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Für Außenstehende gibt es keine wahrnehmbare Grenze, für Insider hingegen sehr wohl: Die beiden Stadtteile in Palma, Santa Catalina und Es Jonquet, wirken scheinbar wie aus einem Guss. Das ehemalige Fischer-, Handwerker- und Zigeunerquartier mit seinen traditionellen mallorquinischen Häusern hat sich zu Palmas hipper Location entwickelt. Und doch bildet der Carrer Sant Magí eine feine Trennungslinie. Oberhalb: Santa Catalina mit seinen In-Lokalen und Läden. Unterhalb: Es Jonquet mit seinen verwinkelten Gassen, den Windmühlen und dem "Balkon" mit Blick auf den Hafen.

2009 stellte Mallorcas Inselrat Es Jonquet unter Denkmalschutz. Viele lieben das Viertel wegen seiner Ruhe und Beschaulichkeit von anno dazumal.

Und dennoch könnte es mit der Ruhe bald vorbei sein. Das Problem von Es Jonquet: In seinem Westteil befindet sich eine weitläufige Brachfläche, auf der der Mischkonzern Acciona (der auch den verunglückten Kongresspalast in Palma baut) Wohnungen und ein Geschäft von insgesamt 2200 Quadratmetern auf zwei Ebenen errichten möchte. Ein zweites, kleineres Grundstück im Ostteil, auf dem die Ruine eines Wasserturms steht, soll ebenfalls (von einem anderen Bauträger) mit Wohnungen bebaut werden.

Engagierte Bewohner befürchten, dass die Bauvorhaben das Gesicht des Viertels verändern werden. Aus diesem Grund lud der Anwohnerverein von Es Jonquet jüngst Politiker aus Palmas Stadtrat ein, um über das Projekt zu diskutieren.

Palmas Baudezernent Jesús Valls stellte die jüngsten Pläne der Stadt vor, die wegen des Denkmalschutzes neu ausgearbeitet werden mussten. Sie hatten ursprünglich im Osten 28 Wohneinheiten vorgesehen, im Westen gar 85, dazu das Ladenlokal mit Glasfassade zum Paseo Marítimo hin sowie 350 Autostellplätze. Mittlerweile musste die Stadt die Zahl der Wohnungen auf 12 im Osten und 65 im Westen absenken. Auch räumte sie ein, nun die Hanglage des Geländes (mit einem Höhenunterschied von bis zu fünf Metern) zu berücksichtigen. Die Neubauten dürfen nicht höher ausfallen als die bisherige traditionelle Bebauung, sprich: Erdgeschoss plus zwei Etagen.

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Den Anwohnern und auch den Oppositionsparteien gehen diese Zusagen nicht weit genug. Während einige die Fläche in einen Park verwandelt sehen möchten, machen andere die Bebauung davon abhängig, wie gut sich die neuen Häuser in das Gesamtensemble einfügen lassen. Wichtig ist allen, dass auch die Neubauten äußerlich ganz im Stil der traditionellen Architektur errichtet werden müssen.

Gänzlich umstritten ist das geplante Geschäft, das die einen als reines Laden- oder Filialgeschäft bezeichnen, die anderen hingegen als Einkaufszentrum verteufeln. Auch wenn die Stadt nun die geplante Glasfassade des Verkaufsbetriebes zur Hafenpromenade für nicht genehmigungsfähig hält, soll der Laden zumindest als unterirdischer Komplex zugelassen werden.

"Ich kann nicht begreifen, wie die Stadt glaubt, aufwendige Erdarbeiten auf einem geschützten Gelände zulassen zu können", sagt Josep Balaguer, Sprecher der Bürgerinitiative "Salvem Es Jonquet".

Aber das letzte Wort hat ohnehin der Inselrat. Er muss die städtischen Pläne auf ihre Vereinbarkeit mit den Denkmalschutzbestimmungen hin überprüfen. Das soll noch bis 2015 passieren. Dann entscheidet die Politik. Was die Oppositionsparteien verlauten lassen: "Gewinnen wir die Wahlen, werden solche Pläne nicht verwirklicht."

Josep Balaguer setzt seine Hoffnungen auf den Inselrat. Schon der Denkmalschutz, der 2009 erklärt wurde, sei ein großer Erfolg gewesen. Er trat in Kraft, unmittelbar bevor das Rathaus von Palma das Acciona-Bauvorhaben genehmigen konnte. "Ohne diesen Schutz wäre das Gelände dort heute genauso mit Hochhäusern bebaut wie der Rest des Paseo Marítimo."

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