Urdangarin (Miitte) mit Ehefrau Cristina: Zum ersten Mal steht ein Mitglied der spanischen Königsfamilie vor dem Ermittlungsgericht.

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Wenn der spanische König sich zu einer öffentlichen Stellungnahme hinreißen lässt, dann muss wahrlich etwas Folgenschweres vorgefallen sein. So gesehen scheint ihm die bevorstehende Aussage seines Schwiegersohnes reichlich zugesetzt zu haben. Allein die Richter hätten in Spanien das Recht zu richten, mahnte Juan Carlos am Mittwochmittag bei einer Veranstaltung in Barcelona. Außerdem forderte er Respekt für die Rechte jeder einzelnen Person.

Kaum verhohlen spielte der Monarch damit auf den Medienrummel an, in dessen Mittelpunkt sich seit Wochen und Monaten sein Schwiegersohn befindet. Iñaki Urdangarin muss am kommenden Samstag, 25. Februar, als Beschuldigter vor dem Ermittlungsrichter in Palma erscheinen und es ist keineswegs übertrieben, den Auftritt des Ehemanns von Königstochter Cristina als das Medienereignis des Jahres auf Mallorca zu bezeichnen.

Spaniens Presse und vor allem die populären Klatschrunden im Fernsehen schlachten das Thema tagtäglich voller Genuss aus. Dutzende Kamerateams werden am Samstagmorgen am Hintereingang des Gerichtsgebäudes in Palma an der Avenida Alemanya ausharren, um den ehemaligen Handball-Sportler bei seinem schweren Gang zu filmen. Anwohner haben gar für viel Geld ihre Balkone an Fernsehsender vermietet, die umliegenden Bars erwarten den umsatzstärksten Tag des Jahres. Monarchiekritische Gruppierungen haben zu Demonstrationen aufgerufen.

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Wie alle anderen Bürger auch, die im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens als Beschuldigte vorgeladen werden, soll Ur-dangarin die letzten Meter zum Gerichtsgebäude zu Fuß zurücklegen. Ob ihm dieser Spießrutenlauf jedoch tatsächlich zugemutet wird, wird sich endgültig erst kurz zuvor entscheiden. Polizei und Sicherheitsbeauftragte des Königshauses haben Bedenken angemeldet. Das am besten gehütete Geheimnis dieser Tage ist die Antwort auf die Frage, in welchem Hotel der Insel Urdangarin absteigt. Dass er die Sommerresidenz der Königsfamilie nutzt, gilt als unwahrscheinlich.

Für Aufsehen sorgten zuletzt Aufnahmen eines spanischen TV-Senders, der ein Filmteam nach Washington geschickt hatte, wo Urdangarin samt Frau und Kindern lebt. Während er selbst fluchtartig Reißaus nahm, sagte die Königstochter: „Wir versuchen, ein normales Leben zu führen. Aber ihr lasst uns ja nicht." Für sie könnte es nun noch dicker kommen. Offenbar erwägt der Ermittlungsrichter nach wie vor, auch sie als Beschuldigte vorzuladen.

Dass die Mitglieder des Königshauses mittlerweile dünnhäutig auf den Verlust der Unbescholtenheit reagieren, beweist nicht nur die Aussage von Juan Carlos am Mittwoch, sondern auch der Auftritt von dessen Schwester. Pilar de Borbón hatte bereits in der vergangenen Woche ungewöhnlich klare Worte gefunden. „Niemand ist schuldig, solange nicht ein Richter das Gegenteil feststellt", sagte sie vor Journalisten in Sevilla. „Also: Mund halten."