Auf Mallorca geht es ihnen besser als in Deutschland: Jo Semola (r.) und seine Frau Sarah Kim Gries. | privat

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Um seinen Hals baumelt, an einer silbernen Kette, ein kleines Croissant. Das gleiche Motiv hat er sogar auf seiner Hand tätowiert – so sehr scheint dieser Mann Backwaren zu lieben. Wenn er freundlich „Hallo, ich bin Jo und ich backe Brot” in die Kamera spricht, wissen seine tausenden Follower bei Instagram, TikTok und YouTube: Jetzt kommen Rezepte rund um Mehl, Dinkel und Sauerteig.

Jo Semola, wie der Künstlername des 37-jährigen Johannes auf den sozialen Netzwerken lautet, hat vor rund drei Jahren angefangen, seine Brotrezepte online zu stellen. Seit Februar dieses Jahres lebt er – zusammen mit seiner Frau Sarah Kim Gries und den beiden gemeinsamen Kindern – im Südwesten der Insel.

Viele Deutsche suchen auf Mallorca vergebens nach gutem, deutschen Brot. Der Influencer sieht das anders: „Die fertigen Brote in den Auslagen von Supermärkten, wie etwa Eroski oder Mercadona, sind viel besser als die in Deutschland.” Mindestens dreimal pro Woche backt auch er in der heimischen Küche. „Gerade versuche ich mich dem hier typischen Pan de Cristal. Ich bin aber noch nicht ganz zufrieden mit dem Rezept”, sagt er mit einem Lächeln.

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Nach den Diagnosen Burnout und Depressionen beendete Jo Semola seinen Job als Eventmanager. Foto: privat

Während das Paar von seinem neuen Leben auf Mallorca erzählt, kommt Sarah Kim Gries ins Schwärmen: „Unser Alltag fühlt sich an wie Teilzeit-Urlaub. Wir arbeiten zwar mehr und die Tage sind länger, wir haben aber auch mehr Zeit als Familie. Hier haben wir einfach mehr Lebensqualität.”

Eigentlich war es eine „Schnapsidee”, so nennt das Paar es, die in einer Auswanderung endete. Schon lange vor dem eigentlichen Schritt sei klar gewesen, dass sie nicht in Deutschland leben wollten. Dass die Wahl auf Mallorca fiel, war eher ein Zufall. Denn bei einem Trip vor einem Jahr verzauberte die Insel die Familie so sehr, dass sie sich die Frage stellten: „Können wir nicht einfach hier bleiben?”

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Aktuell läuft der bürokratische Prozess, damit alle Familienmitglieder zu Residenten werden. „Das ist für uns selbstverständlich. Wenn wir hier leben, arbeiten und die Infrastruktur nutzen, wollen wir auch hier unsere Steuern zahlen”, kommentiert Jo den Schritt.

Gerne stöbert der 37-Jährige durch Bäckereien im Südwesten der Insel, begutachtet die Auslagen und testet sich durch die Produkte. „Besonders die neo-traditionellen Bäckereien interessieren mich”, sagt er. Und schmiedet dabei Pläne für seine Zukunft. Er träumt von einem eigenen Laden auf Mallorca. „Meine Vision ist eine Art ‚Bäckerei-Labor’ mit kleinem Sortiment und hochwertigen Zutaten.” Dabei klingt er sehr zuversichtlich. Seine Frau ergänzt: „Wir haben keine Angst, Sachen auszuprobieren. Nur weil etwas schiefgeht, heißt es nicht, dass es ein Fehler war.”

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Seit 2021 ist Jo Semola Brot-Influencer und erreicht mit seinen Rezeptvideos hunderttausende Menschen. Foto: privat

Wie Jo Semola vom Eventmanagement zum Brotbacken kam, erzählt er ganz offen. 2019 hat er einen Burnout und leidet in der Folge an Depressionen. Er beendet seinen stressigen Job in einer Marketingagentur und beginnt, sich am Ofen zu versuchen. „Brot backen hat etwas Heilsames, fast Meditatives. Es hat mich Geduld gelehrt.” Autodidaktisch fängt er an, sich über Sauerteig, Gärzeiten und Brottypen einzulesen.

„Es ist auch schon einmal vorgekommen, dass ein Brot im Müll gelandet ist”, erzählt er mit einem herzhaften Lachen. Als er 2021 seine ersten Videos hochlädt, werden sie von Tausenden Menschen angesehen. Seitdem lädt er regelmäßig Rezepte rund um eigene Kreationen von Brötchen über Laugenstangen und Pizzateig bis zu Kartoffelbroten hoch.

Am 27. September ist das dritte Buch des Brotbäckers erschienen, welches den Titel „Breadventures” trägt. Die Beschreibung verspricht, „das klassische Brot in aufregende, herzhafte und süße Snack-Abenteuer” zu verwandeln. In den beiden zuvor veröffentlichten Werken gab er seinen Lesern auch Basiswissen rund ums Brotbacken mit. Beide Bücher sind als „Spiegel”-Bestseller prämiert worden.