplanken kommen weg.
"Die sind nicht praktisch und keiner will sie", bestätigt Jaume. Stattdessen sind kleine Pflanzen wie Lavendel und Rosmarin geplant, Spaziergänger sollen daran vorbei wieder auf dem Steinboden laufen. Auch die laufenden Instandhaltungskosten - rund 40.000 Euro jährlich - will die Hafenbehörde nun endlich übernehmen. Bisher war das Rathaus dafür aufgekommen.
Noch ist nicht klar, welche Firma für die Bauarbeiten beauftragt wird. Der Baubeginn stehe allerdings schon fest: Anfang 2016. "Länger als zwei bis drei Monate werden die Arbeiten nicht dauern. Spätestens zum Saisonstart im Mai soll alles fertig sein", so Jaume.
Auch knapp zwölf Kilometer nordwestlich soll gebaut werden. Wer von Alcúdia mit dem Auto nach Port de Pollença fährt, der kommt automatisch auf die Küstenstraße, die zum Hafen Pollenças führt. Noch. "Langfristig soll hier eine Fußgängerzone entstehen", erklärt Tomeu Cifre, Baudezernent der Gemeinde, im Gespräch mit dem MM. 1,7 Kilometer lang ist die Strecke, die in diesem Winter umgestaltet werden soll, beginnend kurz vor der Roca de Llenaire bis hin zum Kreisverkehr an der Hafenstraße, mitten im Ortskern.
Das vordere Stück, von Llenaire bis hin zur Avenida París, soll in den nächsten Jahren neu asphaltiert werden. Bislang fahren hier in beiden Fahrtrichtungen Autos, bald wird die Straße auf eine Spur begrenzt. Dafür werden die Gehwege auf beiden Seiten deutlich vergrößert, zudem soll ein Fahrradweg entstehen, der durch einen kleinen Grünstreifen von der Straße abgetrennt werden soll.
Auch die kleine Mauer, hinter der der Strand beginnt, wird neu gemacht und neue Laternen sind geplant. "Wir konzentrieren uns in diesem Winter vor allem auf die Seitenbereiche rund um die Straße. Die Fahrbahn selbst wird dann im kommenden Winter in Angriff genommen", so Cifre.
Gleiches gilt für den folgenden Straßenabschnitt, von Avenida París bis zum Zentrumskreisverkehr. Hier werden beide Fahrstreifen erhalten bleiben, ein Fahrradweg ist daher nicht möglich, die Seitenbereiche sollen aber dennoch vergrößert werden - dafür werden die Parkplätze am Straßenrand verlegt. "Und im nächsten Jahr soll die Fahrbahn an diesem Abschnitt mit Pflastersteinen ausgelegt werden", erläutert Cifre.
Klingt nach langsamen Schritten in Richtung Fußgängerzone. "Auf einer so stark befahrenen Straße dauert das Jahre, es ist ein Prozess", bestätigt Cifre. Die vor rund zehn Jahren gebaute Parallelstraße zum Küstenweg sei bereits ein erster Schritt gewesen. Diese liegt jedoch knapp 500 Meter landeinwärts. "Deshalb müssen auch die kleinen, unmittelbar in zweiter und dritter Meereslinie gelegenen Straßen in Zukunft für größeres Verkehrsaufkommen ausgebaut werden."
Erst dann könne irgendwann eine richtige Fußgängerzone eingerichtet werden. "Von heute auf morgen geht das nicht." Ein Mobilitätsplan müsse her, der auch mit Anwohnern und Gewerbetreibenden an der Straße abgestimmt werden muss. "Vermutlich wird das Autoverbot etappenweise entstehen, zunächst nur zu bestimmten Uhrzeiten, und dann ausgeweitet werden." Auch das sei aber ein Prozess über Jahre.
Allein die Kosten für die Baumaßnahmen an den Seitenbereichen der Küstenstraße, die diesen Winter im Fokus liegen, betragen 1.050.000 Euro, 450.000 davon übernimmt das Tourismusministerium der Balearen-Regierung.
"Das war schon alles festgemacht, bevor wir im Mai die Wahlen gewonnen haben", berichtet Cifre. Mit wir meint der Dezernent die Linkskoalition, der auch seine Ökopartei Més angehört. "Die konservative Vorgängerregierung hatte das Projekt schon geplant und daran ist die Subventionierung gekoppelt, deshalb konnten wir nichts Grundlegendes mehr am Konzept ändern. Aber wir konnten uns bei der konkreten Umsetzung einbringen und sind nun auch zufrieden mit dem Projekt."
Schon jetzt sind die Arbeiten an den Gehwegen in vollem Gange, im Mai sollen sie abgeschlossen werden. Cifre: "Ostern stoppen wir für 15 Tage, da viele Touristen erwartet werden. Danach geht es weiter."
Trotz der Ausrichtung an der Saison will Cifre jedoch nicht, dass der Eindruck entsteht, das Projekt sei nur für Touristen gemacht. "Wir wollen uns alle hier wohlfühlen und eine Renovierung steht schon lange aus." Die Touristen, die nach Port de Pollença kommen, suchten das Authentische, die Ruhe. "Und die soll wiederhergestellt werden."
(aus MM 48/2015)
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