Den Anfang machte am Freitag vergangener Woche die Vereinigung der Hoteliers an der Playa de Palma. Deren Vorsitzender Francisco Marin stellte eine Informationskampagne vor, durch die Urlauber vor den Gefahren gewarnt werden sollen, die rund um den "Ballermann" lauern: Hütchenspieler, Taschendiebe, Prostituierte, illegale Masseurinnen, übermäßiger Alkoholkonsum.
Als habe man sich abgesprochen, nahm die Polizei ebenfalls am Freitag an der Playa de Palma medienwirksam 46 Chinesinnen mit zur Wache, die am Strand ihre Dienste als Masseurinnen angeboten hatten und sich nicht ausweisen konnten. Drei von ihnen hatten keine Aufenthaltsgenehmigung und wurden vorübergehend festgenommen.
Nur wenige Kilometer entfernt stellte der Tourismusdezernent der Stadt Palma, Álvaro Gijón, zeitgleich die ehrgeizigen Pläne vor, mit denen er die Playa de Palma befrieden will: Zur Sommersaison 2014 sollen zwei neue Verordnungen in Kraft treten, die das Bild der Playa de Palma gründlich verändern könnten.
Einerseits will Gijón einheitliche ästhetische Normen schaffen, nach denen sich jeder an der Playa de Palma richten soll. Geplant seien klare Regeln für das Aufstellen von Werbetafeln, das Anbringen von Leuchtreklame, die Nutzung der Bürgersteige durch Geschäfte, das Design der Terrassenmöbel gastronomischer Betriebe sowie die Farbgestaltung der Gebäude. Das Ziel sei ein einheitliches Erscheinungsbild der Playa de Palma.
Aber damit nicht genug: Die Stadt plant eine weitere Verordnung, mit deren Inkrafttreten Straßenverkäufer, Prostituierte, illegale Masseurinnen und Hütchenspieler endgültig vertrieben werden sollen - allerdings auch Sauftouristen. Vom kommenden Jahr an sollen Trinkgelage in der Öffentlichkeit an der Playa de Palma strikt unterbunden werden.
Einen ersten Eindruck, wie das aussehen könnte, bekommen deutsche "Ballermann"-Touristen bereits in diesen Tagen: Seit Freitagnacht sind an den Balnearios fünf und sechs jeweils von 22 bis 1 Uhr Polizisten mit einem Dolmetscher unterwegs, um die Urlauber darauf hinzuweisen, dass es nicht gestattet ist, auf dem Mäuerchen zu sitzen, das Strand und Promenade trennt, und Alkohol zu trinken.
Schon im vergangenen Jahr hatte die Polizei auf diese Weise versucht, Urlaubergrüppchen zu vertreiben. Außerdem waren Hinweisschilder aufgehängt worden, denen zufolge das "Eimersaufen" am Strand verboten sei - obwohl es dafür gar keine Rechtsgrundlage gibt. Erfolg hatte die Kampagne im vergangenen Jahr nicht. Medienberichten zufolge ist das diesmal nicht anders: Die trinkfreudigen Urlauber räumten nach der Aufforderung durch die Polizei ihre Plätze jeweils nur vorübergehend.
Diese "Alkoholkontrollen" allerdings sind keine Reaktion auf die Negativberichterstattung in Deutschland - die Aktion war bereits Anfang Mai vom Stadtrat beschlossen worden. Auch ist es nicht das erste Mal, dass Palmas Lokalpolitiker ein hartes Durchgreifen gegen kriminelle Banden an der Playa de Palma ankündigen. Für Aufsehen gesorgt hatte auf Mallorca vor allem eine Reportage der "Bild am Sonntag", in der die dunklen Seiten der Playa de Palma beschrieben wurden.
3 Kommentare
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Warum regt sich alles so über die " Sauftouristen " auf? Sie halten sich an der Playa de Palma auf einem Gebiet von etwa 1.000 x 300 Metern auf, kommen jährlich zu 100.000 - sdn und lassen dort viel Geld. Ich besuche die Insel mehrfach im Jahr, und fahre auch öfter einmal an den Ballermann. Wegen der Partystimmung. Aber in den letzten Jahren mit etwas Bauchschmerzen. Taschendiebstähle, Zimmereinbrüche, Uhrenverkäufer und eine zunehmende Abzocke der grossen Gastronomiebetriebe verderben mir langsam den Spass. Und nachts zum Hotel fahre ich nur noch mit dem Taxi, auch wenn es nur ein paar hundert Meter sind - wg. den Damen in den Seitenstrassen. Die Jugendlichen " Saufgelage " sind nicht das Problem. Statt dieses Quatier " auszutrocknen " sollte man lieber für etwas mehr Sicherheit sorgen. Und aus Jugendlichen werden Erwachsene - die sich gern an alte Zeiten erinnern wenn sie die Insel später mit Familie wieder besuchen ...
#jvb: wenn der sauftourismus einen bogen um mallorca macht und dafür andere touristen kommen, sind bestimmt nicht wenige menschen auf der insel froh darüber. sauftourismus ist schädlich für die insel, da diese art von tourismus das image von mallorca beschädigt und viele potentielle touristen von einem besuch der insel abschreckt. In welchen sonnenzielen kann man ungestraft aus plastikeimern in der öffentlichkeit alkohol trinken? nur eine "null-toleranz-politik" kann eine veränderung bringen ... nicht nur an der playa de palma, sondern z.b. auch in cala ratjada oder magaluf!
Gerade vom Ballermann 6 zurück (Hotel Playa Golf) habe ich den Start des Pilotversuchs noch mitbekommen. Ein zaghafter Versuch ohne weitreichende Folgen, wie ich finde. Wenn junge Leute (auch Erwachsene sind oft darunter) sich hier friedlich „abschießen“ könnte es auch daran liegen, dass ihnen die Getränkepreise in den Megabars und Sälen zu teuer sind und schon mal kostengünstiger am Strandufer „vorglühen“. Denn die Preise am Ballermann haben ganz deutlich angezogen. Zwei Plastikliegen unterm Strohdach für 16,05 € (je 5,35 €) wirken eher abschreckend. Die blöde Currywurst mit blassem Brötchen für 3,90 € grenzt ebenso an Wucher wie die normale Portion Pommes für stolze 2,50 €. Hier soll von den ansonsten konkurrierenden Imbissbetreibern die schnelle Kasse gemacht werden. Nur über den einheitlichen Preis sind sie sich sehr einig. Wenn dann noch Medien wie Bild am Sonntag und vor allem die Sender der RTL-Kette negativ berichten (schlechte Bilder lassen sich ganz leicht finden), dann zittern Mallorcas Tourismusmanager. Sofort wird laut sogar über ein allgemeines Alkoholverbot nachgedacht. Mit dem Erfolg, dass die Partypeople plötzlich ganz schnell ausbleiben und andere Sonnenziele finden - mit weniger Restriktionen. Mit meinen 66 Jahren habe ich mich drei Wochen rund um den Ballermann sehr wohl gefühlt und viel Spaß mit vielen Gästen gehabt. Insgesamt habe ich mich hier viel sicherer gefühlt als an manchen Ecken in Deutschland.